Abonnement ins Theater. Ich benutzte den gestrigen Tag zu meiner häuslichen Einrichtung, da ohnehin im Goethe'schen Hause viel Bewegung war, indem der fran¬ zösische Gesandte, Graf Reinhard aus Frankfurt, und der preußische Staatsrath Schultz aus Berlin gekom¬ men waren, ihn zu besuchen.
Diesen Vormittag war ich dann bey Goethe. Er freute sich über meine Ankunft und war überaus gut und liebenswürdig. Als ich gehen wollte, sagte er, daß er mich doch zuvor mit dem Staatsrath Schultz bekannt machen wolle. Er führte mich in das angrenzende Zim¬ mer, wo ich den gedachten Herrn mit Betrachtung von Kunstwerken beschäftigt fand und wo er mich ihm vor¬ stellte und uns dann zu weiterem Gespräch allein ließ.
"Es ist sehr erfreulich, sagte Schultz darauf, daß Sie in Weimar bleiben und Goethe bey der Redaction seiner bisher ungedruckten Schriften unterstützen wollen. Er hat mir schon gesagt, welchen Gewinn er sich von Ihrer Mitwirkung verspricht, und daß er nun auch noch manches Neue zu vollenden hofft."
Ich antwortete ihm, daß ich keinen andern Lebens¬ zweck habe als der deutschen Literatur nützlich zu seyn, und daß ich, in der Hoffnung hier wohlthätig einzu¬ wirken, gerne meine eigenen literarischen Vorsätze vor¬ läufig zurückstehen lassen wolle. Auch würde, fügte ich hinzu, ein practischer Verkehr mit Goethe höchst wohl¬ thätig auf meine fernere Ausbildung wirken, ich hoffe
Abonnement ins Theater. Ich benutzte den geſtrigen Tag zu meiner haͤuslichen Einrichtung, da ohnehin im Goethe'ſchen Hauſe viel Bewegung war, indem der fran¬ zoͤſiſche Geſandte, Graf Reinhard aus Frankfurt, und der preußiſche Staatsrath Schultz aus Berlin gekom¬ men waren, ihn zu beſuchen.
Dieſen Vormittag war ich dann bey Goethe. Er freute ſich uͤber meine Ankunft und war uͤberaus gut und liebenswuͤrdig. Als ich gehen wollte, ſagte er, daß er mich doch zuvor mit dem Staatsrath Schultz bekannt machen wolle. Er fuͤhrte mich in das angrenzende Zim¬ mer, wo ich den gedachten Herrn mit Betrachtung von Kunſtwerken beſchaͤftigt fand und wo er mich ihm vor¬ ſtellte und uns dann zu weiterem Geſpraͤch allein ließ.
„Es iſt ſehr erfreulich, ſagte Schultz darauf, daß Sie in Weimar bleiben und Goethe bey der Redaction ſeiner bisher ungedruckten Schriften unterſtuͤtzen wollen. Er hat mir ſchon geſagt, welchen Gewinn er ſich von Ihrer Mitwirkung verſpricht, und daß er nun auch noch manches Neue zu vollenden hofft.“
Ich antwortete ihm, daß ich keinen andern Lebens¬ zweck habe als der deutſchen Literatur nuͤtzlich zu ſeyn, und daß ich, in der Hoffnung hier wohlthaͤtig einzu¬ wirken, gerne meine eigenen literariſchen Vorſaͤtze vor¬ laͤufig zuruͤckſtehen laſſen wolle. Auch wuͤrde, fuͤgte ich hinzu, ein practiſcher Verkehr mit Goethe hoͤchſt wohl¬ thaͤtig auf meine fernere Ausbildung wirken, ich hoffe
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Abonnement ins Theater. Ich benutzte den geſtrigen
Tag zu meiner haͤuslichen Einrichtung, da ohnehin im
Goethe'ſchen Hauſe viel Bewegung war, indem der fran¬
zoͤſiſche Geſandte, Graf Reinhard aus Frankfurt, und
der preußiſche Staatsrath Schultz aus Berlin gekom¬
men waren, ihn zu beſuchen.
Dieſen Vormittag war ich dann bey Goethe. Er
freute ſich uͤber meine Ankunft und war uͤberaus gut
und liebenswuͤrdig. Als ich gehen wollte, ſagte er, daß
er mich doch zuvor mit dem Staatsrath Schultz bekannt
machen wolle. Er fuͤhrte mich in das angrenzende Zim¬
mer, wo ich den gedachten Herrn mit Betrachtung von
Kunſtwerken beſchaͤftigt fand und wo er mich ihm vor¬
ſtellte und uns dann zu weiterem Geſpraͤch allein ließ.
„Es iſt ſehr erfreulich, ſagte Schultz darauf, daß
Sie in Weimar bleiben und Goethe bey der Redaction
ſeiner bisher ungedruckten Schriften unterſtuͤtzen wollen.
Er hat mir ſchon geſagt, welchen Gewinn er ſich von
Ihrer Mitwirkung verſpricht, und daß er nun auch noch
manches Neue zu vollenden hofft.“
Ich antwortete ihm, daß ich keinen andern Lebens¬
zweck habe als der deutſchen Literatur nuͤtzlich zu ſeyn,
und daß ich, in der Hoffnung hier wohlthaͤtig einzu¬
wirken, gerne meine eigenen literariſchen Vorſaͤtze vor¬
laͤufig zuruͤckſtehen laſſen wolle. Auch wuͤrde, fuͤgte ich
hinzu, ein practiſcher Verkehr mit Goethe hoͤchſt wohl¬
thaͤtig auf meine fernere Ausbildung wirken, ich hoffe
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/78>, abgerufen am 21.11.2024.
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