Grade unterhaltend. Goethe war im Ganzen still, in¬ dem er nur von Zeit zu Zeit als Zwischenbemerkung mit etwas Bedeutendem hervorkam. Dabey blickte er hin und wieder in die Zeitungen und theilte uns einige Stellen mit, besonders über die Fortschritte der Griechen.
Es kam dann zur Sprache, daß ich noch Englisch lernen müsse, wozu Goethe dringend rieth, besonders des Lord Byron wegen, dessen Persönlichkeit von solcher Eminenz, wie sie nicht dagewesen und wohl schwerlich wieder kommen werde. Man ging die hiesigen Lehrer durch, fand aber keinen von einer durchaus guten Aus¬ sprache, weßhalb man es für besser hielt, sich an junge Engländer zu halten.
Nach Tisch zeigte Goethe mir einige Experimente in Bezug auf die Farbenlehre. Der Gegenstand war mir jedoch durchaus fremd, ich verstand so wenig das Phä¬ nomen als das, was er darüber sagte; doch hoffte ich, daß die Zukunft mir Muße und Gelegenheit geben würde, in dieser Wissenschaft einigermaßen einheimisch zu werden.
Dienstag den 21. October 1823.
Ich war diesen Abend bey Goethe. Wir sprachen über die Pandora. Ich fragte ihn, ob man diese Dichtung wohl als ein Ganzes ansehen könne, oder ob noch etwas Weiteres davon existire. Er sagte, es sey weiter nichts vorhanden, er habe es nicht weiter
Grade unterhaltend. Goethe war im Ganzen ſtill, in¬ dem er nur von Zeit zu Zeit als Zwiſchenbemerkung mit etwas Bedeutendem hervorkam. Dabey blickte er hin und wieder in die Zeitungen und theilte uns einige Stellen mit, beſonders uͤber die Fortſchritte der Griechen.
Es kam dann zur Sprache, daß ich noch Engliſch lernen muͤſſe, wozu Goethe dringend rieth, beſonders des Lord Byron wegen, deſſen Perſoͤnlichkeit von ſolcher Eminenz, wie ſie nicht dageweſen und wohl ſchwerlich wieder kommen werde. Man ging die hieſigen Lehrer durch, fand aber keinen von einer durchaus guten Aus¬ ſprache, weßhalb man es fuͤr beſſer hielt, ſich an junge Englaͤnder zu halten.
Nach Tiſch zeigte Goethe mir einige Experimente in Bezug auf die Farbenlehre. Der Gegenſtand war mir jedoch durchaus fremd, ich verſtand ſo wenig das Phaͤ¬ nomen als das, was er daruͤber ſagte; doch hoffte ich, daß die Zukunft mir Muße und Gelegenheit geben wuͤrde, in dieſer Wiſſenſchaft einigermaßen einheimiſch zu werden.
Dienſtag den 21. October 1823.
Ich war dieſen Abend bey Goethe. Wir ſprachen uͤber die Pandora. Ich fragte ihn, ob man dieſe Dichtung wohl als ein Ganzes anſehen koͤnne, oder ob noch etwas Weiteres davon exiſtire. Er ſagte, es ſey weiter nichts vorhanden, er habe es nicht weiter
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Grade unterhaltend. Goethe war im Ganzen ſtill, in¬
dem er nur von Zeit zu Zeit als Zwiſchenbemerkung
mit etwas Bedeutendem hervorkam. Dabey blickte er
hin und wieder in die Zeitungen und theilte uns einige
Stellen mit, beſonders uͤber die Fortſchritte der Griechen.
Es kam dann zur Sprache, daß ich noch Engliſch
lernen muͤſſe, wozu Goethe dringend rieth, beſonders
des Lord Byron wegen, deſſen Perſoͤnlichkeit von ſolcher
Eminenz, wie ſie nicht dageweſen und wohl ſchwerlich
wieder kommen werde. Man ging die hieſigen Lehrer
durch, fand aber keinen von einer durchaus guten Aus¬
ſprache, weßhalb man es fuͤr beſſer hielt, ſich an junge
Englaͤnder zu halten.
Nach Tiſch zeigte Goethe mir einige Experimente in
Bezug auf die Farbenlehre. Der Gegenſtand war mir
jedoch durchaus fremd, ich verſtand ſo wenig das Phaͤ¬
nomen als das, was er daruͤber ſagte; doch hoffte ich,
daß die Zukunft mir Muße und Gelegenheit geben wuͤrde,
in dieſer Wiſſenſchaft einigermaßen einheimiſch zu werden.
Dienſtag den 21. October 1823.
Ich war dieſen Abend bey Goethe. Wir ſprachen
uͤber die Pandora. Ich fragte ihn, ob man dieſe
Dichtung wohl als ein Ganzes anſehen koͤnne, oder
ob noch etwas Weiteres davon exiſtire. Er ſagte, es
ſey weiter nichts vorhanden, er habe es nicht weiter
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe01_1836/83>, abgerufen am 21.11.2024.
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