Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

versammlung das Ende vom Liede ist, daß es an Geld
fehlt, welches Mephistopheles zu verschaffen verspricht.
Dieser Gegenstand geht durch die Maskerade fort, wo
Mephistopheles es anzustellen weiß, daß der Kaiser in
der Maske des großen Pan ein Papier unterschreibt,
welches, dadurch zu Geldeswerth erhoben, tausendmal
vervielfältigt und verbreitet wird."

"In dieser Scene nun wird die Angelegenheit
vor dem Kaiser zur Sprache gebracht, der noch nicht
weiß was er gethan hat. Der Schatzmeister über¬
giebt die Banknoten und macht das Verhältniß deutlich.
Der Kaiser, anfänglich erzürnt, dann bey näherer Ein¬
sicht in den Gewinn hoch erfreut, macht mit der neuen
Papier-Gabe seiner Umgebung reichliche Geschenke, und
läßt im Abgehen noch einige tausend Kronen fallen, die
der dicke Narr zusammenrafft und sogleich geht, um das
Papier in Grundbesitz zu verwandeln."

Indem Goethe die herrliche Scene las, freute ich
mich über den glücklichen Griff, daß er das Papiergeld
von Mephistopheles herleitet und dadurch ein Haupt¬
interesse des Tages so bedeutend verknüpft und verewigt.

Kaum war die Scene gelesen und manches darüber
hin und her gesprochen als Goethe's Sohn herunterkam
und sich zu uns an den Tisch setzte. Er erzählte uns von
Coopers letztem Roman, den er gelesen und den er in sei¬
ner anschaulichen Art auf das Beste referirte. Von unserer
gelesenen Scene verriethen wir nichts, aber er selbst fing

11*

verſammlung das Ende vom Liede iſt, daß es an Geld
fehlt, welches Mephiſtopheles zu verſchaffen verſpricht.
Dieſer Gegenſtand geht durch die Maskerade fort, wo
Mephiſtopheles es anzuſtellen weiß, daß der Kaiſer in
der Maske des großen Pan ein Papier unterſchreibt,
welches, dadurch zu Geldeswerth erhoben, tauſendmal
vervielfaͤltigt und verbreitet wird.“

„In dieſer Scene nun wird die Angelegenheit
vor dem Kaiſer zur Sprache gebracht, der noch nicht
weiß was er gethan hat. Der Schatzmeiſter uͤber¬
giebt die Banknoten und macht das Verhaͤltniß deutlich.
Der Kaiſer, anfaͤnglich erzuͤrnt, dann bey naͤherer Ein¬
ſicht in den Gewinn hoch erfreut, macht mit der neuen
Papier-Gabe ſeiner Umgebung reichliche Geſchenke, und
laͤßt im Abgehen noch einige tauſend Kronen fallen, die
der dicke Narr zuſammenrafft und ſogleich geht, um das
Papier in Grundbeſitz zu verwandeln.“

Indem Goethe die herrliche Scene las, freute ich
mich uͤber den gluͤcklichen Griff, daß er das Papiergeld
von Mephiſtopheles herleitet und dadurch ein Haupt¬
intereſſe des Tages ſo bedeutend verknuͤpft und verewigt.

Kaum war die Scene geleſen und manches daruͤber
hin und her geſprochen als Goethe's Sohn herunterkam
und ſich zu uns an den Tiſch ſetzte. Er erzaͤhlte uns von
Coopers letztem Roman, den er geleſen und den er in ſei¬
ner anſchaulichen Art auf das Beſte referirte. Von unſerer
geleſenen Scene verriethen wir nichts, aber er ſelbſt fing

11*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="3">
        <div n="4">
          <p><pb facs="#f0173" n="163"/>
ver&#x017F;ammlung das Ende vom Liede i&#x017F;t, daß es an Geld<lb/>
fehlt, welches Mephi&#x017F;topheles zu ver&#x017F;chaffen ver&#x017F;pricht.<lb/>
Die&#x017F;er Gegen&#x017F;tand geht durch die Maskerade fort, wo<lb/>
Mephi&#x017F;topheles es anzu&#x017F;tellen weiß, daß der Kai&#x017F;er in<lb/>
der Maske des großen Pan ein Papier unter&#x017F;chreibt,<lb/>
welches, dadurch zu Geldeswerth erhoben, tau&#x017F;endmal<lb/>
vervielfa&#x0364;ltigt und verbreitet wird.&#x201C;</p><lb/>
          <p>&#x201E;In die&#x017F;er Scene nun wird die Angelegenheit<lb/>
vor dem Kai&#x017F;er zur Sprache gebracht, der noch nicht<lb/>
weiß was er gethan hat. Der Schatzmei&#x017F;ter u&#x0364;ber¬<lb/>
giebt die Banknoten und macht das Verha&#x0364;ltniß deutlich.<lb/>
Der Kai&#x017F;er, anfa&#x0364;nglich erzu&#x0364;rnt, dann bey na&#x0364;herer Ein¬<lb/>
&#x017F;icht in den Gewinn hoch erfreut, macht mit der neuen<lb/>
Papier-Gabe &#x017F;einer Umgebung reichliche Ge&#x017F;chenke, und<lb/>
la&#x0364;ßt im Abgehen noch einige tau&#x017F;end Kronen fallen, die<lb/>
der dicke Narr zu&#x017F;ammenrafft und &#x017F;ogleich geht, um das<lb/>
Papier in Grundbe&#x017F;itz zu verwandeln.&#x201C;</p><lb/>
          <p>Indem Goethe die herrliche Scene las, freute ich<lb/>
mich u&#x0364;ber den glu&#x0364;cklichen Griff, daß er das Papiergeld<lb/>
von Mephi&#x017F;topheles herleitet und dadurch ein Haupt¬<lb/>
intere&#x017F;&#x017F;e des Tages &#x017F;o bedeutend verknu&#x0364;pft und verewigt.</p><lb/>
          <p>Kaum war die Scene gele&#x017F;en und manches daru&#x0364;ber<lb/>
hin und her ge&#x017F;prochen als Goethe's Sohn herunterkam<lb/>
und &#x017F;ich zu uns an den Ti&#x017F;ch &#x017F;etzte. Er erza&#x0364;hlte uns von<lb/><hi rendition="#g">Coopers</hi> letztem Roman, den er gele&#x017F;en und den er in &#x017F;ei¬<lb/>
ner an&#x017F;chaulichen Art auf das Be&#x017F;te referirte. Von un&#x017F;erer<lb/>
gele&#x017F;enen Scene verriethen wir nichts, aber er &#x017F;elb&#x017F;t fing<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">11*<lb/></fw>
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0173] verſammlung das Ende vom Liede iſt, daß es an Geld fehlt, welches Mephiſtopheles zu verſchaffen verſpricht. Dieſer Gegenſtand geht durch die Maskerade fort, wo Mephiſtopheles es anzuſtellen weiß, daß der Kaiſer in der Maske des großen Pan ein Papier unterſchreibt, welches, dadurch zu Geldeswerth erhoben, tauſendmal vervielfaͤltigt und verbreitet wird.“ „In dieſer Scene nun wird die Angelegenheit vor dem Kaiſer zur Sprache gebracht, der noch nicht weiß was er gethan hat. Der Schatzmeiſter uͤber¬ giebt die Banknoten und macht das Verhaͤltniß deutlich. Der Kaiſer, anfaͤnglich erzuͤrnt, dann bey naͤherer Ein¬ ſicht in den Gewinn hoch erfreut, macht mit der neuen Papier-Gabe ſeiner Umgebung reichliche Geſchenke, und laͤßt im Abgehen noch einige tauſend Kronen fallen, die der dicke Narr zuſammenrafft und ſogleich geht, um das Papier in Grundbeſitz zu verwandeln.“ Indem Goethe die herrliche Scene las, freute ich mich uͤber den gluͤcklichen Griff, daß er das Papiergeld von Mephiſtopheles herleitet und dadurch ein Haupt¬ intereſſe des Tages ſo bedeutend verknuͤpft und verewigt. Kaum war die Scene geleſen und manches daruͤber hin und her geſprochen als Goethe's Sohn herunterkam und ſich zu uns an den Tiſch ſetzte. Er erzaͤhlte uns von Coopers letztem Roman, den er geleſen und den er in ſei¬ ner anſchaulichen Art auf das Beſte referirte. Von unſerer geleſenen Scene verriethen wir nichts, aber er ſelbſt fing 11*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/173
Zitationshilfe: Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/173>, abgerufen am 23.11.2024.