"Zuerst Adam, der schönste Mann, so vollkommen wie man sich ihn nur zu denken fähig ist. Er mag die eine Hand auf einen Spaten legen, als ein Symbol, daß der Mensch berufen sey die Erde zu bauen."
"Nach ihm Noah, womit wieder eine neue Schöpfung angeht. Er cultivirt den Weinstock, und man kann die¬ ser Figur etwas von einem indischen Bachus geben."
"Nächst diesem Moses, als ersten Gesetzgeber."
"Sodann David, als Krieger und König."
"Auf diesen Jesaias, ein Fürst und Prophet."
"Daniel sodann, der auf Christus, den künfti¬ gen, hindeutet."
"Christus."
"Ihm zunächst Johannes, der den gegenwärti¬ gen liebt. Und so wäre denn Christus von zwey jugend¬ lichen Figuren eingeschlossen, von denen der eine (Daniel) sanft und mit langen Haaren zu bilden wäre, der an¬ dere (Johannes) leidenschaftlich mit kurzem Lockenhaar. Nun, auf den Johannes, wer kommt?"
"Der Hauptmann von Capernaum, als Re¬ präsentant der Gläubigen, eine unmittelbare Hülfe Er¬ wartenden."
"Auf diesen die Magdalena, als Symbol der reuigen, der Vergebung bedürfenden, der Besserung sich zuwendenden Menschheit. In welchen beyden Figuren der Inbegriff des Christenthums enthalten wäre."
„Zuerſt Adam, der ſchoͤnſte Mann, ſo vollkommen wie man ſich ihn nur zu denken faͤhig iſt. Er mag die eine Hand auf einen Spaten legen, als ein Symbol, daß der Menſch berufen ſey die Erde zu bauen.“
„Nach ihm Noah, womit wieder eine neue Schoͤpfung angeht. Er cultivirt den Weinſtock, und man kann die¬ ſer Figur etwas von einem indiſchen Bachus geben.“
„Naͤchſt dieſem Moſes, als erſten Geſetzgeber.“
„Sodann David, als Krieger und Koͤnig.“
„Auf dieſen Jeſaias, ein Fuͤrſt und Prophet.“
„Daniel ſodann, der auf Chriſtus, den kuͤnfti¬ gen, hindeutet.“
„Chriſtus.“
„Ihm zunaͤchſt Johannes, der den gegenwaͤrti¬ gen liebt. Und ſo waͤre denn Chriſtus von zwey jugend¬ lichen Figuren eingeſchloſſen, von denen der eine (Daniel) ſanft und mit langen Haaren zu bilden waͤre, der an¬ dere (Johannes) leidenſchaftlich mit kurzem Lockenhaar. Nun, auf den Johannes, wer kommt?“
„Der Hauptmann von Capernaum, als Re¬ praͤſentant der Glaͤubigen, eine unmittelbare Huͤlfe Er¬ wartenden.“
„Auf dieſen die Magdalena, als Symbol der reuigen, der Vergebung beduͤrfenden, der Beſſerung ſich zuwendenden Menſchheit. In welchen beyden Figuren der Inbegriff des Chriſtenthums enthalten waͤre.“
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„Zuerſt Adam, der ſchoͤnſte Mann, ſo vollkommen
wie man ſich ihn nur zu denken faͤhig iſt. Er mag die
eine Hand auf einen Spaten legen, als ein Symbol,
daß der Menſch berufen ſey die Erde zu bauen.“
„Nach ihm Noah, womit wieder eine neue Schoͤpfung
angeht. Er cultivirt den Weinſtock, und man kann die¬
ſer Figur etwas von einem indiſchen Bachus geben.“
„Naͤchſt dieſem Moſes, als erſten Geſetzgeber.“
„Sodann David, als Krieger und Koͤnig.“
„Auf dieſen Jeſaias, ein Fuͤrſt und Prophet.“
„Daniel ſodann, der auf Chriſtus, den kuͤnfti¬
gen, hindeutet.“
„Chriſtus.“
„Ihm zunaͤchſt Johannes, der den gegenwaͤrti¬
gen liebt. Und ſo waͤre denn Chriſtus von zwey jugend¬
lichen Figuren eingeſchloſſen, von denen der eine (Daniel)
ſanft und mit langen Haaren zu bilden waͤre, der an¬
dere (Johannes) leidenſchaftlich mit kurzem Lockenhaar.
Nun, auf den Johannes, wer kommt?“
„Der Hauptmann von Capernaum, als Re¬
praͤſentant der Glaͤubigen, eine unmittelbare Huͤlfe Er¬
wartenden.“
„Auf dieſen die Magdalena, als Symbol der
reuigen, der Vergebung beduͤrfenden, der Beſſerung ſich
zuwendenden Menſchheit. In welchen beyden Figuren
der Inbegriff des Chriſtenthums enthalten waͤre.“
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/209>, abgerufen am 16.02.2025.
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