Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836.Goethe ließ den gehefteten neuen Faust hereinbrin¬ Es ist doch alles, sagte ich, seit den sechs Jahren "Davon überzeugt man sich besonders wenn man Es kommt doch in diesem zweyten Theil, sagte ich, "Ich sollte denken, sagte Goethe. Der erste Theil 18*
Goethe ließ den gehefteten neuen Fauſt hereinbrin¬ Es iſt doch alles, ſagte ich, ſeit den ſechs Jahren „Davon uͤberzeugt man ſich beſonders wenn man Es kommt doch in dieſem zweyten Theil, ſagte ich, „Ich ſollte denken, ſagte Goethe. Der erſte Theil 18*
<TEI> <text> <body> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0285" n="275"/> <p>Goethe ließ den gehefteten neuen Fauſt hereinbrin¬<lb/> gen, und ich war erſtaunt uͤber die Maſſe des Geſchrie¬<lb/> benen, das im Manuſcript als ein guter Folioband mir<lb/> vor Augen war.</p><lb/> <p>Es iſt doch alles, ſagte ich, ſeit den ſechs Jahren<lb/> gemacht, die ich hier bin, und doch haben Sie bey dem<lb/> andern Vielen, was ſeitdem geſchehen, nur ſehr wenige<lb/> Zeit darauf verwenden koͤnnen. Man ſieht aber wie<lb/> etwas heranwaͤchſt, wenn man auch nur hin und wieder<lb/> etwas hinzuthut.</p><lb/> <p>„Davon uͤberzeugt man ſich beſonders wenn man<lb/> aͤlter wird, ſagte Goethe, waͤhrend die Jugend glaubt,<lb/> es muͤſſe alles an Einem Tage geſchehen. Wenn aber<lb/> das Gluͤck mir guͤnſtig iſt, und ich mich ferner wohl<lb/> befinde, ſo hoffe ich in den naͤchſten Fruͤhlingsmonaten<lb/> am vierten Act ſehr weit zu kommen. Es war auch<lb/> dieſer Act, wie Sie wiſſen, laͤngſt erfunden; allein da<lb/> ſich das Übrige waͤhrend der Ausfuͤhrung ſo ſehr geſtei¬<lb/> gert hat, ſo kann ich jetzt von der fruͤheren Erfindung<lb/> nur das Allgemeinſte brauchen, und ich muß nun auch<lb/> dieſes Zwiſchen-Stuͤck durch neue Erfindungen ſo heran¬<lb/> heben, daß es dem Anderen gleich werde.“</p><lb/> <p>Es kommt doch in dieſem zweyten Theil, ſagte ich,<lb/> eine weit reichere Welt zur Erſcheinung als im erſten.</p><lb/> <p>„Ich ſollte denken, ſagte Goethe. Der erſte Theil<lb/> iſt faſt ganz ſubjectiv; es iſt alles aus einem befange¬<lb/> neren, leidenſchaftlicheren Individuum hervorgegangen,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">18*<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [275/0285]
Goethe ließ den gehefteten neuen Fauſt hereinbrin¬
gen, und ich war erſtaunt uͤber die Maſſe des Geſchrie¬
benen, das im Manuſcript als ein guter Folioband mir
vor Augen war.
Es iſt doch alles, ſagte ich, ſeit den ſechs Jahren
gemacht, die ich hier bin, und doch haben Sie bey dem
andern Vielen, was ſeitdem geſchehen, nur ſehr wenige
Zeit darauf verwenden koͤnnen. Man ſieht aber wie
etwas heranwaͤchſt, wenn man auch nur hin und wieder
etwas hinzuthut.
„Davon uͤberzeugt man ſich beſonders wenn man
aͤlter wird, ſagte Goethe, waͤhrend die Jugend glaubt,
es muͤſſe alles an Einem Tage geſchehen. Wenn aber
das Gluͤck mir guͤnſtig iſt, und ich mich ferner wohl
befinde, ſo hoffe ich in den naͤchſten Fruͤhlingsmonaten
am vierten Act ſehr weit zu kommen. Es war auch
dieſer Act, wie Sie wiſſen, laͤngſt erfunden; allein da
ſich das Übrige waͤhrend der Ausfuͤhrung ſo ſehr geſtei¬
gert hat, ſo kann ich jetzt von der fruͤheren Erfindung
nur das Allgemeinſte brauchen, und ich muß nun auch
dieſes Zwiſchen-Stuͤck durch neue Erfindungen ſo heran¬
heben, daß es dem Anderen gleich werde.“
Es kommt doch in dieſem zweyten Theil, ſagte ich,
eine weit reichere Welt zur Erſcheinung als im erſten.
„Ich ſollte denken, ſagte Goethe. Der erſte Theil
iſt faſt ganz ſubjectiv; es iſt alles aus einem befange¬
neren, leidenſchaftlicheren Individuum hervorgegangen,
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