hineinblicke. Er sagt, daß er in den Nebenstunden sich mit Herausgabe eines Bändchens neuer Predigten be¬ schäftige, daß eins seiner Schulbücher kürzlich ins Dä¬ nische übersetzt, daß davon vierzigtausend Exemplare ver¬ kauft worden, und man es in Preußen in den vorzüg¬ lichsten Schulen eingeführt habe. Er bittet mich, ihn zu besuchen, welches ich mit Freuden verspreche.
Darauf mit Goethe zu Tisch, rede ich über Schwabe, und Goethe stimmt in dessen Lob vollkommen ein. "Die Großherzogin, sagte er, schätzet ihn auch im hohen Grade, wie denn diese Dame überall recht gut weiß, was sie an den Leuten hat. Ich werde ihn zu meiner Portraitsammlung zeichnen lassen, und Sie thun sehr wohl, ihn zu besuchen, und ihn vorläufig um diese Er¬ laubniß zu bitten. Besuchen Sie ihn ja, zeigen Sie ihm Theilnahme an dem was er thut und vorhat. Es wird für Sie von Interesse seyn, in einen Wirkungs¬ kreis eigener Art hineinzublicken, wovon man doch, ohne einen näheren Verkehr mit einem solchen Mann, keinen rechten Begriff hat."
Ich verspreche dieses zu thun; indem die Kenntniß practisch-thätiger, das Nützliche befördernder Menschen meine wahre Neigung ist.
hineinblicke. Er ſagt, daß er in den Nebenſtunden ſich mit Herausgabe eines Baͤndchens neuer Predigten be¬ ſchaͤftige, daß eins ſeiner Schulbuͤcher kuͤrzlich ins Daͤ¬ niſche uͤberſetzt, daß davon vierzigtauſend Exemplare ver¬ kauft worden, und man es in Preußen in den vorzuͤg¬ lichſten Schulen eingefuͤhrt habe. Er bittet mich, ihn zu beſuchen, welches ich mit Freuden verſpreche.
Darauf mit Goethe zu Tiſch, rede ich uͤber Schwabe, und Goethe ſtimmt in deſſen Lob vollkommen ein. „Die Großherzogin, ſagte er, ſchaͤtzet ihn auch im hohen Grade, wie denn dieſe Dame uͤberall recht gut weiß, was ſie an den Leuten hat. Ich werde ihn zu meiner Portraitſammlung zeichnen laſſen, und Sie thun ſehr wohl, ihn zu beſuchen, und ihn vorlaͤufig um dieſe Er¬ laubniß zu bitten. Beſuchen Sie ihn ja, zeigen Sie ihm Theilnahme an dem was er thut und vorhat. Es wird fuͤr Sie von Intereſſe ſeyn, in einen Wirkungs¬ kreis eigener Art hineinzublicken, wovon man doch, ohne einen naͤheren Verkehr mit einem ſolchen Mann, keinen rechten Begriff hat.“
Ich verſpreche dieſes zu thun; indem die Kenntniß practiſch-thaͤtiger, das Nuͤtzliche befoͤrdernder Menſchen meine wahre Neigung iſt.
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hineinblicke. Er ſagt, daß er in den Nebenſtunden ſich
mit Herausgabe eines Baͤndchens neuer Predigten be¬
ſchaͤftige, daß eins ſeiner Schulbuͤcher kuͤrzlich ins Daͤ¬
niſche uͤberſetzt, daß davon vierzigtauſend Exemplare ver¬
kauft worden, und man es in Preußen in den vorzuͤg¬
lichſten Schulen eingefuͤhrt habe. Er bittet mich, ihn
zu beſuchen, welches ich mit Freuden verſpreche.
Darauf mit Goethe zu Tiſch, rede ich uͤber Schwabe,
und Goethe ſtimmt in deſſen Lob vollkommen ein. „Die
Großherzogin, ſagte er, ſchaͤtzet ihn auch im hohen
Grade, wie denn dieſe Dame uͤberall recht gut weiß,
was ſie an den Leuten hat. Ich werde ihn zu meiner
Portraitſammlung zeichnen laſſen, und Sie thun ſehr
wohl, ihn zu beſuchen, und ihn vorlaͤufig um dieſe Er¬
laubniß zu bitten. Beſuchen Sie ihn ja, zeigen Sie
ihm Theilnahme an dem was er thut und vorhat. Es
wird fuͤr Sie von Intereſſe ſeyn, in einen Wirkungs¬
kreis eigener Art hineinzublicken, wovon man doch, ohne
einen naͤheren Verkehr mit einem ſolchen Mann, keinen
rechten Begriff hat.“
Ich verſpreche dieſes zu thun; indem die Kenntniß
practiſch-thaͤtiger, das Nuͤtzliche befoͤrdernder Menſchen
meine wahre Neigung iſt.
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Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe02_1836/298>, abgerufen am 22.11.2024.
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