Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 2. Leipzig, 1836.Mittwoch, den 2. März 1831. Heute bey Goethe zu Tisch, kam das Gespräch bald "Das Dämonische, sagte er, ist dasjenige, was Napoleon, sagte ich, scheint dämonischer Art ge¬ Erscheint nicht auch, sagte ich, das Dämonische in Hat nicht auch, sagte ich, der Mephistopheles dä¬ Mittwoch, den 2. Maͤrz 1831. Heute bey Goethe zu Tiſch, kam das Geſpraͤch bald „Das Daͤmoniſche, ſagte er, iſt dasjenige, was Napoleon, ſagte ich, ſcheint daͤmoniſcher Art ge¬ Erſcheint nicht auch, ſagte ich, das Daͤmoniſche in Hat nicht auch, ſagte ich, der Mephiſtopheles daͤ¬ <TEI> <text> <body> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0308" n="298"/> </div> <div n="4"> <dateline rendition="#right">Mittwoch, den 2. Maͤrz 1831.<lb/></dateline> <p>Heute bey Goethe zu Tiſch, kam das Geſpraͤch bald<lb/> wieder auf das Daͤmoniſche, und er fuͤgte zu deſſen naͤ¬<lb/> heren Bezeichnung noch Folgendes hinzu.</p><lb/> <p>„Das Daͤmoniſche, ſagte er, iſt dasjenige, was<lb/> durch Verſtand und Vernunft nicht aufzuloͤſen iſt. In<lb/> meiner Natur liegt es nicht, aber ich bin ihm unter¬<lb/> worfen.“</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Napoleon</hi>, ſagte ich, ſcheint daͤmoniſcher Art ge¬<lb/> weſen zu ſeyn. „Er war es durchaus, ſagte Goethe,<lb/> im hoͤchſten Grade, ſo daß kaum ein Anderer ihm zu<lb/> vergleichen iſt. Auch der verſtorbene <hi rendition="#g">Großherzog</hi><lb/> war eine daͤmoniſche Natur, voll unbegrenzter Thatkraft<lb/> und Unruhe, ſo daß ſein eigenes Reich ihm zu klein<lb/> war, und das groͤßte ihm zu klein geweſen waͤre. Daͤ¬<lb/> moniſche Weſen ſolcher Art rechneten die Griechen unter<lb/> die Halbgoͤtter.“</p><lb/> <p>Erſcheint nicht auch, ſagte ich, das Daͤmoniſche in<lb/> den Begebenheiten? „Ganz beſonders, ſagte Goethe,<lb/> und zwar in allen, die wir durch Verſtand und Ver¬<lb/> nunft nicht aufzuloͤſen vermoͤgen. Überhaupt mani¬<lb/> feſtirt es ſich auf die verſchiedenſte Weiſe in der gan¬<lb/> zen Natur, in der unſichtbaren wie in der ſichtbaren.<lb/> Manche Geſchoͤpfe ſind ganz daͤmoniſcher Art, in man¬<lb/> chen ſind Theile von ihm wirkſam.“</p><lb/> <p>Hat nicht auch, ſagte ich, der Mephiſtopheles daͤ¬<lb/> moniſche Zuͤge? — „Nein, ſagte Goethe; der Mephi¬<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [298/0308]
Mittwoch, den 2. Maͤrz 1831.
Heute bey Goethe zu Tiſch, kam das Geſpraͤch bald
wieder auf das Daͤmoniſche, und er fuͤgte zu deſſen naͤ¬
heren Bezeichnung noch Folgendes hinzu.
„Das Daͤmoniſche, ſagte er, iſt dasjenige, was
durch Verſtand und Vernunft nicht aufzuloͤſen iſt. In
meiner Natur liegt es nicht, aber ich bin ihm unter¬
worfen.“
Napoleon, ſagte ich, ſcheint daͤmoniſcher Art ge¬
weſen zu ſeyn. „Er war es durchaus, ſagte Goethe,
im hoͤchſten Grade, ſo daß kaum ein Anderer ihm zu
vergleichen iſt. Auch der verſtorbene Großherzog
war eine daͤmoniſche Natur, voll unbegrenzter Thatkraft
und Unruhe, ſo daß ſein eigenes Reich ihm zu klein
war, und das groͤßte ihm zu klein geweſen waͤre. Daͤ¬
moniſche Weſen ſolcher Art rechneten die Griechen unter
die Halbgoͤtter.“
Erſcheint nicht auch, ſagte ich, das Daͤmoniſche in
den Begebenheiten? „Ganz beſonders, ſagte Goethe,
und zwar in allen, die wir durch Verſtand und Ver¬
nunft nicht aufzuloͤſen vermoͤgen. Überhaupt mani¬
feſtirt es ſich auf die verſchiedenſte Weiſe in der gan¬
zen Natur, in der unſichtbaren wie in der ſichtbaren.
Manche Geſchoͤpfe ſind ganz daͤmoniſcher Art, in man¬
chen ſind Theile von ihm wirkſam.“
Hat nicht auch, ſagte ich, der Mephiſtopheles daͤ¬
moniſche Zuͤge? — „Nein, ſagte Goethe; der Mephi¬
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