Zusammenstellung der Fragmente vom Phaeton des Euripides. Er hat diese Arbeit bereits vor einem Jahre angefangen und in diesen Tagen wieder vor¬ genommen.
Donnerstag, den 5. December 1822*.
Diesen Abend bei Goethe, hörte ich die Probe des ersten Acts einer im Entstehen begriffenen Oper, der Graf von Gleichen, von Eberwein. Seit Goethe die Direction des Theaters niedergelegt, sey dieß das erste¬ mal, sagte man mir, daß er ein so großes Personal der Oper bei sich sehe. Herr Eberwein dirigirte den Gesang. Bei den Chören assistirten auch einige Damen aus der Bekanntschaft Goethe's, während die Solo¬ parthieen durch Mitglieder der Oper gesungen wurden. Einige Stücke erschienen mir sehr merkwürdig, besonders ein Canon zu vier Stimmen.
Dienstag, den 17. December 1822*.
Abends bei Goethe. Er war sehr heiter und behandelte das Thema, daß die Thorheiten der Väter für ihre Kinder verloren seyen, mit vielem Geist. Die Nachforschungen, die man jetzt zur Entdeckung von Salzquellen anstellt, interessirten ihn sichtbar. Er schalt auf die Dummheit gewisser Unternehmer, welche die äußeren Spuren und die Lage und Folge der Schichten,
Zuſammenſtellung der Fragmente vom Phaëton des Euripides. Er hat dieſe Arbeit bereits vor einem Jahre angefangen und in dieſen Tagen wieder vor¬ genommen.
Donnerstag, den 5. December 1822*.
Dieſen Abend bei Goethe, hörte ich die Probe des erſten Acts einer im Entſtehen begriffenen Oper, der Graf von Gleichen, von Eberwein. Seit Goethe die Direction des Theaters niedergelegt, ſey dieß das erſte¬ mal, ſagte man mir, daß er ein ſo großes Perſonal der Oper bei ſich ſehe. Herr Eberwein dirigirte den Geſang. Bei den Chören aſſiſtirten auch einige Damen aus der Bekanntſchaft Goethe's, während die Solo¬ parthieen durch Mitglieder der Oper geſungen wurden. Einige Stücke erſchienen mir ſehr merkwürdig, beſonders ein Canon zu vier Stimmen.
Dienstag, den 17. December 1822*.
Abends bei Goethe. Er war ſehr heiter und behandelte das Thema, daß die Thorheiten der Väter für ihre Kinder verloren ſeyen, mit vielem Geiſt. Die Nachforſchungen, die man jetzt zur Entdeckung von Salzquellen anſtellt, intereſſirten ihn ſichtbar. Er ſchalt auf die Dummheit gewiſſer Unternehmer, welche die äußeren Spuren und die Lage und Folge der Schichten,
<TEI><text><body><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0029"n="7"/>
Zuſammenſtellung der Fragmente vom Pha<hirendition="#aq">ë</hi>ton des<lb/>
Euripides. Er hat dieſe Arbeit bereits vor einem<lb/>
Jahre angefangen und in dieſen Tagen wieder vor¬<lb/>
genommen.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div><divn="4"><datelinerendition="#right">Donnerstag, den 5. December 1822*.<lb/></dateline><p>Dieſen Abend bei Goethe, hörte ich die Probe des<lb/>
erſten Acts einer im Entſtehen begriffenen Oper, der<lb/>
Graf von Gleichen, von <hirendition="#g">Eberwein</hi>. Seit Goethe die<lb/>
Direction des Theaters niedergelegt, ſey dieß das erſte¬<lb/>
mal, ſagte man mir, daß er ein ſo großes Perſonal<lb/>
der Oper bei ſich ſehe. Herr Eberwein dirigirte den<lb/>
Geſang. Bei den Chören aſſiſtirten auch einige Damen<lb/>
aus der Bekanntſchaft Goethe's, während die Solo¬<lb/>
parthieen durch Mitglieder der Oper geſungen wurden.<lb/>
Einige Stücke erſchienen mir ſehr merkwürdig, beſonders<lb/>
ein Canon zu vier Stimmen.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div><divn="4"><datelinerendition="#right">Dienstag, den 17. December 1822*.<lb/></dateline><p>Abends bei Goethe. Er war ſehr heiter und<lb/>
behandelte das Thema, daß die Thorheiten der Väter<lb/>
für ihre Kinder verloren ſeyen, mit vielem Geiſt. Die<lb/>
Nachforſchungen, die man jetzt zur Entdeckung von<lb/>
Salzquellen anſtellt, intereſſirten ihn ſichtbar. Er ſchalt<lb/>
auf die Dummheit gewiſſer Unternehmer, welche die<lb/>
äußeren Spuren und die Lage und Folge der Schichten,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[7/0029]
Zuſammenſtellung der Fragmente vom Phaëton des
Euripides. Er hat dieſe Arbeit bereits vor einem
Jahre angefangen und in dieſen Tagen wieder vor¬
genommen.
Donnerstag, den 5. December 1822*.
Dieſen Abend bei Goethe, hörte ich die Probe des
erſten Acts einer im Entſtehen begriffenen Oper, der
Graf von Gleichen, von Eberwein. Seit Goethe die
Direction des Theaters niedergelegt, ſey dieß das erſte¬
mal, ſagte man mir, daß er ein ſo großes Perſonal
der Oper bei ſich ſehe. Herr Eberwein dirigirte den
Geſang. Bei den Chören aſſiſtirten auch einige Damen
aus der Bekanntſchaft Goethe's, während die Solo¬
parthieen durch Mitglieder der Oper geſungen wurden.
Einige Stücke erſchienen mir ſehr merkwürdig, beſonders
ein Canon zu vier Stimmen.
Dienstag, den 17. December 1822*.
Abends bei Goethe. Er war ſehr heiter und
behandelte das Thema, daß die Thorheiten der Väter
für ihre Kinder verloren ſeyen, mit vielem Geiſt. Die
Nachforſchungen, die man jetzt zur Entdeckung von
Salzquellen anſtellt, intereſſirten ihn ſichtbar. Er ſchalt
auf die Dummheit gewiſſer Unternehmer, welche die
äußeren Spuren und die Lage und Folge der Schichten,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Eckermann, Johann Peter: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens. Bd. 3. Leipzig, 1848, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckermann_goethe03_1848/29>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.