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[Eckstein, Ernst:] Dudler und Dulder. Studien über die Anmaßungen der Tonkunst. Leipzig, 1893.

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Und diejenigen talentlosen Mädchen, die das Netz an die Wand hängen, wenn sie den Fisch glücklich gefangen haben, sind noch die besten. Die da noch weiter dudeln, haben dann nicht genug am Besitz ihres Hechtes, sondern verlangen noch mehr... "Elles aspirent aux adorateurs" - wie Pascal sagt. Und wie zweckdienlich bietet sich da die executirende Tonkunst! Holl spricht von der elenden Koketterie, die beim musikalischen Vortrag nicht nur in der Gestaltung einer fesselnden Melodie, sondern auch in der zierlichen Bewegung der Glieder, in dem Schlagen und Klappern der Wimpern, in den leise sich rötenden Wangen Mittel besitzt, die Augen auf sich zu ziehen. Er kannte eine sogenannte musikalische Hausfrau, die, wenn sie zu Abend einmal einen Gast erwartete, jedes Mal dann sich ans Klavier setzte, sobald draußen im Vorsaal die Klingel erscholl. Der eintretende Gast, dem gegenüber sie die begeisterte Künstlerin heuchelte, die unverhofft überrascht wird, fand sie dann in den erbaulichsten Posen, den Kopf geneigt, die Blicke nach oben gerichtet, die Hände schlenkernd... Eheu!

Die Römer der guten alten Zeit, die sehr praktische nüchterne Köpfe waren, durchschauten die Beweggründe des Musik-Dilettantismus besser als der Verfasser der "Silvae". Auch später noch ging der vortreffliche Quintilian, der keineswegs ein Gegner der Tonkunst war, sondern sie dringend empfahl, in seiner Strenge so weit, das viele Kithara-Gedudel der römischen Damen als einfach unmoralisch zu brandmarken, während Sallust die Sempronia, die bekannte Mitwisserin des Catilina, dadurch anrüchig kennzeichnet, daß er ihr eine allzu graziöse Handhabung des Plektrums nachsagt.

Dergleichen heißt ja nun allerdings wohl ein wenig das

Und diejenigen talentlosen Mädchen, die das Netz an die Wand hängen, wenn sie den Fisch glücklich gefangen haben, sind noch die besten. Die da noch weiter dudeln, haben dann nicht genug am Besitz ihres Hechtes, sondern verlangen noch mehr… „Elles aspirent aux adorateurs“ – wie Pascal sagt. Und wie zweckdienlich bietet sich da die executirende Tonkunst! Holl spricht von der elenden Koketterie, die beim musikalischen Vortrag nicht nur in der Gestaltung einer fesselnden Melodie, sondern auch in der zierlichen Bewegung der Glieder, in dem Schlagen und Klappern der Wimpern, in den leise sich rötenden Wangen Mittel besitzt, die Augen auf sich zu ziehen. Er kannte eine sogenannte musikalische Hausfrau, die, wenn sie zu Abend einmal einen Gast erwartete, jedes Mal dann sich ans Klavier setzte, sobald draußen im Vorsaal die Klingel erscholl. Der eintretende Gast, dem gegenüber sie die begeisterte Künstlerin heuchelte, die unverhofft überrascht wird, fand sie dann in den erbaulichsten Posen, den Kopf geneigt, die Blicke nach oben gerichtet, die Hände schlenkernd… Eheu!

Die Römer der guten alten Zeit, die sehr praktische nüchterne Köpfe waren, durchschauten die Beweggründe des Musik-Dilettantismus besser als der Verfasser der „Silvae“. Auch später noch ging der vortreffliche Quintilian, der keineswegs ein Gegner der Tonkunst war, sondern sie dringend empfahl, in seiner Strenge so weit, das viele Kithara-Gedudel der römischen Damen als einfach unmoralisch zu brandmarken, während Sallust die Sempronia, die bekannte Mitwisserin des Catilina, dadurch anrüchig kennzeichnet, daß er ihr eine allzu graziöse Handhabung des Plektrums nachsagt.

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[61/0063] Und diejenigen talentlosen Mädchen, die das Netz an die Wand hängen, wenn sie den Fisch glücklich gefangen haben, sind noch die besten. Die da noch weiter dudeln, haben dann nicht genug am Besitz ihres Hechtes, sondern verlangen noch mehr… „Elles aspirent aux adorateurs“ – wie Pascal sagt. Und wie zweckdienlich bietet sich da die executirende Tonkunst! Holl spricht von der elenden Koketterie, die beim musikalischen Vortrag nicht nur in der Gestaltung einer fesselnden Melodie, sondern auch in der zierlichen Bewegung der Glieder, in dem Schlagen und Klappern der Wimpern, in den leise sich rötenden Wangen Mittel besitzt, die Augen auf sich zu ziehen. Er kannte eine sogenannte musikalische Hausfrau, die, wenn sie zu Abend einmal einen Gast erwartete, jedes Mal dann sich ans Klavier setzte, sobald draußen im Vorsaal die Klingel erscholl. Der eintretende Gast, dem gegenüber sie die begeisterte Künstlerin heuchelte, die unverhofft überrascht wird, fand sie dann in den erbaulichsten Posen, den Kopf geneigt, die Blicke nach oben gerichtet, die Hände schlenkernd… Eheu! Die Römer der guten alten Zeit, die sehr praktische nüchterne Köpfe waren, durchschauten die Beweggründe des Musik-Dilettantismus besser als der Verfasser der „Silvae“. Auch später noch ging der vortreffliche Quintilian, der keineswegs ein Gegner der Tonkunst war, sondern sie dringend empfahl, in seiner Strenge so weit, das viele Kithara-Gedudel der römischen Damen als einfach unmoralisch zu brandmarken, während Sallust die Sempronia, die bekannte Mitwisserin des Catilina, dadurch anrüchig kennzeichnet, daß er ihr eine allzu graziöse Handhabung des Plektrums nachsagt. Dergleichen heißt ja nun allerdings wohl ein wenig das

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Zitationshilfe: [Eckstein, Ernst:] Dudler und Dulder. Studien über die Anmaßungen der Tonkunst. Leipzig, 1893, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckstein_dudler_1893/63>, abgerufen am 28.11.2024.