ter. Ihr Kind soll ein Ebenbild des göttlichen Kindes werden, und sie hat den hohen Beruf, ihm zu diesem Glücke zu verhelfen.
Freilich darf sie nicht vergessen, daß ihr Kind zu den elenden Kindern Evas gehört, behaftet mit den Gebrechen ei- ner verdorbenen Natur, und daß darum neben der Nachahmung der göttlichen Mutter noch etwas nötig ist, was diese nicht anzuwenden brauchte, - eine christlich ernste Zucht. Es braucht viel, bis ein Kind in seinem Herzen und in seinem äußeren Wandel dem Knaben Jesus einigermaßen ähnlich ist. Aber das ist das Ziel der christlichen Er- ziehung, und die Mutter darf von An- fang an keine Mittel scheuen, seien es auch strenge und mögen sie ihrer na- türlichen Liebe wehe thun, welche zur Erreichung dieses Zieles erforderlich sind. Hat doch selbst Maria gegen ihr gött- liches Kind keine Rücksichten walten lassen, als es sich darum handelte, im
ter. Ihr Kind soll ein Ebenbild des göttlichen Kindes werden, und sie hat den hohen Beruf, ihm zu diesem Glücke zu verhelfen.
Freilich darf sie nicht vergessen, daß ihr Kind zu den elenden Kindern Evas gehört, behaftet mit den Gebrechen ei- ner verdorbenen Natur, und daß darum neben der Nachahmung der göttlichen Mutter noch etwas nötig ist, was diese nicht anzuwenden brauchte, – eine christlich ernste Zucht. Es braucht viel, bis ein Kind in seinem Herzen und in seinem äußeren Wandel dem Knaben Jesus einigermaßen ähnlich ist. Aber das ist das Ziel der christlichen Er- ziehung, und die Mutter darf von An- fang an keine Mittel scheuen, seien es auch strenge und mögen sie ihrer na- türlichen Liebe wehe thun, welche zur Erreichung dieses Zieles erforderlich sind. Hat doch selbst Maria gegen ihr gött- liches Kind keine Rücksichten walten lassen, als es sich darum handelte, im
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ter. Ihr Kind soll ein Ebenbild des
göttlichen Kindes werden, und sie hat
den hohen Beruf, ihm zu diesem Glücke
zu verhelfen.
Freilich darf sie nicht vergessen, daß
ihr Kind zu den elenden Kindern Evas
gehört, behaftet mit den Gebrechen ei-
ner verdorbenen Natur, und daß darum
neben der Nachahmung der göttlichen
Mutter noch etwas nötig ist, was diese
nicht anzuwenden brauchte, – eine
christlich ernste Zucht. Es braucht viel,
bis ein Kind in seinem Herzen und in
seinem äußeren Wandel dem Knaben
Jesus einigermaßen ähnlich ist. Aber
das ist das Ziel der christlichen Er-
ziehung, und die Mutter darf von An-
fang an keine Mittel scheuen, seien es
auch strenge und mögen sie ihrer na-
türlichen Liebe wehe thun, welche zur
Erreichung dieses Zieles erforderlich sind.
Hat doch selbst Maria gegen ihr gött-
liches Kind keine Rücksichten walten
lassen, als es sich darum handelte, im
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Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/367>, abgerufen am 24.11.2024.
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