Weibes, der Zug seines Herzens, und wenn die Gelegenheit dazu fehlt, so ist sein Herz leer und unbefriedigt. Das begegnet sehr vielen in den niederen Schichten der Gesellschaft, aber auch nicht wenigen, die besser gestellt sind. Es gibt Frauenspersonen, die zu glücklich sind, um zufrieden zu sein. Sie sind nicht genötigt, ihre Kräfte im Kampfe des Lebens anzuspannen, Putz und Un- terhaltung sind fast ihre einzigen Sor- gen, ihre Arbeit wenig mehr als ein beschäftigter Müßiggang. Dieses zweck- lose Dasein, so beneidenswert es schei- nen mag, läßt den tiefsten Zug ihres Herzens, die Hingabe für eine edle Sache, unbefriedigt. Sie langweilen sich, weil bei allen Genüssen, die ihnen zu Gebote stehen, ihr Herz leer ausgeht. Und doch liegt die Befriedigung so nahe. Im Reiche Gottes soll es keine müßi- gen Existenzen geben. Die Liebeswerke stehen auf allen Gebieten in überreicher Auswahl zu Gebote, man greife zu und
Weibes, der Zug seines Herzens, und wenn die Gelegenheit dazu fehlt, so ist sein Herz leer und unbefriedigt. Das begegnet sehr vielen in den niederen Schichten der Gesellschaft, aber auch nicht wenigen, die besser gestellt sind. Es gibt Frauenspersonen, die zu glücklich sind, um zufrieden zu sein. Sie sind nicht genötigt, ihre Kräfte im Kampfe des Lebens anzuspannen, Putz und Un- terhaltung sind fast ihre einzigen Sor- gen, ihre Arbeit wenig mehr als ein beschäftigter Müßiggang. Dieses zweck- lose Dasein, so beneidenswert es schei- nen mag, läßt den tiefsten Zug ihres Herzens, die Hingabe für eine edle Sache, unbefriedigt. Sie langweilen sich, weil bei allen Genüssen, die ihnen zu Gebote stehen, ihr Herz leer ausgeht. Und doch liegt die Befriedigung so nahe. Im Reiche Gottes soll es keine müßi- gen Existenzen geben. Die Liebeswerke stehen auf allen Gebieten in überreicher Auswahl zu Gebote, man greife zu und
<TEI><text><body><div><div><p><pbfacs="#f0039"xml:id="E29_001_1914_pb0031_0001"n="31"/>
Weibes, der Zug seines Herzens, und<lb/>
wenn die Gelegenheit dazu fehlt, so ist<lb/>
sein Herz leer und unbefriedigt. Das<lb/>
begegnet sehr vielen in den niederen<lb/>
Schichten der Gesellschaft, aber auch nicht<lb/>
wenigen, die besser gestellt sind. Es<lb/>
gibt Frauenspersonen, die zu glücklich<lb/>
sind, um zufrieden zu sein. Sie sind<lb/>
nicht genötigt, ihre Kräfte im Kampfe<lb/>
des Lebens anzuspannen, Putz und Un-<lb/>
terhaltung sind fast ihre einzigen Sor-<lb/>
gen, ihre Arbeit wenig mehr als ein<lb/>
beschäftigter Müßiggang. Dieses zweck-<lb/>
lose Dasein, so beneidenswert es schei-<lb/>
nen mag, läßt den tiefsten Zug ihres<lb/>
Herzens, die Hingabe für eine edle<lb/>
Sache, unbefriedigt. Sie langweilen sich,<lb/>
weil bei allen Genüssen, die ihnen zu<lb/>
Gebote stehen, ihr Herz leer ausgeht.<lb/>
Und doch liegt die Befriedigung so nahe.<lb/>
Im Reiche Gottes soll es keine müßi-<lb/>
gen Existenzen geben. Die Liebeswerke<lb/>
stehen auf allen Gebieten in überreicher<lb/>
Auswahl zu Gebote, man greife zu und<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[31/0039]
Weibes, der Zug seines Herzens, und
wenn die Gelegenheit dazu fehlt, so ist
sein Herz leer und unbefriedigt. Das
begegnet sehr vielen in den niederen
Schichten der Gesellschaft, aber auch nicht
wenigen, die besser gestellt sind. Es
gibt Frauenspersonen, die zu glücklich
sind, um zufrieden zu sein. Sie sind
nicht genötigt, ihre Kräfte im Kampfe
des Lebens anzuspannen, Putz und Un-
terhaltung sind fast ihre einzigen Sor-
gen, ihre Arbeit wenig mehr als ein
beschäftigter Müßiggang. Dieses zweck-
lose Dasein, so beneidenswert es schei-
nen mag, läßt den tiefsten Zug ihres
Herzens, die Hingabe für eine edle
Sache, unbefriedigt. Sie langweilen sich,
weil bei allen Genüssen, die ihnen zu
Gebote stehen, ihr Herz leer ausgeht.
Und doch liegt die Befriedigung so nahe.
Im Reiche Gottes soll es keine müßi-
gen Existenzen geben. Die Liebeswerke
stehen auf allen Gebieten in überreicher
Auswahl zu Gebote, man greife zu und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/39>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.