rigkeiten und hat sich darum nach und nach verloren. Als Ersatz hiefür wurden schon seit den ersten Zeiten einige mündliche Gebete, die allen geläufig waren, z. B. das "Vater unser," "Ehre sei" u. s. w. von den Gläubigen in einer bestimmten Anzahl wiederholt. Zum Ab- zählen bediente man sich kleiner Steine oder Körner, die man später häufig, an eine Schnur gefaßt, am Halse trug. Unter den verschiedenen Gebetsweisen, die so verrichtet wurden, hat jene an Ausbreitung und Dauer alle anderen übertroffen, welche der hl. Dominikus einführte und welche gewöhnlich Rosenkranz genannt wird. Für drei Rosenkränze zusammen ist die Bezeichnung Psalter gebräuchlich, weil, wie schon bemerkt, solche Gebetsweisen einen Ersatz für das Psalmengebet bilden sollen. Im Rosen- kranze sind die schönsten Gebete und die wich- tigsten Geheimnisse der Erlösung gleich Rosen zu einem lieblichen Kranze verbunden; diese Gebetsweise ist geheiligt durch den frommen Gebrauch vieler Jahrhunderte; manche Ereig- nisse in der Kirchengeschichte und mehrere Feste des Kirchenjahres zeugen von den durch sie er- langten Erhörungen und daraus erklärt es sich, daß der Rosenkranz eine der gewöhnlichsten Andachten beim öffentlichen und häuslichen Gottesdienste geworden ist.
2. Der heilige Rosenkranz ist bestimmt, gleichzeitig für das betrachtende und das Bitt-
rigkeiten und hat sich darum nach und nach verloren. Als Ersatz hiefür wurden schon seit den ersten Zeiten einige mündliche Gebete, die allen geläufig waren, z. B. das „Vater unser,“ „Ehre sei“ u. s. w. von den Gläubigen in einer bestimmten Anzahl wiederholt. Zum Ab- zählen bediente man sich kleiner Steine oder Körner, die man später häufig, an eine Schnur gefaßt, am Halse trug. Unter den verschiedenen Gebetsweisen, die so verrichtet wurden, hat jene an Ausbreitung und Dauer alle anderen übertroffen, welche der hl. Dominikus einführte und welche gewöhnlich Rosenkranz genannt wird. Für drei Rosenkränze zusammen ist die Bezeichnung Psalter gebräuchlich, weil, wie schon bemerkt, solche Gebetsweisen einen Ersatz für das Psalmengebet bilden sollen. Im Rosen- kranze sind die schönsten Gebete und die wich- tigsten Geheimnisse der Erlösung gleich Rosen zu einem lieblichen Kranze verbunden; diese Gebetsweise ist geheiligt durch den frommen Gebrauch vieler Jahrhunderte; manche Ereig- nisse in der Kirchengeschichte und mehrere Feste des Kirchenjahres zeugen von den durch sie er- langten Erhörungen und daraus erklärt es sich, daß der Rosenkranz eine der gewöhnlichsten Andachten beim öffentlichen und häuslichen Gottesdienste geworden ist.
2. Der heilige Rosenkranz ist bestimmt, gleichzeitig für das betrachtende und das Bitt-
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rigkeiten und hat sich darum nach und nach
verloren. Als Ersatz hiefür wurden schon seit
den ersten Zeiten einige mündliche Gebete, die
allen geläufig waren, z. B. das „Vater unser,“
„Ehre sei“ u. s. w. von den Gläubigen in
einer bestimmten Anzahl wiederholt. Zum Ab-
zählen bediente man sich kleiner Steine oder
Körner, die man später häufig, an eine Schnur
gefaßt, am Halse trug. Unter den verschiedenen
Gebetsweisen, die so verrichtet wurden, hat
jene an Ausbreitung und Dauer alle anderen
übertroffen, welche der hl. Dominikus einführte
und welche gewöhnlich Rosenkranz genannt
wird. Für drei Rosenkränze zusammen ist die
Bezeichnung Psalter gebräuchlich, weil, wie
schon bemerkt, solche Gebetsweisen einen Ersatz
für das Psalmengebet bilden sollen. Im Rosen-
kranze sind die schönsten Gebete und die wich-
tigsten Geheimnisse der Erlösung gleich Rosen
zu einem lieblichen Kranze verbunden; diese
Gebetsweise ist geheiligt durch den frommen
Gebrauch vieler Jahrhunderte; manche Ereig-
nisse in der Kirchengeschichte und mehrere Feste
des Kirchenjahres zeugen von den durch sie er-
langten Erhörungen und daraus erklärt es sich,
daß der Rosenkranz eine der gewöhnlichsten
Andachten beim öffentlichen und häuslichen
Gottesdienste geworden ist.
2. Der heilige Rosenkranz ist bestimmt,
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Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 627. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/635>, abgerufen am 22.11.2024.
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