liger Andacht und Liebe. Nur der verborgene Herzensmensch vermag die- ses höhere Leben im Kinde anzufachen. Eine Mutter, deren Sinn in den Ei- telkeiten der Welt verloren ist, eine Mutter ohne religiöse Innerlichkeit und Wärme, ist zu dieser geistigen Le- bensmitteilung gar nicht fähig. Was sie dem Kinde Religiöses beibringt oder beibringen läßt, ist nur etwas Angelerntes, das nicht in die Tiefen der Seele dringt, um dort Wurzel zu fassen. Nur was lebendig ist, kann sich entwickeln und forterhalten. Eine Religion, die bloß angelernt ist, wird später mindestens so leicht vergessen, wie viele andere Schulkenntnisse. O hätten wir Mütter, die den Schmuck des verborgenen Herzensmenschen hoch- halten und anstreben, sie würden im stande sein, auch in einer verdorbenen Welt ein neues Geschlecht von Heili- gen zu erziehen.
liger Andacht und Liebe. Nur der verborgene Herzensmensch vermag die- ses höhere Leben im Kinde anzufachen. Eine Mutter, deren Sinn in den Ei- telkeiten der Welt verloren ist, eine Mutter ohne religiöse Innerlichkeit und Wärme, ist zu dieser geistigen Le- bensmitteilung gar nicht fähig. Was sie dem Kinde Religiöses beibringt oder beibringen läßt, ist nur etwas Angelerntes, das nicht in die Tiefen der Seele dringt, um dort Wurzel zu fassen. Nur was lebendig ist, kann sich entwickeln und forterhalten. Eine Religion, die bloß angelernt ist, wird später mindestens so leicht vergessen, wie viele andere Schulkenntnisse. O hätten wir Mütter, die den Schmuck des verborgenen Herzensmenschen hoch- halten und anstreben, sie würden im stande sein, auch in einer verdorbenen Welt ein neues Geschlecht von Heili- gen zu erziehen.
<TEI><text><body><div><div><p><pbfacs="#f0074"xml:id="E29_001_1914_pb0066_0001"n="66"/>
liger Andacht und Liebe. Nur der<lb/>
verborgene Herzensmensch vermag die-<lb/>
ses höhere Leben im Kinde anzufachen.<lb/>
Eine Mutter, deren Sinn in den Ei-<lb/>
telkeiten der Welt verloren ist, eine<lb/>
Mutter ohne religiöse Innerlichkeit<lb/>
und Wärme, ist zu dieser geistigen Le-<lb/>
bensmitteilung gar nicht fähig. Was<lb/>
sie dem Kinde Religiöses beibringt<lb/>
oder beibringen läßt, ist nur etwas<lb/>
Angelerntes, das nicht in die Tiefen<lb/>
der Seele dringt, um dort Wurzel zu<lb/>
fassen. Nur was lebendig ist, kann<lb/>
sich entwickeln und forterhalten. Eine<lb/>
Religion, die bloß angelernt ist, wird<lb/>
später mindestens so leicht vergessen,<lb/>
wie viele andere Schulkenntnisse. O<lb/>
hätten wir Mütter, die den Schmuck<lb/>
des verborgenen Herzensmenschen hoch-<lb/>
halten und anstreben, sie würden im<lb/>
stande sein, auch in einer verdorbenen<lb/>
Welt ein neues Geschlecht von Heili-<lb/>
gen zu erziehen.</p></div><div></div></div></body></text></TEI>
[66/0074]
liger Andacht und Liebe. Nur der
verborgene Herzensmensch vermag die-
ses höhere Leben im Kinde anzufachen.
Eine Mutter, deren Sinn in den Ei-
telkeiten der Welt verloren ist, eine
Mutter ohne religiöse Innerlichkeit
und Wärme, ist zu dieser geistigen Le-
bensmitteilung gar nicht fähig. Was
sie dem Kinde Religiöses beibringt
oder beibringen läßt, ist nur etwas
Angelerntes, das nicht in die Tiefen
der Seele dringt, um dort Wurzel zu
fassen. Nur was lebendig ist, kann
sich entwickeln und forterhalten. Eine
Religion, die bloß angelernt ist, wird
später mindestens so leicht vergessen,
wie viele andere Schulkenntnisse. O
hätten wir Mütter, die den Schmuck
des verborgenen Herzensmenschen hoch-
halten und anstreben, sie würden im
stande sein, auch in einer verdorbenen
Welt ein neues Geschlecht von Heili-
gen zu erziehen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/74>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.