die im Weibe besonders lebhaft ist, mit rasch wechselnden falschen Vorspiegelun- gen, er regt in der Tiefe des Herzens bald diese, bald jene verkehrte Neigung auf, und wird so zum Wettermacher für gewisse Weiberherzen, der bei wolken- losem Himmel urplötzlich ein Unge- gewitter heraufbeschwören kann. Eine Wetterregel für diese Stürme hat noch niemand ausfindig gemacht, weil es keine gibt. Selbst ein Sokrates hat nichts Besseres gefunden, als jedesmal dem Gewitter aus dem Wege zu gehen, wenn es losbrach.
2. Sentimentalität und Ner- vosität. Beides sind krankhafte Zu- stände, die heutzutage eine ganz be- denkliche Ausdehnung erlangt haben. Die Ursache liegt hauptsächlich in der heutigen Lebensweise und Erziehung. Es ist hinreichend bekannt, woher die vielen bleichsüchtigen, nervösen und früh- reifen Wesen kommen, welche der Auf- gabe des Weibes in keiner Lebensstellung
die im Weibe besonders lebhaft ist, mit rasch wechselnden falschen Vorspiegelun- gen, er regt in der Tiefe des Herzens bald diese, bald jene verkehrte Neigung auf, und wird so zum Wettermacher für gewisse Weiberherzen, der bei wolken- losem Himmel urplötzlich ein Unge- gewitter heraufbeschwören kann. Eine Wetterregel für diese Stürme hat noch niemand ausfindig gemacht, weil es keine gibt. Selbst ein Sokrates hat nichts Besseres gefunden, als jedesmal dem Gewitter aus dem Wege zu gehen, wenn es losbrach.
2. Sentimentalität und Ner- vosität. Beides sind krankhafte Zu- stände, die heutzutage eine ganz be- denkliche Ausdehnung erlangt haben. Die Ursache liegt hauptsächlich in der heutigen Lebensweise und Erziehung. Es ist hinreichend bekannt, woher die vielen bleichsüchtigen, nervösen und früh- reifen Wesen kommen, welche der Auf- gabe des Weibes in keiner Lebensstellung
<TEI><text><body><div><div><p><pbfacs="#f0078"xml:id="E29_001_1914_pb0070_0001"n="70"/>
die im Weibe besonders lebhaft ist, mit<lb/>
rasch wechselnden falschen Vorspiegelun-<lb/>
gen, er regt in der Tiefe des Herzens bald<lb/>
diese, bald jene verkehrte Neigung auf,<lb/>
und wird so zum Wettermacher für<lb/>
gewisse Weiberherzen, der bei wolken-<lb/>
losem Himmel urplötzlich ein Unge-<lb/>
gewitter heraufbeschwören kann. Eine<lb/>
Wetterregel für diese Stürme hat noch<lb/>
niemand ausfindig gemacht, weil es<lb/>
keine gibt. Selbst ein Sokrates hat<lb/>
nichts Besseres gefunden, als jedesmal<lb/>
dem Gewitter aus dem Wege zu gehen,<lb/>
wenn es losbrach.</p><p>2. <hirendition="#g">Sentimentalität und Ner-<lb/>
vosität</hi>. Beides sind krankhafte Zu-<lb/>
stände, die heutzutage eine ganz be-<lb/>
denkliche Ausdehnung erlangt haben.<lb/>
Die Ursache liegt hauptsächlich in der<lb/>
heutigen Lebensweise und Erziehung.<lb/>
Es ist hinreichend bekannt, woher die<lb/>
vielen bleichsüchtigen, nervösen und früh-<lb/>
reifen Wesen kommen, welche der Auf-<lb/>
gabe des Weibes in keiner Lebensstellung<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[70/0078]
die im Weibe besonders lebhaft ist, mit
rasch wechselnden falschen Vorspiegelun-
gen, er regt in der Tiefe des Herzens bald
diese, bald jene verkehrte Neigung auf,
und wird so zum Wettermacher für
gewisse Weiberherzen, der bei wolken-
losem Himmel urplötzlich ein Unge-
gewitter heraufbeschwören kann. Eine
Wetterregel für diese Stürme hat noch
niemand ausfindig gemacht, weil es
keine gibt. Selbst ein Sokrates hat
nichts Besseres gefunden, als jedesmal
dem Gewitter aus dem Wege zu gehen,
wenn es losbrach.
2. Sentimentalität und Ner-
vosität. Beides sind krankhafte Zu-
stände, die heutzutage eine ganz be-
denkliche Ausdehnung erlangt haben.
Die Ursache liegt hauptsächlich in der
heutigen Lebensweise und Erziehung.
Es ist hinreichend bekannt, woher die
vielen bleichsüchtigen, nervösen und früh-
reifen Wesen kommen, welche der Auf-
gabe des Weibes in keiner Lebensstellung
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Egger, Augustin: Die christliche Mutter. Erbauungs- und Gebetbuch. - Einsiedeln u. a., [1914], S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_mutter_1914/78>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.