wieder einen Ehrenplatz in der christlichen Gesellschaft erhalten, aber als Mutter ist es am höchsten gestiegen. Jenes Glied des Menschengeschlechtes, welches die erhabensten Vorzüge und die größte Würde vor allen Sterblichen auszeichnen, ist eine Mutter, die Mutter Gottes, das liebenswürdige Vorbild aller christlichen Mütter.
Die Pflichten der Mutter sind um so umfassender, je inniger die Natur Mutter und Kind verbunden hat. Ich berühre die- selben hier nur insoweit, als auch der Vater sie im Auge behalten muß. Die Pflichten der Mutter beginnen schon vor der Geburt des Kindes. Wenn sie während der Schwanger- schaft durch heftige Gemütsbewegungen, z. B. Zorn oder Schrecken aufgeregt wird, oder geistige Getränke genießt, wirkt das gar leicht nachteilig auf das Kind, belastet es mit ge- wissen Schwächen und Gebrechen, die ihm lebenslänglich bleiben. Das Gleiche gilt von der Zeit, in der das Kind von der Mutter genährt wird. Es ist Thatsache, daß heftige Aufregungen, so wie auch geistige Getränke nicht selten die Muttermilch vergiften, und darum soll sie auch nach solchen Vorkomm- nissen dem Kinde nicht gereicht werden. Auch
wieder einen Ehrenplatz in der christlichen Gesellschaft erhalten, aber als Mutter ist es am höchsten gestiegen. Jenes Glied des Menschengeschlechtes, welches die erhabensten Vorzüge und die größte Würde vor allen Sterblichen auszeichnen, ist eine Mutter, die Mutter Gottes, das liebenswürdige Vorbild aller christlichen Mütter.
Die Pflichten der Mutter sind um so umfassender, je inniger die Natur Mutter und Kind verbunden hat. Ich berühre die- selben hier nur insoweit, als auch der Vater sie im Auge behalten muß. Die Pflichten der Mutter beginnen schon vor der Geburt des Kindes. Wenn sie während der Schwanger- schaft durch heftige Gemütsbewegungen, z. B. Zorn oder Schrecken aufgeregt wird, oder geistige Getränke genießt, wirkt das gar leicht nachteilig auf das Kind, belastet es mit ge- wissen Schwächen und Gebrechen, die ihm lebenslänglich bleiben. Das Gleiche gilt von der Zeit, in der das Kind von der Mutter genährt wird. Es ist Thatsache, daß heftige Aufregungen, so wie auch geistige Getränke nicht selten die Muttermilch vergiften, und darum soll sie auch nach solchen Vorkomm- nissen dem Kinde nicht gereicht werden. Auch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="13"><p><pbfacs="#f0112"xml:id="E29V3_001_1895_pb0098_0001"n="98"/>
wieder einen Ehrenplatz in der christlichen<lb/>
Gesellschaft erhalten, aber als Mutter ist es<lb/>
am höchsten gestiegen. Jenes Glied des<lb/>
Menschengeschlechtes, welches die erhabensten<lb/>
Vorzüge und die größte Würde vor allen<lb/>
Sterblichen auszeichnen, ist eine Mutter, die<lb/>
Mutter Gottes, das liebenswürdige Vorbild<lb/>
aller christlichen Mütter.</p><p>Die <hirendition="#g">Pflichten</hi> der Mutter sind um so<lb/>
umfassender, je inniger die Natur Mutter<lb/>
und Kind verbunden hat. Ich berühre die-<lb/>
selben hier nur insoweit, als auch der Vater<lb/>
sie im Auge behalten muß. Die Pflichten der<lb/>
Mutter beginnen schon vor der Geburt des<lb/>
Kindes. Wenn sie während der Schwanger-<lb/>
schaft durch heftige Gemütsbewegungen, z. B.<lb/>
Zorn oder Schrecken aufgeregt wird, oder<lb/>
geistige Getränke genießt, wirkt das gar leicht<lb/>
nachteilig auf das Kind, belastet es mit ge-<lb/>
wissen Schwächen und Gebrechen, die ihm<lb/>
lebenslänglich bleiben. Das Gleiche gilt von<lb/>
der Zeit, in der das Kind von der Mutter<lb/>
genährt wird. Es ist Thatsache, daß heftige<lb/>
Aufregungen, so wie auch geistige Getränke<lb/>
nicht selten die Muttermilch vergiften, und<lb/>
darum soll sie auch nach solchen Vorkomm-<lb/>
nissen dem Kinde nicht gereicht werden. Auch<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[98/0112]
wieder einen Ehrenplatz in der christlichen
Gesellschaft erhalten, aber als Mutter ist es
am höchsten gestiegen. Jenes Glied des
Menschengeschlechtes, welches die erhabensten
Vorzüge und die größte Würde vor allen
Sterblichen auszeichnen, ist eine Mutter, die
Mutter Gottes, das liebenswürdige Vorbild
aller christlichen Mütter.
Die Pflichten der Mutter sind um so
umfassender, je inniger die Natur Mutter
und Kind verbunden hat. Ich berühre die-
selben hier nur insoweit, als auch der Vater
sie im Auge behalten muß. Die Pflichten der
Mutter beginnen schon vor der Geburt des
Kindes. Wenn sie während der Schwanger-
schaft durch heftige Gemütsbewegungen, z. B.
Zorn oder Schrecken aufgeregt wird, oder
geistige Getränke genießt, wirkt das gar leicht
nachteilig auf das Kind, belastet es mit ge-
wissen Schwächen und Gebrechen, die ihm
lebenslänglich bleiben. Das Gleiche gilt von
der Zeit, in der das Kind von der Mutter
genährt wird. Es ist Thatsache, daß heftige
Aufregungen, so wie auch geistige Getränke
nicht selten die Muttermilch vergiften, und
darum soll sie auch nach solchen Vorkomm-
nissen dem Kinde nicht gereicht werden. Auch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/112>, abgerufen am 11.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.