Zwang wenig oder nichts mehr ausrichtet. Da bedarf er seinen Kindern gegenüber eines moralischen Ansehens, das in gewissem Sinne demjenigen ähnlich ist, welches die Kirche bei ihren Gläubigen besitzt. Die Kinder sollen dem Vater glauben und ihm gehorchen, auch ohne Zwang, aus innerer Ueberzeugung und freiem Willen. Nur so kann das Werk der Erziehung zu einem guten Ende geführt werden.
Dieses moralische Ansehen des Vaters läßt sich, wie das in seiner Natur liegt, nicht erzwingen. Es setzt voraus, daß die Kinder den Vater nicht bloß fürchten, sondern auch lieben, und daß sie hohe Achtung vor ihm haben. Nur dann werden sie seine Beleh- rungen, Mahnungen und Warnungen mit Glauben und Vertrauen aufnehmen, nur dann werden sie sich seinem Willen fügen, auch wenn sie nicht mehr dazu genötigt werden können.
Diese so notwendige Liebe und Acht- ung kann der Vater nur dadurch erlangen, daß er sich ihrer würdig macht. Ein Vater, der so wenig als möglich bei seiner Familie verweilt, der ihr selten freundlich begegnet, viel eher poltert und schimpft, so daß die
Zwang wenig oder nichts mehr ausrichtet. Da bedarf er seinen Kindern gegenüber eines moralischen Ansehens, das in gewissem Sinne demjenigen ähnlich ist, welches die Kirche bei ihren Gläubigen besitzt. Die Kinder sollen dem Vater glauben und ihm gehorchen, auch ohne Zwang, aus innerer Ueberzeugung und freiem Willen. Nur so kann das Werk der Erziehung zu einem guten Ende geführt werden.
Dieses moralische Ansehen des Vaters läßt sich, wie das in seiner Natur liegt, nicht erzwingen. Es setzt voraus, daß die Kinder den Vater nicht bloß fürchten, sondern auch lieben, und daß sie hohe Achtung vor ihm haben. Nur dann werden sie seine Beleh- rungen, Mahnungen und Warnungen mit Glauben und Vertrauen aufnehmen, nur dann werden sie sich seinem Willen fügen, auch wenn sie nicht mehr dazu genötigt werden können.
Diese so notwendige Liebe und Acht- ung kann der Vater nur dadurch erlangen, daß er sich ihrer würdig macht. Ein Vater, der so wenig als möglich bei seiner Familie verweilt, der ihr selten freundlich begegnet, viel eher poltert und schimpft, so daß die
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Zwang wenig oder nichts mehr ausrichtet.
Da bedarf er seinen Kindern gegenüber eines
moralischen Ansehens, das in gewissem Sinne
demjenigen ähnlich ist, welches die Kirche
bei ihren Gläubigen besitzt. Die Kinder
sollen dem Vater glauben und ihm gehorchen,
auch ohne Zwang, aus innerer Ueberzeugung
und freiem Willen. Nur so kann das Werk
der Erziehung zu einem guten Ende geführt
werden.
Dieses moralische Ansehen des Vaters
läßt sich, wie das in seiner Natur liegt, nicht
erzwingen. Es setzt voraus, daß die Kinder
den Vater nicht bloß fürchten, sondern auch
lieben, und daß sie hohe Achtung vor ihm
haben. Nur dann werden sie seine Beleh-
rungen, Mahnungen und Warnungen mit
Glauben und Vertrauen aufnehmen, nur dann
werden sie sich seinem Willen fügen, auch
wenn sie nicht mehr dazu genötigt werden
können.
Diese so notwendige Liebe und Acht-
ung kann der Vater nur dadurch erlangen,
daß er sich ihrer würdig macht. Ein Vater,
der so wenig als möglich bei seiner Familie
verweilt, der ihr selten freundlich begegnet,
viel eher poltert und schimpft, so daß die
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/155>, abgerufen am 16.02.2025.
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