Zur Aufmunterung folgt hier ein Bei- spiel. Am 28. Dezember 1863 starb in Angouleme der Oberst Paqueron, das Mu- ster eines katholischen Vaters. Er konnte dieses nur sein, weil er auch durch und durch ein gläubiger Christ war. Seine eigenen Aeußerungen mögen seine Gesinnungen dar- legen. Nach einer glücklichen, aber kurzen Ehe verlor er seine Gattin, und der Schmerz darüber haftete lebenslänglich in seiner Seele. Als er viele Jahre später eine militärische Sendung nach Afrika erhielt, schrieb er: "Wohin ich auch gehen werde, ich werde Gott überall - und meine Gattin nirgends mehr finden." Aber schon an ihrem Sterbe- bette hatte er gebetet: "Du, o Gott, hast unseren Wunsch in deiner ewigen Weisheit nicht erfüllt, Du weißt besser als wir, was uns nötig ist, und so muß ich trotz meines Schmerzes Dir Dank sagen auch für die so entsetzlich schwere Heimsuchung." Er suchte Linderung des Schmerzes in angestrengter Arbeit: "Nichts kann mich gegen den Schmerz verteidigen, als die Macht der Regelmäßig- keit. Ich muß meine Natur mit Eisenban- den an die Pflicht schmieden und sie in un- durchbrechliche Schranken der Thätigkeit ein-
Zur Aufmunterung folgt hier ein Bei- spiel. Am 28. Dezember 1863 starb in Angoulême der Oberst Paqueron, das Mu- ster eines katholischen Vaters. Er konnte dieses nur sein, weil er auch durch und durch ein gläubiger Christ war. Seine eigenen Aeußerungen mögen seine Gesinnungen dar- legen. Nach einer glücklichen, aber kurzen Ehe verlor er seine Gattin, und der Schmerz darüber haftete lebenslänglich in seiner Seele. Als er viele Jahre später eine militärische Sendung nach Afrika erhielt, schrieb er: „Wohin ich auch gehen werde, ich werde Gott überall – und meine Gattin nirgends mehr finden.“ Aber schon an ihrem Sterbe- bette hatte er gebetet: „Du, o Gott, hast unseren Wunsch in deiner ewigen Weisheit nicht erfüllt, Du weißt besser als wir, was uns nötig ist, und so muß ich trotz meines Schmerzes Dir Dank sagen auch für die so entsetzlich schwere Heimsuchung.“ Er suchte Linderung des Schmerzes in angestrengter Arbeit: „Nichts kann mich gegen den Schmerz verteidigen, als die Macht der Regelmäßig- keit. Ich muß meine Natur mit Eisenban- den an die Pflicht schmieden und sie in un- durchbrechliche Schranken der Thätigkeit ein-
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Zur Aufmunterung folgt hier ein Bei-
spiel. Am 28. Dezember 1863 starb in
Angoulême der Oberst Paqueron, das Mu-
ster eines katholischen Vaters. Er konnte
dieses nur sein, weil er auch durch und durch
ein gläubiger Christ war. Seine eigenen
Aeußerungen mögen seine Gesinnungen dar-
legen. Nach einer glücklichen, aber kurzen
Ehe verlor er seine Gattin, und der Schmerz
darüber haftete lebenslänglich in seiner Seele.
Als er viele Jahre später eine militärische
Sendung nach Afrika erhielt, schrieb er:
„Wohin ich auch gehen werde, ich werde
Gott überall – und meine Gattin nirgends
mehr finden.“ Aber schon an ihrem Sterbe-
bette hatte er gebetet: „Du, o Gott, hast
unseren Wunsch in deiner ewigen Weisheit
nicht erfüllt, Du weißt besser als wir, was
uns nötig ist, und so muß ich trotz meines
Schmerzes Dir Dank sagen auch für die so
entsetzlich schwere Heimsuchung.“ Er suchte
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Arbeit: „Nichts kann mich gegen den Schmerz
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/186>, abgerufen am 24.11.2024.
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