Wie notwendig diese Kirche ist, wird unleug- bar dargethan durch die Art, wie Dutzende von Sekten, die sich von der Kirche trennten, mit den geoffenbarten Wahrheiten und den gött- lichen Gnadenmitteln umgegangen sind, und durch die Verirrungen, in welche sie dabei hineingeraten sind. Jede dieser vielen Irr- lehren machte ihre Anhänger nach dem Worte des heiligen Paulus wieder zu Kindern, zu Meereswellen, die unsicher hin- und herflu- ten und von jedem Winde der Lehre hin- und hergetrieben werden. Nicht besser, wenn möglich noch schlimmer, ist es in der moder- nen Welt, die von einer göttlichen Offen- barung nichts mehr wissen will. Wo noch ein Steinchen religiöser Ueberzeugung vorhanden ist, wird es von diesen unruhigen Wellen der einander widersprechenden und immer wech- selnden Meinungen allmählich zu Sand zerrie- ben, und die ganze Bewegung treibt sichtlich dem allgemeinen Zweifel und Unglauben zu.
Mitten unter diesem Wechsel und Wider- spruch menschlicher Meinungen steht die Kirche da wie der Fels, der von Wogen umbraust wird. Die menschlichen Ansichten kommen und gehen, erheben sich und sinken wieder, wie die Wogen des Meeres, die Kirche aber verkün-
Wie notwendig diese Kirche ist, wird unleug- bar dargethan durch die Art, wie Dutzende von Sekten, die sich von der Kirche trennten, mit den geoffenbarten Wahrheiten und den gött- lichen Gnadenmitteln umgegangen sind, und durch die Verirrungen, in welche sie dabei hineingeraten sind. Jede dieser vielen Irr- lehren machte ihre Anhänger nach dem Worte des heiligen Paulus wieder zu Kindern, zu Meereswellen, die unsicher hin- und herflu- ten und von jedem Winde der Lehre hin- und hergetrieben werden. Nicht besser, wenn möglich noch schlimmer, ist es in der moder- nen Welt, die von einer göttlichen Offen- barung nichts mehr wissen will. Wo noch ein Steinchen religiöser Ueberzeugung vorhanden ist, wird es von diesen unruhigen Wellen der einander widersprechenden und immer wech- selnden Meinungen allmählich zu Sand zerrie- ben, und die ganze Bewegung treibt sichtlich dem allgemeinen Zweifel und Unglauben zu.
Mitten unter diesem Wechsel und Wider- spruch menschlicher Meinungen steht die Kirche da wie der Fels, der von Wogen umbraust wird. Die menschlichen Ansichten kommen und gehen, erheben sich und sinken wieder, wie die Wogen des Meeres, die Kirche aber verkün-
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Wie notwendig diese Kirche ist, wird unleug-
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Sekten, die sich von der Kirche trennten, mit
den geoffenbarten Wahrheiten und den gött-
lichen Gnadenmitteln umgegangen sind, und
durch die Verirrungen, in welche sie dabei
hineingeraten sind. Jede dieser vielen Irr-
lehren machte ihre Anhänger nach dem Worte
des heiligen Paulus wieder zu Kindern, zu
Meereswellen, die unsicher hin- und herflu-
ten und von jedem Winde der Lehre hin-
und hergetrieben werden. Nicht besser, wenn
möglich noch schlimmer, ist es in der moder-
nen Welt, die von einer göttlichen Offen-
barung nichts mehr wissen will. Wo noch ein
Steinchen religiöser Ueberzeugung vorhanden
ist, wird es von diesen unruhigen Wellen der
einander widersprechenden und immer wech-
selnden Meinungen allmählich zu Sand zerrie-
ben, und die ganze Bewegung treibt sichtlich
dem allgemeinen Zweifel und Unglauben zu.
Mitten unter diesem Wechsel und Wider-
spruch menschlicher Meinungen steht die Kirche
da wie der Fels, der von Wogen umbraust
wird. Die menschlichen Ansichten kommen und
gehen, erheben sich und sinken wieder, wie die
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/79>, abgerufen am 21.11.2024.
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