nicht geeignet, für alle Zukunft die treue Erfüllung der Gattenpflichten zu verbürgen. Mag die Leidenschaft im Anfang noch so feurig sein, im Laufe der Zeit erkaltet sie, wie auch die Reize, welche sie weckten, ver- gänglich sind. Das sinnliche Wohlgefallen muß zur gegenseitigen Achtung erhoben, die natürliche Zuneigung zur sittlichen Pflicht, zur christlichen Tugend verklärt werden. Denn die Pflichten müssen erfüllt werden, wenn auch die natürlichen Neigungen schweigen oder gar widerstreben sollten.
Die Liebe des Gatten muß sich auf einem doppelten Gebiete bewähren. In irdischer Beziehung soll der Ehemann für die nötigen Lebensbedürfnisse sorgen, seiner Gattin mit Achtung und Liebe begegnen, und in gesun- den und kranken Tagen sich um sie kümmern, wie um sich selbst. Sind sie ja zwei in ei- nem Fleische, und niemand hasset sein eigenes Fleisch. Das Gebot des Herrn: "Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst", ist hier im strengsten Sinne zu nehmen.
Dieses Gebot wird verletzt von jenen Männern, welche den Ertrag ihrer Arbeit in das Wirtshaus tragen, statt für die Be- dürfnisse der Haushaltung zu sorgen. Die
nicht geeignet, für alle Zukunft die treue Erfüllung der Gattenpflichten zu verbürgen. Mag die Leidenschaft im Anfang noch so feurig sein, im Laufe der Zeit erkaltet sie, wie auch die Reize, welche sie weckten, ver- gänglich sind. Das sinnliche Wohlgefallen muß zur gegenseitigen Achtung erhoben, die natürliche Zuneigung zur sittlichen Pflicht, zur christlichen Tugend verklärt werden. Denn die Pflichten müssen erfüllt werden, wenn auch die natürlichen Neigungen schweigen oder gar widerstreben sollten.
Die Liebe des Gatten muß sich auf einem doppelten Gebiete bewähren. In irdischer Beziehung soll der Ehemann für die nötigen Lebensbedürfnisse sorgen, seiner Gattin mit Achtung und Liebe begegnen, und in gesun- den und kranken Tagen sich um sie kümmern, wie um sich selbst. Sind sie ja zwei in ei- nem Fleische, und niemand hasset sein eigenes Fleisch. Das Gebot des Herrn: „Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst“, ist hier im strengsten Sinne zu nehmen.
Dieses Gebot wird verletzt von jenen Männern, welche den Ertrag ihrer Arbeit in das Wirtshaus tragen, statt für die Be- dürfnisse der Haushaltung zu sorgen. Die
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[84/0098]
nicht geeignet, für alle Zukunft die treue
Erfüllung der Gattenpflichten zu verbürgen.
Mag die Leidenschaft im Anfang noch so
feurig sein, im Laufe der Zeit erkaltet sie,
wie auch die Reize, welche sie weckten, ver-
gänglich sind. Das sinnliche Wohlgefallen
muß zur gegenseitigen Achtung erhoben, die
natürliche Zuneigung zur sittlichen Pflicht,
zur christlichen Tugend verklärt werden. Denn
die Pflichten müssen erfüllt werden, wenn
auch die natürlichen Neigungen schweigen
oder gar widerstreben sollten.
Die Liebe des Gatten muß sich auf einem
doppelten Gebiete bewähren. In irdischer
Beziehung soll der Ehemann für die nötigen
Lebensbedürfnisse sorgen, seiner Gattin mit
Achtung und Liebe begegnen, und in gesun-
den und kranken Tagen sich um sie kümmern,
wie um sich selbst. Sind sie ja zwei in ei-
nem Fleische, und niemand hasset sein eigenes
Fleisch. Das Gebot des Herrn: „Du sollst
deinen Nächsten lieben, wie dich selbst“, ist
hier im strengsten Sinne zu nehmen.
Dieses Gebot wird verletzt von jenen
Männern, welche den Ertrag ihrer Arbeit
in das Wirtshaus tragen, statt für die Be-
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Egger, Augustinus: Der christliche Vater in der modernen Welt. Erbauungs- und Gebetbuch. Einsiedeln u. a., [1895], S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/egger_vater_1895/98>, abgerufen am 24.11.2024.
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