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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815.

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mit Mund, Händen und den munteren Augen zu¬
gleich erzählten, ihre kleinen Manieren und un¬
schuldige Koketterie, die Sorgfalt, mit welcher die
Mütter nach jedem Tanze herumgiengen und ihren
artigen Kätzchen die Haare aus der heißen Stirne
strichen und sie ermahnten, nicht kalt zu trinken,
das lächelnde Wohlbehagen, mit dem eine jede alle
Mienen Leontins und Friedrichs verfolgten, wenn
sie sich mit ihren Töchtern gut zu unterhalten schie¬
nen, alles dieß machte auf die beyden Fremden den
sonderbarsten Eindruck, und sie hätten mit ihrem
neuen und ungewöhnlichen Wesen heut viele Herzen
erobern können, wenn der eine nicht zu großmü¬
thig, der andere nicht zu wild gewesen wäre.

Leontin walzte mit der niedlichen Braut. Sie
tanzte außerordentlich leicht und schön, und, wie er
so den schlanken, vollen Leib im Arme hatte, sah
sie so unbeschreiblich frisch und reizend aus, daß
er sich nicht enthalten konnte, das schöne Kind ei¬
nigemal an sich zu drücken. Sie blickte heimlich
lächelnd mit listigfragenden Augen unter die langen
Wimpern zu ihm herauf. Sie konnten endlich bey¬
de vor Müdigkeit nicht mehr weiter fort und er
tanzte daher mit ihr bis in die nächste Fensterni¬
sche, wo sie zusammen auf die Stühle sanken.

Nach einiger Zeit sah er sie an einem anderen
Fenster neben Fräulein Julien in ruhigem Gespräche
sitzen. Er lehnte sich hinter ihnen an die Wand,
ohne von ihnen bemerkt zu werden. Sie erzählte

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mit Mund, Händen und den munteren Augen zu¬
gleich erzählten, ihre kleinen Manieren und un¬
ſchuldige Koketterie, die Sorgfalt, mit welcher die
Mütter nach jedem Tanze herumgiengen und ihren
artigen Kätzchen die Haare aus der heißen Stirne
ſtrichen und ſie ermahnten, nicht kalt zu trinken,
das lächelnde Wohlbehagen, mit dem eine jede alle
Mienen Leontins und Friedrichs verfolgten, wenn
ſie ſich mit ihren Töchtern gut zu unterhalten ſchie¬
nen, alles dieß machte auf die beyden Fremden den
ſonderbarſten Eindruck, und ſie hätten mit ihrem
neuen und ungewöhnlichen Weſen heut viele Herzen
erobern können, wenn der eine nicht zu großmü¬
thig, der andere nicht zu wild geweſen wäre.

Leontin walzte mit der niedlichen Braut. Sie
tanzte außerordentlich leicht und ſchön, und, wie er
ſo den ſchlanken, vollen Leib im Arme hatte, ſah
ſie ſo unbeſchreiblich friſch und reizend aus, daß
er ſich nicht enthalten konnte, das ſchöne Kind ei¬
nigemal an ſich zu drücken. Sie blickte heimlich
lächelnd mit liſtigfragenden Augen unter die langen
Wimpern zu ihm herauf. Sie konnten endlich bey¬
de vor Müdigkeit nicht mehr weiter fort und er
tanzte daher mit ihr bis in die nächſte Fenſterni¬
ſche, wo ſie zuſammen auf die Stühle ſanken.

Nach einiger Zeit ſah er ſie an einem anderen
Fenſter neben Fräulein Julien in ruhigem Geſpräche
ſitzen. Er lehnte ſich hinter ihnen an die Wand,
ohne von ihnen bemerkt zu werden. Sie erzählte

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[129/0135] mit Mund, Händen und den munteren Augen zu¬ gleich erzählten, ihre kleinen Manieren und un¬ ſchuldige Koketterie, die Sorgfalt, mit welcher die Mütter nach jedem Tanze herumgiengen und ihren artigen Kätzchen die Haare aus der heißen Stirne ſtrichen und ſie ermahnten, nicht kalt zu trinken, das lächelnde Wohlbehagen, mit dem eine jede alle Mienen Leontins und Friedrichs verfolgten, wenn ſie ſich mit ihren Töchtern gut zu unterhalten ſchie¬ nen, alles dieß machte auf die beyden Fremden den ſonderbarſten Eindruck, und ſie hätten mit ihrem neuen und ungewöhnlichen Weſen heut viele Herzen erobern können, wenn der eine nicht zu großmü¬ thig, der andere nicht zu wild geweſen wäre. Leontin walzte mit der niedlichen Braut. Sie tanzte außerordentlich leicht und ſchön, und, wie er ſo den ſchlanken, vollen Leib im Arme hatte, ſah ſie ſo unbeſchreiblich friſch und reizend aus, daß er ſich nicht enthalten konnte, das ſchöne Kind ei¬ nigemal an ſich zu drücken. Sie blickte heimlich lächelnd mit liſtigfragenden Augen unter die langen Wimpern zu ihm herauf. Sie konnten endlich bey¬ de vor Müdigkeit nicht mehr weiter fort und er tanzte daher mit ihr bis in die nächſte Fenſterni¬ ſche, wo ſie zuſammen auf die Stühle ſanken. Nach einiger Zeit ſah er ſie an einem anderen Fenſter neben Fräulein Julien in ruhigem Geſpräche ſitzen. Er lehnte ſich hinter ihnen an die Wand, ohne von ihnen bemerkt zu werden. Sie erzählte 9

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/135>, abgerufen am 27.11.2024.