meiner Seele, du warst doch der beste und bravste Kerl unter uns allen. Reise mit Gott! Hier schüttelte jeder dem Grafen vom Pferde noch ein¬ mal die Hand und sie und Friedrich sprengten dann in entgegengesezten Richtungen von einander. Als er so eine Weile fortgeritten war, sah er sie noch einmal, wie sie eben, schon fern, mit ihren bunten Federbüschen über einen Bergrücken fortzo¬ gen. Sie sangen ein bekanntes Studentenlied, dessen Schlußchor:
In's Horn, in's Horn, in's Jägerhorn!
der Wind zu ihm herüber brachte. Ade, ihr rüsti¬ gen Gesellen, rief er gerührt; Ade, du schöne, freye Zeit! Der herrliche Morgen stand flammend vor ihm. Er gab seinem Pferde die Sporen, um den Tönen zu entkommen, und ritt, daß der frische Wind an seinem Hute pfiff.
Wer Studenten auf ihren Wanderungen sah, wie sie frühmorgens aus dem dunkeln Thore aus¬ ziehen und den Hut schwenken in der frischen Luft, wie sie wohlgemuth und ohne Sorgen über die grüne Erde reisen, und die unbegränzten Augen an blauem Himmel, Wald und Fels sich noch er¬ quicken, der mag gern unsern Grafen auf seinem Zuge durch das Gebirge begleiten. Er ritt jezt langsam weiter. Bauern ackerten, Hirten trieben ihre Heerden vorüber. Die Frühlingssonne schien warm über die dampfende Erde, Bäume, Gras und Blumen äugelten dazwischen mit blitzenden Tropfen, unzählige Lerchen schwirrten durch die laue Luft.
meiner Seele, du warſt doch der beſte und bravſte Kerl unter uns allen. Reiſe mit Gott! Hier ſchüttelte jeder dem Grafen vom Pferde noch ein¬ mal die Hand und ſie und Friedrich ſprengten dann in entgegengeſezten Richtungen von einander. Als er ſo eine Weile fortgeritten war, ſah er ſie noch einmal, wie ſie eben, ſchon fern, mit ihren bunten Federbüſchen über einen Bergrücken fortzo¬ gen. Sie ſangen ein bekanntes Studentenlied, deſſen Schlußchor:
In's Horn, in's Horn, in's Jägerhorn!
der Wind zu ihm herüber brachte. Ade, ihr rüſti¬ gen Geſellen, rief er gerührt; Ade, du ſchöne, freye Zeit! Der herrliche Morgen ſtand flammend vor ihm. Er gab ſeinem Pferde die Sporen, um den Tönen zu entkommen, und ritt, daß der friſche Wind an ſeinem Hute pfiff.
Wer Studenten auf ihren Wanderungen ſah, wie ſie frühmorgens aus dem dunkeln Thore aus¬ ziehen und den Hut ſchwenken in der friſchen Luft, wie ſie wohlgemuth und ohne Sorgen über die grüne Erde reiſen, und die unbegränzten Augen an blauem Himmel, Wald und Fels ſich noch er¬ quicken, der mag gern unſern Grafen auf ſeinem Zuge durch das Gebirge begleiten. Er ritt jezt langſam weiter. Bauern ackerten, Hirten trieben ihre Heerden vorüber. Die Frühlingsſonne ſchien warm über die dampfende Erde, Bäume, Gras und Blumen äugelten dazwiſchen mit blitzenden Tropfen, unzählige Lerchen ſchwirrten durch die laue Luft.
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meiner Seele, du warſt doch der beſte und bravſte
Kerl unter uns allen. Reiſe mit Gott! Hier
ſchüttelte jeder dem Grafen vom Pferde noch ein¬
mal die Hand und ſie und Friedrich ſprengten
dann in entgegengeſezten Richtungen von einander.
Als er ſo eine Weile fortgeritten war, ſah er ſie
noch einmal, wie ſie eben, ſchon fern, mit ihren
bunten Federbüſchen über einen Bergrücken fortzo¬
gen. Sie ſangen ein bekanntes Studentenlied,
deſſen Schlußchor:
In's Horn, in's Horn, in's Jägerhorn!
der Wind zu ihm herüber brachte. Ade, ihr rüſti¬
gen Geſellen, rief er gerührt; Ade, du ſchöne,
freye Zeit! Der herrliche Morgen ſtand flammend
vor ihm. Er gab ſeinem Pferde die Sporen, um
den Tönen zu entkommen, und ritt, daß der friſche
Wind an ſeinem Hute pfiff.
Wer Studenten auf ihren Wanderungen ſah,
wie ſie frühmorgens aus dem dunkeln Thore aus¬
ziehen und den Hut ſchwenken in der friſchen Luft,
wie ſie wohlgemuth und ohne Sorgen über die
grüne Erde reiſen, und die unbegränzten Augen
an blauem Himmel, Wald und Fels ſich noch er¬
quicken, der mag gern unſern Grafen auf ſeinem
Zuge durch das Gebirge begleiten. Er ritt jezt
langſam weiter. Bauern ackerten, Hirten trieben
ihre Heerden vorüber. Die Frühlingsſonne ſchien
warm über die dampfende Erde, Bäume, Gras und
Blumen äugelten dazwiſchen mit blitzenden Tropfen,
unzählige Lerchen ſchwirrten durch die laue Luft.
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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/24>, abgerufen am 23.11.2024.
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