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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815.

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glücklich, sagte Leontin, als alles verschwunden
war, könnte der Student seyn, so frank und frey
mit seiner Liebsten durch die Welt zu zieh'n! wenn
er nur Talent fürs Glück hätte, aber er hat eine
einförmige Niedergeschlagenheit in sich, die er nicht
niederschlagen kann, und die ihn durchs Leben nur
so hinschleppt.

Sie setzten sich nun auf dem schönen grünen
Platz um einen Tisch zusammen, der Fluß flog lu¬
stig an ihnen vorüber, die Herbstsonne wärmte sehr
angenehm. Leontin erzählte, wie er den Morgen
nach seiner Flucht vom Schlosse des Herrn v. A. bey
Anbruch des Tages auf den Gipfel eines hohen
Berges gekommen sey, von dem er von der einen
Seite die fernen Thürme der Residenz, von der
anderen die friedlichreiche Gegend des Herrn v. A.
übersah, über welcher so eben die Sonne aufgieng.
Lange habe er vor dieser gränzenlosen Aussicht nicht
gewußt, wohin er sich wenden solle, als er auf
einmal unten im Thale Fabern die Strasse herauf¬
wandern sah, den, wie er wohl wußte, wieder ein¬
mal die Albernheiten der Stadt auf einige Zeit in
alle Welt getrieben hatten. Wie die Stimme in
der Wüste habe er ihn daher, da er grade eben in
einem ziemlich ähnlichen Humor gewesen, mit einer
langen Anrede über die Vergänglichkeit aller irdi¬
schen Dinge empfangen, ohne von ihm gesehen
werden zu können, und so zu sich hinaufgelockt. --
Leontin versank dabey in Gedanken. Wahrhaftig,
sagte er, wenn ich mich in jenen Sonnenaufgang

glücklich, ſagte Leontin, als alles verſchwunden
war, könnte der Student ſeyn, ſo frank und frey
mit ſeiner Liebſten durch die Welt zu zieh'n! wenn
er nur Talent fürs Glück hätte, aber er hat eine
einförmige Niedergeſchlagenheit in ſich, die er nicht
niederſchlagen kann, und die ihn durchs Leben nur
ſo hinſchleppt.

Sie ſetzten ſich nun auf dem ſchönen grünen
Platz um einen Tiſch zuſammen, der Fluß flog lu¬
ſtig an ihnen vorüber, die Herbſtſonne wärmte ſehr
angenehm. Leontin erzählte, wie er den Morgen
nach ſeiner Flucht vom Schloſſe des Herrn v. A. bey
Anbruch des Tages auf den Gipfel eines hohen
Berges gekommen ſey, von dem er von der einen
Seite die fernen Thürme der Reſidenz, von der
anderen die friedlichreiche Gegend des Herrn v. A.
überſah, über welcher ſo eben die Sonne aufgieng.
Lange habe er vor dieſer gränzenloſen Ausſicht nicht
gewußt, wohin er ſich wenden ſolle, als er auf
einmal unten im Thale Fabern die Straſſe herauf¬
wandern ſah, den, wie er wohl wußte, wieder ein¬
mal die Albernheiten der Stadt auf einige Zeit in
alle Welt getrieben hatten. Wie die Stimme in
der Wüſte habe er ihn daher, da er grade eben in
einem ziemlich ähnlichen Humor geweſen, mit einer
langen Anrede über die Vergänglichkeit aller irdi¬
ſchen Dinge empfangen, ohne von ihm geſehen
werden zu können, und ſo zu ſich hinaufgelockt. —
Leontin verſank dabey in Gedanken. Wahrhaftig,
ſagte er, wenn ich mich in jenen Sonnenaufgang

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[234/0240] glücklich, ſagte Leontin, als alles verſchwunden war, könnte der Student ſeyn, ſo frank und frey mit ſeiner Liebſten durch die Welt zu zieh'n! wenn er nur Talent fürs Glück hätte, aber er hat eine einförmige Niedergeſchlagenheit in ſich, die er nicht niederſchlagen kann, und die ihn durchs Leben nur ſo hinſchleppt. Sie ſetzten ſich nun auf dem ſchönen grünen Platz um einen Tiſch zuſammen, der Fluß flog lu¬ ſtig an ihnen vorüber, die Herbſtſonne wärmte ſehr angenehm. Leontin erzählte, wie er den Morgen nach ſeiner Flucht vom Schloſſe des Herrn v. A. bey Anbruch des Tages auf den Gipfel eines hohen Berges gekommen ſey, von dem er von der einen Seite die fernen Thürme der Reſidenz, von der anderen die friedlichreiche Gegend des Herrn v. A. überſah, über welcher ſo eben die Sonne aufgieng. Lange habe er vor dieſer gränzenloſen Ausſicht nicht gewußt, wohin er ſich wenden ſolle, als er auf einmal unten im Thale Fabern die Straſſe herauf¬ wandern ſah, den, wie er wohl wußte, wieder ein¬ mal die Albernheiten der Stadt auf einige Zeit in alle Welt getrieben hatten. Wie die Stimme in der Wüſte habe er ihn daher, da er grade eben in einem ziemlich ähnlichen Humor geweſen, mit einer langen Anrede über die Vergänglichkeit aller irdi¬ ſchen Dinge empfangen, ohne von ihm geſehen werden zu können, und ſo zu ſich hinaufgelockt. — Leontin verſank dabey in Gedanken. Wahrhaftig, ſagte er, wenn ich mich in jenen Sonnenaufgang

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/240>, abgerufen am 23.11.2024.