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Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815.

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Vor Eitelkeit soll er vor allen
Streng hüten sein unschuld'ges Herz,
Im Falschen nimmer sich gefallen,
Um eitel Witz und blanken Scherz.
O laßt unedle Mühe fahren,
O klingelt, gleißt und spielet nicht
Mit Licht und Gnad', so ihr erfahren,
Zur Sünde macht ihr das Gedicht!
Den lieben Gott laß in dir walten,
Aus frischer Brust nur treulich sing'!
Was wahr in dir, wird sich gestalten,
Das andre ist erbärmlich Ding. --
Den Morgen seh' ich ferne scheinen,
Die Ströme zieh'n im grünen Grund,
Mir ist so wohl! -- die's ehrlich meynen,
Die grüß' ich all' aus Herzensgrund!

Faber reichte Friedrich'n, der die Guitarre wie¬
der weglegte, die Hand zur Versöhnung. -- Der
Morgen warf unterdeß wirklich schon, vom Meere
her ungewisse Scheine über den dämmernden Him¬
mel, hin und wieder erwachten schon frühe Vögel
im Walde, alle Wipfel fiengen an sich frischer zu
rühren. Da sprang Leontin fröhlich mitten auf den
Tisch, hob sein Glas hoch in die Höh' und sang:

Kühle auf dem schönen Rheine,
Fuhren wir vereinte Brüder,
Tranken von dem goldnen Weine,
Singend gute deutsche Lieder.
Vor Eitelkeit ſoll er vor allen
Streng hüten ſein unſchuld'ges Herz,
Im Falſchen nimmer ſich gefallen,
Um eitel Witz und blanken Scherz.
O laßt unedle Mühe fahren,
O klingelt, gleißt und ſpielet nicht
Mit Licht und Gnad', ſo ihr erfahren,
Zur Sünde macht ihr das Gedicht!
Den lieben Gott laß in dir walten,
Aus friſcher Bruſt nur treulich ſing'!
Was wahr in dir, wird ſich geſtalten,
Das andre iſt erbärmlich Ding. —
Den Morgen ſeh' ich ferne ſcheinen,
Die Ströme zieh'n im grünen Grund,
Mir iſt ſo wohl! — die's ehrlich meynen,
Die grüß' ich all' aus Herzensgrund!

Faber reichte Friedrich'n, der die Guitarre wie¬
der weglegte, die Hand zur Verſöhnung. — Der
Morgen warf unterdeß wirklich ſchon, vom Meere
her ungewiſſe Scheine über den dämmernden Him¬
mel, hin und wieder erwachten ſchon frühe Vögel
im Walde, alle Wipfel fiengen an ſich friſcher zu
rühren. Da ſprang Leontin fröhlich mitten auf den
Tiſch, hob ſein Glas hoch in die Höh' und ſang:

Kühle auf dem ſchönen Rheine,
Fuhren wir vereinte Brüder,
Tranken von dem goldnen Weine,
Singend gute deutſche Lieder.
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[469/0475] Vor Eitelkeit ſoll er vor allen Streng hüten ſein unſchuld'ges Herz, Im Falſchen nimmer ſich gefallen, Um eitel Witz und blanken Scherz. O laßt unedle Mühe fahren, O klingelt, gleißt und ſpielet nicht Mit Licht und Gnad', ſo ihr erfahren, Zur Sünde macht ihr das Gedicht! Den lieben Gott laß in dir walten, Aus friſcher Bruſt nur treulich ſing'! Was wahr in dir, wird ſich geſtalten, Das andre iſt erbärmlich Ding. — Den Morgen ſeh' ich ferne ſcheinen, Die Ströme zieh'n im grünen Grund, Mir iſt ſo wohl! — die's ehrlich meynen, Die grüß' ich all' aus Herzensgrund! Faber reichte Friedrich'n, der die Guitarre wie¬ der weglegte, die Hand zur Verſöhnung. — Der Morgen warf unterdeß wirklich ſchon, vom Meere her ungewiſſe Scheine über den dämmernden Him¬ mel, hin und wieder erwachten ſchon frühe Vögel im Walde, alle Wipfel fiengen an ſich friſcher zu rühren. Da ſprang Leontin fröhlich mitten auf den Tiſch, hob ſein Glas hoch in die Höh' und ſang: Kühle auf dem ſchönen Rheine, Fuhren wir vereinte Brüder, Tranken von dem goldnen Weine, Singend gute deutſche Lieder.

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Ahnung und Gegenwart. Nürnberg, 1815, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_ahnung_1815/475>, abgerufen am 26.11.2024.