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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834.

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und wußte in aller Geschwindigkeit durch Andeutungen
seltener Belesenheit und Sachkenntniß allen zu impo¬
niren. Dazwischen blickte er manchmal verstohlen nach
Kordelchen, die das auch sogleich bemerkte und, schlau
ihre Augen niederschlagend, die Verwirrte spielte.
Kammerherren, junge Officiere und Jagdjunker misch¬
ten sich nun mit in die Unterhaltung, die Schauspie¬
ler wollten in auserlesenen Redensarten ihren Weltton
zeigen, die Mädchen waren naiv, die Junker char¬
mant, zwischen ihnen und den Feldstühlen der Damen
flogen häufig französische Witzworte, wie zierliche Pfeile,
über den glatten Boden hin und her, deren Zielscheibe
eben nicht zweifelhaft war. Unter ihnen fiel der lange
Schütz von gestern am meisten auf, ein reisender Lord,
der überall wie ein Kameelhals mit seiner Lorgnette
über die andern hervorragte. Er versicherte jeden sei¬
ner Protection und sprach immerfort von Kunst und
dramatischer Kunst und mimischer Kunst in so wunder¬
lichem Deutsch, daß einer den andern nicht verstand.

Die Konfusion aber wurde noch immer größer.
Denn seitwärts hinter einer phantastischen Palme, auf
deren breiten Blättern ein Papagei linkisch auf und
nieder kletterte, stand die kühne Reiterin von gestern,
und neckte, wie es schien, recht absichtlich, den Vogel,
dessen durchdringendes Gekreisch jeden Augenblick den
galanten Discours verstörte. Sie beachtete die Komö¬
dianten nicht, aber zuweilen funkelten ihre Blicke zwi¬

und wußte in aller Geſchwindigkeit durch Andeutungen
ſeltener Beleſenheit und Sachkenntniß allen zu impo¬
niren. Dazwiſchen blickte er manchmal verſtohlen nach
Kordelchen, die das auch ſogleich bemerkte und, ſchlau
ihre Augen niederſchlagend, die Verwirrte ſpielte.
Kammerherren, junge Officiere und Jagdjunker miſch¬
ten ſich nun mit in die Unterhaltung, die Schauſpie¬
ler wollten in auserleſenen Redensarten ihren Weltton
zeigen, die Maͤdchen waren naiv, die Junker char¬
mant, zwiſchen ihnen und den Feldſtuͤhlen der Damen
flogen haͤufig franzoͤſiſche Witzworte, wie zierliche Pfeile,
uͤber den glatten Boden hin und her, deren Zielſcheibe
eben nicht zweifelhaft war. Unter ihnen fiel der lange
Schuͤtz von geſtern am meiſten auf, ein reiſender Lord,
der uͤberall wie ein Kameelhals mit ſeiner Lorgnette
uͤber die andern hervorragte. Er verſicherte jeden ſei¬
ner Protection und ſprach immerfort von Kunſt und
dramatiſcher Kunſt und mimiſcher Kunſt in ſo wunder¬
lichem Deutſch, daß einer den andern nicht verſtand.

Die Konfuſion aber wurde noch immer groͤßer.
Denn ſeitwaͤrts hinter einer phantaſtiſchen Palme, auf
deren breiten Blaͤttern ein Papagei linkiſch auf und
nieder kletterte, ſtand die kuͤhne Reiterin von geſtern,
und neckte, wie es ſchien, recht abſichtlich, den Vogel,
deſſen durchdringendes Gekreiſch jeden Augenblick den
galanten Discours verſtoͤrte. Sie beachtete die Komoͤ¬
dianten nicht, aber zuweilen funkelten ihre Blicke zwi¬

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[100/0107] und wußte in aller Geſchwindigkeit durch Andeutungen ſeltener Beleſenheit und Sachkenntniß allen zu impo¬ niren. Dazwiſchen blickte er manchmal verſtohlen nach Kordelchen, die das auch ſogleich bemerkte und, ſchlau ihre Augen niederſchlagend, die Verwirrte ſpielte. Kammerherren, junge Officiere und Jagdjunker miſch¬ ten ſich nun mit in die Unterhaltung, die Schauſpie¬ ler wollten in auserleſenen Redensarten ihren Weltton zeigen, die Maͤdchen waren naiv, die Junker char¬ mant, zwiſchen ihnen und den Feldſtuͤhlen der Damen flogen haͤufig franzoͤſiſche Witzworte, wie zierliche Pfeile, uͤber den glatten Boden hin und her, deren Zielſcheibe eben nicht zweifelhaft war. Unter ihnen fiel der lange Schuͤtz von geſtern am meiſten auf, ein reiſender Lord, der uͤberall wie ein Kameelhals mit ſeiner Lorgnette uͤber die andern hervorragte. Er verſicherte jeden ſei¬ ner Protection und ſprach immerfort von Kunſt und dramatiſcher Kunſt und mimiſcher Kunſt in ſo wunder¬ lichem Deutſch, daß einer den andern nicht verſtand. Die Konfuſion aber wurde noch immer groͤßer. Denn ſeitwaͤrts hinter einer phantaſtiſchen Palme, auf deren breiten Blaͤttern ein Papagei linkiſch auf und nieder kletterte, ſtand die kuͤhne Reiterin von geſtern, und neckte, wie es ſchien, recht abſichtlich, den Vogel, deſſen durchdringendes Gekreiſch jeden Augenblick den galanten Discours verſtoͤrte. Sie beachtete die Komoͤ¬ dianten nicht, aber zuweilen funkelten ihre Blicke zwi¬

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/107>, abgerufen am 21.11.2024.