Ideen und sonderliche Anstrengung gewaltig und mit großem Spektakel zu arbeiten, die Satisfaktion, fast alle Stunden etwas Rundes fertig zu machen, während die Kunst und die Wissenschaften auf Erden niemals fertig werden, ja in alle Ewigkeit kein Ende absehen. Da rührst Du, entgegnete Walter, an den wunden Fleck, wenigstens bei mir. Daß ich, aus Mangel an Zeit, zu beiden Seiten die schönen Fernen und Tiefen, die uns sonst so wunderbar anzogen, liegen lassen muß, das ist es, was mich oft heimlich kränkt, und was ich hier nicht einmal einem Freunde klagen kann. Dazu kommt die Abgelegenheit des kleinen Orts, wo alle Gelegenheit und aller Reiz fehlt, der neuesten Lit¬ teratur zu folgen.
Ist auch nicht nöthig, versetzte Fortunat. Was willst Du jedem Phantasten in seine neumodischen Park-Anlagen nachschreiten! Das rechte Alte ist ewig neu, und das rechte Neue schafft sich doch Bahn über alle Berge, und -- wie ich oben bemerkt -- auch in diesen Gebirgskessel. Denn, wenn ich nicht irre, sah ich vorhin bei Dir neben dem Corpus juris die neuesten poetischen Werke des Grafen Victor stehen. Nun, sagte Walter, meinen großen Landsmann muß ich doch in Ehren halten, seine Heimath liegt ja kaum eine Tagereise von hier. -- Fortunat sprang überrascht auf. Da reit ich hin, rief er, den muß ich sehen. -- Geduld, erwiederte Walter lächelnd, er ist schon seit
Ideen und ſonderliche Anſtrengung gewaltig und mit großem Spektakel zu arbeiten, die Satisfaktion, faſt alle Stunden etwas Rundes fertig zu machen, waͤhrend die Kunſt und die Wiſſenſchaften auf Erden niemals fertig werden, ja in alle Ewigkeit kein Ende abſehen. Da ruͤhrſt Du, entgegnete Walter, an den wunden Fleck, wenigſtens bei mir. Daß ich, aus Mangel an Zeit, zu beiden Seiten die ſchoͤnen Fernen und Tiefen, die uns ſonſt ſo wunderbar anzogen, liegen laſſen muß, das iſt es, was mich oft heimlich kraͤnkt, und was ich hier nicht einmal einem Freunde klagen kann. Dazu kommt die Abgelegenheit des kleinen Orts, wo alle Gelegenheit und aller Reiz fehlt, der neueſten Lit¬ teratur zu folgen.
Iſt auch nicht noͤthig, verſetzte Fortunat. Was willſt Du jedem Phantaſten in ſeine neumodiſchen Park-Anlagen nachſchreiten! Das rechte Alte iſt ewig neu, und das rechte Neue ſchafft ſich doch Bahn uͤber alle Berge, und — wie ich oben bemerkt — auch in dieſen Gebirgskeſſel. Denn, wenn ich nicht irre, ſah ich vorhin bei Dir neben dem Corpus juris die neueſten poetiſchen Werke des Grafen Victor ſtehen. Nun, ſagte Walter, meinen großen Landsmann muß ich doch in Ehren halten, ſeine Heimath liegt ja kaum eine Tagereiſe von hier. — Fortunat ſprang uͤberraſcht auf. Da reit ich hin, rief er, den muß ich ſehen. — Geduld, erwiederte Walter laͤchelnd, er iſt ſchon ſeit
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Ideen und ſonderliche Anſtrengung gewaltig und mit
großem Spektakel zu arbeiten, die Satisfaktion, faſt
alle Stunden etwas Rundes fertig zu machen, waͤhrend
die Kunſt und die Wiſſenſchaften auf Erden niemals
fertig werden, ja in alle Ewigkeit kein Ende abſehen.
Da ruͤhrſt Du, entgegnete Walter, an den wunden
Fleck, wenigſtens bei mir. Daß ich, aus Mangel an
Zeit, zu beiden Seiten die ſchoͤnen Fernen und Tiefen,
die uns ſonſt ſo wunderbar anzogen, liegen laſſen
muß, das iſt es, was mich oft heimlich kraͤnkt, und
was ich hier nicht einmal einem Freunde klagen kann.
Dazu kommt die Abgelegenheit des kleinen Orts, wo
alle Gelegenheit und aller Reiz fehlt, der neueſten Lit¬
teratur zu folgen.
Iſt auch nicht noͤthig, verſetzte Fortunat. Was
willſt Du jedem Phantaſten in ſeine neumodiſchen
Park-Anlagen nachſchreiten! Das rechte Alte iſt ewig
neu, und das rechte Neue ſchafft ſich doch Bahn
uͤber alle Berge, und — wie ich oben bemerkt — auch
in dieſen Gebirgskeſſel. Denn, wenn ich nicht irre,
ſah ich vorhin bei Dir neben dem Corpus juris die
neueſten poetiſchen Werke des Grafen Victor ſtehen.
Nun, ſagte Walter, meinen großen Landsmann muß
ich doch in Ehren halten, ſeine Heimath liegt ja kaum
eine Tagereiſe von hier. — Fortunat ſprang uͤberraſcht
auf. Da reit ich hin, rief er, den muß ich ſehen. —
Geduld, erwiederte Walter laͤchelnd, er iſt ſchon ſeit
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/16>, abgerufen am 21.11.2024.
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