den Scandal, verjagt mir da mit eurem Geklimper die besten Gäste, ist das ein Ständchen für eine schöne, ausländische Gräfin! -- Gräfin! ist sie schon fort? wohin? unterbrachen ihn hier die Duellanten, ihre Degen rasch einsteckend. -- Ausländisch? stotterte Albert vor Eifer, was für eine Sprache redete sie? -- Wahrhaftig, mir kam's ganz spanisch vor, erwiederte der Wirth, und schien nun, indem er die Beiden ge¬ heimnißvoll nach dem Stalle führte, mit ihnen angelegent¬ lich von der Fremden zu sprechen, Fortunat konnte nur noch bemerken, daß der Schalk ihnen eine ganz an¬ dere Richtung wies, als die Dame vorhin eingeschla¬ gen hatte. -- Als er zurückkam, wollte ihn Fortunat selbst über die Gräfin näher ausfragen. Aber der dicke schlaue Mann war nicht zu haschen, er sprach von tollen Nächten, Spukgeistern und fahrenden Hexen, und brach mit solchem Lärmen den Tag an, daß der Hofhund anschlug und Knechte und Mägde aus allen Winkeln herausfuhren. Mitten in dieser Konfusion hörte Fortunat plötzlich den Lord und den Maler von der andern Seite durch die Dämmerung miteinander disputiren, und ehe er ihnen noch nachrufen konnte, hatten sie in ihren langen, bis an die Knöchel herab¬ hängenden Wachstaft-Mänteln, aus denen die engli¬ schen Pferde ihre dünnen Hälse seltsam hervorstreck¬ ten, sich zwischen den fliegenden Morgennebeln schon verloren.
den Scandal, verjagt mir da mit eurem Geklimper die beſten Gaͤſte, iſt das ein Staͤndchen fuͤr eine ſchoͤne, auslaͤndiſche Graͤfin! — Graͤfin! iſt ſie ſchon fort? wohin? unterbrachen ihn hier die Duellanten, ihre Degen raſch einſteckend. — Auslaͤndiſch? ſtotterte Albert vor Eifer, was fuͤr eine Sprache redete ſie? — Wahrhaftig, mir kam's ganz ſpaniſch vor, erwiederte der Wirth, und ſchien nun, indem er die Beiden ge¬ heimnißvoll nach dem Stalle fuͤhrte, mit ihnen angelegent¬ lich von der Fremden zu ſprechen, Fortunat konnte nur noch bemerken, daß der Schalk ihnen eine ganz an¬ dere Richtung wies, als die Dame vorhin eingeſchla¬ gen hatte. — Als er zuruͤckkam, wollte ihn Fortunat ſelbſt uͤber die Graͤfin naͤher ausfragen. Aber der dicke ſchlaue Mann war nicht zu haſchen, er ſprach von tollen Naͤchten, Spukgeiſtern und fahrenden Hexen, und brach mit ſolchem Laͤrmen den Tag an, daß der Hofhund anſchlug und Knechte und Maͤgde aus allen Winkeln herausfuhren. Mitten in dieſer Konfuſion hoͤrte Fortunat ploͤtzlich den Lord und den Maler von der andern Seite durch die Daͤmmerung miteinander disputiren, und ehe er ihnen noch nachrufen konnte, hatten ſie in ihren langen, bis an die Knoͤchel herab¬ haͤngenden Wachstaft-Maͤnteln, aus denen die engli¬ ſchen Pferde ihre duͤnnen Haͤlſe ſeltſam hervorſtreck¬ ten, ſich zwiſchen den fliegenden Morgennebeln ſchon verloren.
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den Scandal, verjagt mir da mit eurem Geklimper
die beſten Gaͤſte, iſt das ein Staͤndchen fuͤr eine
ſchoͤne, auslaͤndiſche Graͤfin! — Graͤfin! iſt ſie ſchon
fort? wohin? unterbrachen ihn hier die Duellanten,
ihre Degen raſch einſteckend. — Auslaͤndiſch? ſtotterte
Albert vor Eifer, was fuͤr eine Sprache redete ſie? —
Wahrhaftig, mir kam's ganz ſpaniſch vor, erwiederte
der Wirth, und ſchien nun, indem er die Beiden ge¬
heimnißvoll nach dem Stalle fuͤhrte, mit ihnen angelegent¬
lich von der Fremden zu ſprechen, Fortunat konnte nur
noch bemerken, daß der Schalk ihnen eine ganz an¬
dere Richtung wies, als die Dame vorhin eingeſchla¬
gen hatte. — Als er zuruͤckkam, wollte ihn Fortunat
ſelbſt uͤber die Graͤfin naͤher ausfragen. Aber der
dicke ſchlaue Mann war nicht zu haſchen, er ſprach
von tollen Naͤchten, Spukgeiſtern und fahrenden Hexen,
und brach mit ſolchem Laͤrmen den Tag an, daß der
Hofhund anſchlug und Knechte und Maͤgde aus allen
Winkeln herausfuhren. Mitten in dieſer Konfuſion
hoͤrte Fortunat ploͤtzlich den Lord und den Maler von
der andern Seite durch die Daͤmmerung miteinander
disputiren, und ehe er ihnen noch nachrufen konnte,
hatten ſie in ihren langen, bis an die Knoͤchel herab¬
haͤngenden Wachstaft-Maͤnteln, aus denen die engli¬
ſchen Pferde ihre duͤnnen Haͤlſe ſeltſam hervorſtreck¬
ten, ſich zwiſchen den fliegenden Morgennebeln ſchon
verloren.
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/192>, abgerufen am 21.11.2024.
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