cher Häuslichkeit. Otto führte seinen Begleiter ohne weiteres gerade durch das Haus in ein dahintergelege¬ nes einsames Gärtchen, umgeben von Nachbargärten, die von allen Seiten blühend hereinhingen und jede Aussicht verschlossen.
Wo sind wir denn hier? fragte endlich Fortunat erstaunt. Indem aber erschien ein Mädchen in der Hausthür, er erkannte sogleich die schöne Annidi wieder. Sie begrüßte ihn etwas verwirrt und be¬ schämt, dann trat sie unter eine Weinlaube und be¬ gann aus ihrem Handkörbchen einen Tisch reinlich zu decken, Gläser und Teller aufzustellen. Draußen im Nachbargarten hörten sie einen Knaben fröhlich singen:
Es sang ein Vöglein hier jedes Jahr:
Wie schön das Kränzlein, im dunklen Haar! Heuer ist's Vöglein nicht wiederkommen; Wer hat dir das schöne Kränzlein genommen?
Nun hielt sich Otto nicht länger, es kam alles heraus: daß Annidi's Eltern seine Besuche ohne be¬ stimmte Erklärung nicht weiter dulden wollten, daß er seit einigen Tagen mit dem Mädchen verheirathet, und sich nun sammt den Ihrigen hier eingenistet habe. Fortunat erschrak über diese ganz unerwartete Ent¬ deckung und überdachte schnell die wunderlichen Folgen, die diese Uebereilung für Otto herbeiführen mußte. Doch wurde er bald durch die liebliche Erscheinung der jungen Frau wieder beschwichtigt, die sich, ihrer neuen
cher Haͤuslichkeit. Otto fuͤhrte ſeinen Begleiter ohne weiteres gerade durch das Haus in ein dahintergelege¬ nes einſames Gaͤrtchen, umgeben von Nachbargaͤrten, die von allen Seiten bluͤhend hereinhingen und jede Ausſicht verſchloſſen.
Wo ſind wir denn hier? fragte endlich Fortunat erſtaunt. Indem aber erſchien ein Maͤdchen in der Hausthuͤr, er erkannte ſogleich die ſchoͤne Annidi wieder. Sie begruͤßte ihn etwas verwirrt und be¬ ſchaͤmt, dann trat ſie unter eine Weinlaube und be¬ gann aus ihrem Handkoͤrbchen einen Tiſch reinlich zu decken, Glaͤſer und Teller aufzuſtellen. Draußen im Nachbargarten hoͤrten ſie einen Knaben froͤhlich ſingen:
Es ſang ein Voͤglein hier jedes Jahr:
Wie ſchoͤn das Kraͤnzlein, im dunklen Haar! Heuer iſt's Voͤglein nicht wiederkommen; Wer hat dir das ſchoͤne Kraͤnzlein genommen?
Nun hielt ſich Otto nicht laͤnger, es kam alles heraus: daß Annidi's Eltern ſeine Beſuche ohne be¬ ſtimmte Erklaͤrung nicht weiter dulden wollten, daß er ſeit einigen Tagen mit dem Maͤdchen verheirathet, und ſich nun ſammt den Ihrigen hier eingeniſtet habe. Fortunat erſchrak uͤber dieſe ganz unerwartete Ent¬ deckung und uͤberdachte ſchnell die wunderlichen Folgen, die dieſe Uebereilung fuͤr Otto herbeifuͤhren mußte. Doch wurde er bald durch die liebliche Erſcheinung der jungen Frau wieder beſchwichtigt, die ſich, ihrer neuen
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cher Haͤuslichkeit. Otto fuͤhrte ſeinen Begleiter ohne
weiteres gerade durch das Haus in ein dahintergelege¬
nes einſames Gaͤrtchen, umgeben von Nachbargaͤrten,
die von allen Seiten bluͤhend hereinhingen und jede
Ausſicht verſchloſſen.
Wo ſind wir denn hier? fragte endlich Fortunat
erſtaunt. Indem aber erſchien ein Maͤdchen in der
Hausthuͤr, er erkannte ſogleich die ſchoͤne Annidi
wieder. Sie begruͤßte ihn etwas verwirrt und be¬
ſchaͤmt, dann trat ſie unter eine Weinlaube und be¬
gann aus ihrem Handkoͤrbchen einen Tiſch reinlich zu
decken, Glaͤſer und Teller aufzuſtellen. Draußen im
Nachbargarten hoͤrten ſie einen Knaben froͤhlich ſingen:
Es ſang ein Voͤglein hier jedes Jahr:
Wie ſchoͤn das Kraͤnzlein, im dunklen Haar!
Heuer iſt's Voͤglein nicht wiederkommen;
Wer hat dir das ſchoͤne Kraͤnzlein genommen?
Nun hielt ſich Otto nicht laͤnger, es kam alles
heraus: daß Annidi's Eltern ſeine Beſuche ohne be¬
ſtimmte Erklaͤrung nicht weiter dulden wollten, daß er
ſeit einigen Tagen mit dem Maͤdchen verheirathet, und
ſich nun ſammt den Ihrigen hier eingeniſtet habe.
Fortunat erſchrak uͤber dieſe ganz unerwartete Ent¬
deckung und uͤberdachte ſchnell die wunderlichen Folgen,
die dieſe Uebereilung fuͤr Otto herbeifuͤhren mußte.
Doch wurde er bald durch die liebliche Erſcheinung der
jungen Frau wieder beſchwichtigt, die ſich, ihrer neuen
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/229>, abgerufen am 24.11.2024.
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