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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834.

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daß der ganze Rasen voll schöner, goldener Früchte
lag, die kollerten und hüpften lustig über den grünen
Abhang hinunter, und Kasperl sprang ihnen nach zwi¬
schen den Morgenlichtern in die prächtige Gegend hin¬
ein. -- War nun das Gebirge beim Mondglanz schön
gewesen, so war jetzt alles noch viel tausendmal schö¬
ner im funkelnden Morgenlicht. Das prächtige Schloß
mit seinen stillen Thürmen stand ganz in rosenrother
Glut, die Bäche waren von purem Gold, die Wälder
rauschten und blitzten von Rubinen und Smaragden,
auf den Alpen standen Engel umher und fachten mit
ihren langen, regenbogenfarbenen Flügeln das Mor¬
genroth an. Und als er endlich zum Walde kam, da
erblickte er auf einmal ein wunderschönes Mädchen auf
einem weißen Hirsch, die hatte ein lustiges, funkelndes
Krönlein im Haar. Mein Gott! die sollt' ich ja ken¬
nen, dacht' er bei sich -- es war sein liebes Annerl!
-- Sie hielt lachend still und sagte: die schöne Frau
Luna ist verwichene Nacht untergegangen, sie läßt dich
noch grüßen, ich aber bin ihre Tochter Aurora, die
Königin der Wälder. -- So will ich König seyn, rief
Kasperl, und schwang sich hinter sie auf den Hirsch,
und hui! ging's nun durch die Waldesnacht unter ein¬
samen Burgen, an kühlen Strömen und Gärten und
schimmernden Fernen vorüber, und jedem ging das
Herze auf, der sie von fern vorüberfliegen sah. -- So
hausten sie fortan mit einander in freudenreichem

daß der ganze Raſen voll ſchoͤner, goldener Fruͤchte
lag, die kollerten und huͤpften luſtig uͤber den gruͤnen
Abhang hinunter, und Kaſperl ſprang ihnen nach zwi¬
ſchen den Morgenlichtern in die praͤchtige Gegend hin¬
ein. — War nun das Gebirge beim Mondglanz ſchoͤn
geweſen, ſo war jetzt alles noch viel tauſendmal ſchoͤ¬
ner im funkelnden Morgenlicht. Das praͤchtige Schloß
mit ſeinen ſtillen Thuͤrmen ſtand ganz in roſenrother
Glut, die Baͤche waren von purem Gold, die Waͤlder
rauſchten und blitzten von Rubinen und Smaragden,
auf den Alpen ſtanden Engel umher und fachten mit
ihren langen, regenbogenfarbenen Fluͤgeln das Mor¬
genroth an. Und als er endlich zum Walde kam, da
erblickte er auf einmal ein wunderſchoͤnes Maͤdchen auf
einem weißen Hirſch, die hatte ein luſtiges, funkelndes
Kroͤnlein im Haar. Mein Gott! die ſollt' ich ja ken¬
nen, dacht' er bei ſich — es war ſein liebes Annerl!
— Sie hielt lachend ſtill und ſagte: die ſchoͤne Frau
Luna iſt verwichene Nacht untergegangen, ſie laͤßt dich
noch gruͤßen, ich aber bin ihre Tochter Aurora, die
Koͤnigin der Waͤlder. — So will ich Koͤnig ſeyn, rief
Kasperl, und ſchwang ſich hinter ſie auf den Hirſch,
und hui! ging's nun durch die Waldesnacht unter ein¬
ſamen Burgen, an kuͤhlen Stroͤmen und Gaͤrten und
ſchimmernden Fernen voruͤber, und jedem ging das
Herze auf, der ſie von fern voruͤberfliegen ſah. — So
hauſten ſie fortan mit einander in freudenreichem

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[335/0342] daß der ganze Raſen voll ſchoͤner, goldener Fruͤchte lag, die kollerten und huͤpften luſtig uͤber den gruͤnen Abhang hinunter, und Kaſperl ſprang ihnen nach zwi¬ ſchen den Morgenlichtern in die praͤchtige Gegend hin¬ ein. — War nun das Gebirge beim Mondglanz ſchoͤn geweſen, ſo war jetzt alles noch viel tauſendmal ſchoͤ¬ ner im funkelnden Morgenlicht. Das praͤchtige Schloß mit ſeinen ſtillen Thuͤrmen ſtand ganz in roſenrother Glut, die Baͤche waren von purem Gold, die Waͤlder rauſchten und blitzten von Rubinen und Smaragden, auf den Alpen ſtanden Engel umher und fachten mit ihren langen, regenbogenfarbenen Fluͤgeln das Mor¬ genroth an. Und als er endlich zum Walde kam, da erblickte er auf einmal ein wunderſchoͤnes Maͤdchen auf einem weißen Hirſch, die hatte ein luſtiges, funkelndes Kroͤnlein im Haar. Mein Gott! die ſollt' ich ja ken¬ nen, dacht' er bei ſich — es war ſein liebes Annerl! — Sie hielt lachend ſtill und ſagte: die ſchoͤne Frau Luna iſt verwichene Nacht untergegangen, ſie laͤßt dich noch gruͤßen, ich aber bin ihre Tochter Aurora, die Koͤnigin der Waͤlder. — So will ich Koͤnig ſeyn, rief Kasperl, und ſchwang ſich hinter ſie auf den Hirſch, und hui! ging's nun durch die Waldesnacht unter ein¬ ſamen Burgen, an kuͤhlen Stroͤmen und Gaͤrten und ſchimmernden Fernen voruͤber, und jedem ging das Herze auf, der ſie von fern voruͤberfliegen ſah. — So hauſten ſie fortan mit einander in freudenreichem

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/342>, abgerufen am 22.11.2024.