zwischen den Klippen gerade in der Richtung hinauf. Der Pfad wurde immer enger und steiler, bald hörte er auch die Glocke nicht mehr, er mußte endlich abstei¬ gen und, sein Pferd am Zügel fassend, mühsam von Stein zu Stein hinanklimmen. Manchmal wendete er sich rastend zurück und sah durch die Wolkenrisse tief unten die Landschaft vorüberfliegen.
So war es völlig Nacht geworden, als er athem¬ los droben in's Freie trat. Ein Licht schimmerte ihm aus der Ferne freundlich entgegen; indem er darauf losging, glaubte er im Dunkel ein großes Schloß zu erkennen mit Thürmen, Zinnen und wunderlichen Er¬ kern. Dann, je näher er kam, verwandelte sich all¬ mählich alles wieder, es war wildumhergeworfenes Gestein und phantastische Baumgruppen, was ihm so prächtig erschienen, und voll Erstaunen stand er auf einmal vor einer Einsiedler-Klause, halb in den Fel¬ sen gehauen, ein Thürmchen mit einer Glocke darüber. Eine Lampe von der Decke warf ungewiß flackernde Scheine über die leeren Wände und den hölzernen Tisch und Stuhl in der Mitte. Plötzlich fuhr sein Pferd schnaubend zusammen, aus einem Winkel der Halle blinkte ihnen ein hochaufgerichtetes, weißes Tod¬ tengeripp entgegen. -- Schauerlicher Gesell! sagte For¬ tunat, bist du der Einsiedler hier und ziehst bei Nacht heimlich die Glocke? -- Er rief nun laut nach allen Seiten, aber nur seine eigene Stimme gab zwischen
zwiſchen den Klippen gerade in der Richtung hinauf. Der Pfad wurde immer enger und ſteiler, bald hoͤrte er auch die Glocke nicht mehr, er mußte endlich abſtei¬ gen und, ſein Pferd am Zuͤgel faſſend, muͤhſam von Stein zu Stein hinanklimmen. Manchmal wendete er ſich raſtend zuruͤck und ſah durch die Wolkenriſſe tief unten die Landſchaft voruͤberfliegen.
So war es voͤllig Nacht geworden, als er athem¬ los droben in's Freie trat. Ein Licht ſchimmerte ihm aus der Ferne freundlich entgegen; indem er darauf losging, glaubte er im Dunkel ein großes Schloß zu erkennen mit Thuͤrmen, Zinnen und wunderlichen Er¬ kern. Dann, je naͤher er kam, verwandelte ſich all¬ maͤhlich alles wieder, es war wildumhergeworfenes Geſtein und phantaſtiſche Baumgruppen, was ihm ſo praͤchtig erſchienen, und voll Erſtaunen ſtand er auf einmal vor einer Einſiedler-Klauſe, halb in den Fel¬ ſen gehauen, ein Thuͤrmchen mit einer Glocke daruͤber. Eine Lampe von der Decke warf ungewiß flackernde Scheine uͤber die leeren Waͤnde und den hoͤlzernen Tiſch und Stuhl in der Mitte. Ploͤtzlich fuhr ſein Pferd ſchnaubend zuſammen, aus einem Winkel der Halle blinkte ihnen ein hochaufgerichtetes, weißes Tod¬ tengeripp entgegen. — Schauerlicher Geſell! ſagte For¬ tunat, biſt du der Einſiedler hier und ziehſt bei Nacht heimlich die Glocke? — Er rief nun laut nach allen Seiten, aber nur ſeine eigene Stimme gab zwiſchen
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zwiſchen den Klippen gerade in der Richtung hinauf.
Der Pfad wurde immer enger und ſteiler, bald hoͤrte
er auch die Glocke nicht mehr, er mußte endlich abſtei¬
gen und, ſein Pferd am Zuͤgel faſſend, muͤhſam von
Stein zu Stein hinanklimmen. Manchmal wendete
er ſich raſtend zuruͤck und ſah durch die Wolkenriſſe
tief unten die Landſchaft voruͤberfliegen.
So war es voͤllig Nacht geworden, als er athem¬
los droben in's Freie trat. Ein Licht ſchimmerte ihm
aus der Ferne freundlich entgegen; indem er darauf
losging, glaubte er im Dunkel ein großes Schloß zu
erkennen mit Thuͤrmen, Zinnen und wunderlichen Er¬
kern. Dann, je naͤher er kam, verwandelte ſich all¬
maͤhlich alles wieder, es war wildumhergeworfenes
Geſtein und phantaſtiſche Baumgruppen, was ihm ſo
praͤchtig erſchienen, und voll Erſtaunen ſtand er auf
einmal vor einer Einſiedler-Klauſe, halb in den Fel¬
ſen gehauen, ein Thuͤrmchen mit einer Glocke daruͤber.
Eine Lampe von der Decke warf ungewiß flackernde
Scheine uͤber die leeren Waͤnde und den hoͤlzernen
Tiſch und Stuhl in der Mitte. Ploͤtzlich fuhr ſein
Pferd ſchnaubend zuſammen, aus einem Winkel der
Halle blinkte ihnen ein hochaufgerichtetes, weißes Tod¬
tengeripp entgegen. — Schauerlicher Geſell! ſagte For¬
tunat, biſt du der Einſiedler hier und ziehſt bei Nacht
heimlich die Glocke? — Er rief nun laut nach allen
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/364>, abgerufen am 24.11.2024.
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