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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834.

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ger unserem Paar, gleich Zugvögeln über der präch¬
tigsten Gegend, da war des grünen Waldlebens genug,
schattige Gründe, fliegende Schimmer über das Land
und unabsehliche, selige Fernen! -- Allmählich erst
tauchte Fortunaten alles aus dem Morgenglanze auf.
Er erfuhr nun, daß der seltsame Lothario Graf Vic¬
tor selber war und seit geraumer Zeit hier oben als
Vitalis lebe, heiter und streng, ein Einsiedler ohne
Kutte, ein Jäger, nach höherem Wild gestellt. -- Jetzt
gab sich auch jener Fremde als Baron Manfred kund,
denselben Vetter, der damals Fiametta's Tante auf
ihrem Schlosse besucht. Er hatte von ihrer Liebe und
ihrem Heimweh gehört und für Fortunaten um ihre
Hand bei der Tante geworben. Als aber darauf die
scheue Markesin vor dem vermeintlich unbekannten
Bräutigam so plötzlich die Flucht ergriffen, verfolgte er
unausgesetzt ihre Spur bis Hohenstein, wo er unmit¬
telbar nach Fortunats Abreise eintraf. Dort erfuhr
Walter von ihm den ganzen Zusammenhang, so wie
den gegenwärtigen Aufenthalt des Grafen Victor, und
voll Freude waren sie nun alle noch denselben Morgen
aufgebrochen, um Fortunaten eiligst einzuholen. So
hatte also Fortunat sein Liebchen vor sich selber ent¬
führt und ein Jeder vor lauter Klugheit die möglichst
größte Konfusion angerichtet, der liebe Gott aber un¬
versehens alles wieder gescheuter gemacht.

Morgen wollten die Gäste wieder weiterziehen.

ger unſerem Paar, gleich Zugvoͤgeln uͤber der praͤch¬
tigſten Gegend, da war des gruͤnen Waldlebens genug,
ſchattige Gruͤnde, fliegende Schimmer uͤber das Land
und unabſehliche, ſelige Fernen! — Allmaͤhlich erſt
tauchte Fortunaten alles aus dem Morgenglanze auf.
Er erfuhr nun, daß der ſeltſame Lothario Graf Vic¬
tor ſelber war und ſeit geraumer Zeit hier oben als
Vitalis lebe, heiter und ſtreng, ein Einſiedler ohne
Kutte, ein Jaͤger, nach hoͤherem Wild geſtellt. — Jetzt
gab ſich auch jener Fremde als Baron Manfred kund,
denſelben Vetter, der damals Fiametta's Tante auf
ihrem Schloſſe beſucht. Er hatte von ihrer Liebe und
ihrem Heimweh gehoͤrt und fuͤr Fortunaten um ihre
Hand bei der Tante geworben. Als aber darauf die
ſcheue Markeſin vor dem vermeintlich unbekannten
Braͤutigam ſo ploͤtzlich die Flucht ergriffen, verfolgte er
unausgeſetzt ihre Spur bis Hohenſtein, wo er unmit¬
telbar nach Fortunats Abreiſe eintraf. Dort erfuhr
Walter von ihm den ganzen Zuſammenhang, ſo wie
den gegenwaͤrtigen Aufenthalt des Grafen Victor, und
voll Freude waren ſie nun alle noch denſelben Morgen
aufgebrochen, um Fortunaten eiligſt einzuholen. So
hatte alſo Fortunat ſein Liebchen vor ſich ſelber ent¬
fuͤhrt und ein Jeder vor lauter Klugheit die moͤglichſt
groͤßte Konfuſion angerichtet, der liebe Gott aber un¬
verſehens alles wieder geſcheuter gemacht.

Morgen wollten die Gaͤſte wieder weiterziehen.

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[365/0372] ger unſerem Paar, gleich Zugvoͤgeln uͤber der praͤch¬ tigſten Gegend, da war des gruͤnen Waldlebens genug, ſchattige Gruͤnde, fliegende Schimmer uͤber das Land und unabſehliche, ſelige Fernen! — Allmaͤhlich erſt tauchte Fortunaten alles aus dem Morgenglanze auf. Er erfuhr nun, daß der ſeltſame Lothario Graf Vic¬ tor ſelber war und ſeit geraumer Zeit hier oben als Vitalis lebe, heiter und ſtreng, ein Einſiedler ohne Kutte, ein Jaͤger, nach hoͤherem Wild geſtellt. — Jetzt gab ſich auch jener Fremde als Baron Manfred kund, denſelben Vetter, der damals Fiametta's Tante auf ihrem Schloſſe beſucht. Er hatte von ihrer Liebe und ihrem Heimweh gehoͤrt und fuͤr Fortunaten um ihre Hand bei der Tante geworben. Als aber darauf die ſcheue Markeſin vor dem vermeintlich unbekannten Braͤutigam ſo ploͤtzlich die Flucht ergriffen, verfolgte er unausgeſetzt ihre Spur bis Hohenſtein, wo er unmit¬ telbar nach Fortunats Abreiſe eintraf. Dort erfuhr Walter von ihm den ganzen Zuſammenhang, ſo wie den gegenwaͤrtigen Aufenthalt des Grafen Victor, und voll Freude waren ſie nun alle noch denſelben Morgen aufgebrochen, um Fortunaten eiligſt einzuholen. So hatte alſo Fortunat ſein Liebchen vor ſich ſelber ent¬ fuͤhrt und ein Jeder vor lauter Klugheit die moͤglichſt groͤßte Konfuſion angerichtet, der liebe Gott aber un¬ verſehens alles wieder geſcheuter gemacht. Morgen wollten die Gaͤſte wieder weiterziehen.

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/372>, abgerufen am 24.11.2024.