beim Schöpf! -- Nun fuhren schlaftrunkene Mädchen¬ gesichter neugierig aus den Fenstern, immer mehr Stimmen worden nach und nach drinnen wach, Thü¬ ren flogen heftig auf und zu, und bald glich das ganze Haus einem Bienenstocke, der schwärmen will.
Fortunat, von dem wachsenden Lärm aufgeschreckt, eilte gleichfalls hinab, und fand schon die ganze Ge¬ sellschaft in der liebenswürdigsten Laune um Lothario versammelt. Dieser hatte nämlich in der Nacht durch einen Freund die Nachricht erhalten, daß der Fürst auf seinem, eine Tagereise von hier belegenen Jagd¬ schlosse angekommen, wo er jeden Sommer einige Wo¬ chen hindurch sich den Freuden der Jagd und allerlei wunderlichen romantischen Einfällen zu überlassen pflege. Dem Briefe lag zugleich eine Einladung des Fürsten an Herrn Sorti bei, mit seiner Truppe so schnell als möglich sich auf dem Schlosse einzufinden. -- Dieser unerwartete Glücksfall verbreitete einen allgemeinen Jubel. Ein jeder schnürte eiligst sein Bündel, alle versprachen sich goldene Berge von dem reizenden Auf¬ enthalt, die Männer Ruhm und gutes Leben, die Mädchen vornehme Liebschaften und Geschenke. For¬ tunat selbst, den sein Weg ohnedieß an dem fürstlichen Schlosse vorbeiführte, beschloß, die Fröhlichen bis in die Nähe desselben zu begleiten.
Die aufgehende Sonne traf die muntere Kara¬ vane schon draußen auf den Bergen. Kamilla -- so
beim Schoͤpf! — Nun fuhren ſchlaftrunkene Maͤdchen¬ geſichter neugierig aus den Fenſtern, immer mehr Stimmen worden nach und nach drinnen wach, Thuͤ¬ ren flogen heftig auf und zu, und bald glich das ganze Haus einem Bienenſtocke, der ſchwaͤrmen will.
Fortunat, von dem wachſenden Laͤrm aufgeſchreckt, eilte gleichfalls hinab, und fand ſchon die ganze Ge¬ ſellſchaft in der liebenswuͤrdigſten Laune um Lothario verſammelt. Dieſer hatte naͤmlich in der Nacht durch einen Freund die Nachricht erhalten, daß der Fuͤrſt auf ſeinem, eine Tagereiſe von hier belegenen Jagd¬ ſchloſſe angekommen, wo er jeden Sommer einige Wo¬ chen hindurch ſich den Freuden der Jagd und allerlei wunderlichen romantiſchen Einfaͤllen zu uͤberlaſſen pflege. Dem Briefe lag zugleich eine Einladung des Fuͤrſten an Herrn Sorti bei, mit ſeiner Truppe ſo ſchnell als moͤglich ſich auf dem Schloſſe einzufinden. — Dieſer unerwartete Gluͤcksfall verbreitete einen allgemeinen Jubel. Ein jeder ſchnuͤrte eiligſt ſein Buͤndel, alle verſprachen ſich goldene Berge von dem reizenden Auf¬ enthalt, die Maͤnner Ruhm und gutes Leben, die Maͤdchen vornehme Liebſchaften und Geſchenke. For¬ tunat ſelbſt, den ſein Weg ohnedieß an dem fuͤrſtlichen Schloſſe vorbeifuͤhrte, beſchloß, die Froͤhlichen bis in die Naͤhe deſſelben zu begleiten.
Die aufgehende Sonne traf die muntere Kara¬ vane ſchon draußen auf den Bergen. Kamilla — ſo
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beim Schoͤpf! — Nun fuhren ſchlaftrunkene Maͤdchen¬
geſichter neugierig aus den Fenſtern, immer mehr
Stimmen worden nach und nach drinnen wach, Thuͤ¬
ren flogen heftig auf und zu, und bald glich das ganze
Haus einem Bienenſtocke, der ſchwaͤrmen will.
Fortunat, von dem wachſenden Laͤrm aufgeſchreckt,
eilte gleichfalls hinab, und fand ſchon die ganze Ge¬
ſellſchaft in der liebenswuͤrdigſten Laune um Lothario
verſammelt. Dieſer hatte naͤmlich in der Nacht durch
einen Freund die Nachricht erhalten, daß der Fuͤrſt
auf ſeinem, eine Tagereiſe von hier belegenen Jagd¬
ſchloſſe angekommen, wo er jeden Sommer einige Wo¬
chen hindurch ſich den Freuden der Jagd und allerlei
wunderlichen romantiſchen Einfaͤllen zu uͤberlaſſen pflege.
Dem Briefe lag zugleich eine Einladung des Fuͤrſten
an Herrn Sorti bei, mit ſeiner Truppe ſo ſchnell als
moͤglich ſich auf dem Schloſſe einzufinden. — Dieſer
unerwartete Gluͤcksfall verbreitete einen allgemeinen
Jubel. Ein jeder ſchnuͤrte eiligſt ſein Buͤndel, alle
verſprachen ſich goldene Berge von dem reizenden Auf¬
enthalt, die Maͤnner Ruhm und gutes Leben, die
Maͤdchen vornehme Liebſchaften und Geſchenke. For¬
tunat ſelbſt, den ſein Weg ohnedieß an dem fuͤrſtlichen
Schloſſe vorbeifuͤhrte, beſchloß, die Froͤhlichen bis in
die Naͤhe deſſelben zu begleiten.
Die aufgehende Sonne traf die muntere Kara¬
vane ſchon draußen auf den Bergen. Kamilla — ſo
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Eichendorff, Joseph von: Dichter und ihre Gesellen. Berlin, 1834, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_dichter_1834/83>, abgerufen am 22.11.2024.
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