Vor mir liegen Deine Zeilen, Sind nicht Worte, Schriften nicht, Pfeile, die verwundend heilen, Freundes-Augen, treu und schlicht.
Niemals konnte so mich rühren Noch der Liebsten Angesicht, Wenn uns Augen süß verführen, Und die Welt voll Glanz und Licht:
Als in Freundes-Augen lesen Meiner eignen Seele Wort, Fester Treue männlich Wesen, In Betrübniß Trost und Hort.
So verschlingen in Gedanken Sich zwei Stämme wundertreu, Andre dran sich muthig ranken Kron' an Krone immer neu.
Prächt'ger Wald, wo's kühl zu wohnen, Stille wachsend Baum an Baum, Mit den brüderlichen Kronen Rauschend in dem Himmelsraum!
II. An L..
Vor mir liegen Deine Zeilen, Sind nicht Worte, Schriften nicht, Pfeile, die verwundend heilen, Freundes-Augen, treu und ſchlicht.
Niemals konnte ſo mich ruͤhren Noch der Liebſten Angeſicht, Wenn uns Augen ſuͤß verfuͤhren, Und die Welt voll Glanz und Licht:
Als in Freundes-Augen leſen Meiner eignen Seele Wort, Feſter Treue maͤnnlich Weſen, In Betruͤbniß Troſt und Hort.
So verſchlingen in Gedanken Sich zwei Staͤmme wundertreu, Andre dran ſich muthig ranken Kron' an Krone immer neu.
Praͤcht'ger Wald, wo's kuͤhl zu wohnen, Stille wachſend Baum an Baum, Mit den bruͤderlichen Kronen Rauſchend in dem Himmelsraum!
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II .
An L..
Vor mir liegen Deine Zeilen,
Sind nicht Worte, Schriften nicht,
Pfeile, die verwundend heilen,
Freundes-Augen, treu und ſchlicht.
Niemals konnte ſo mich ruͤhren
Noch der Liebſten Angeſicht,
Wenn uns Augen ſuͤß verfuͤhren,
Und die Welt voll Glanz und Licht:
Als in Freundes-Augen leſen
Meiner eignen Seele Wort,
Feſter Treue maͤnnlich Weſen,
In Betruͤbniß Troſt und Hort.
So verſchlingen in Gedanken
Sich zwei Staͤmme wundertreu,
Andre dran ſich muthig ranken
Kron' an Krone immer neu.
Praͤcht'ger Wald, wo's kuͤhl zu wohnen,
Stille wachſend Baum an Baum,
Mit den bruͤderlichen Kronen
Rauſchend in dem Himmelsraum!
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Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/148>, abgerufen am 21.11.2024.
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