Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Durch Qualm dann klingend brach die Morgenstunde, Da schweiften Ritter blank durch Nebelstreifen, Durch Winde scharf, die auf der Haide pfeifen, Ein Harfner sang, lobt' Gott aus Herzensgrunde. Tiefathmend stand ich über diesen Klüften, Des Lebens Mark rührt' schauernd an das meine, Wie ein geharn'schter Riese da erhoben. Kein ird'scher Laut mehr reichte durch die Lüfte, Mir war's, als stände ich mit Gott alleine, So einsam, weit und sternhell war's da oben. III. In Stein gehau'n, zwei Löwen stehen draußen, Bewachen ewig stumm die heil'ge Pforte. Wer sich, die Brust voll Weltlust, naht dem Orte, Den füllt ihr steinern Blicken bald mit Grausen. Dir wächst Dein Herz noch bei der Wälder Sausen, Dich rühren noch die wilden Riesenworte, Nur Gott vertrau'nd, dem höchsten Schirm' und Horte -- So magst Du bei den alten Wundern hausen. Ob auch die andern Deines Lieds nicht achten, Der Heldenlust und zarten Liebesblüthe, Gedanken treulos wechselnd mit der Mode: So felsenfester sei Dein großes Trachten, Hau' klingend Luft Dir, ritterlich Gemüthe! Wir wollen bei Dir bleiben bis zum Tode. Durch Qualm dann klingend brach die Morgenſtunde, Da ſchweiften Ritter blank durch Nebelſtreifen, Durch Winde ſcharf, die auf der Haide pfeifen, Ein Harfner ſang, lobt' Gott aus Herzensgrunde. Tiefathmend ſtand ich uͤber dieſen Kluͤften, Des Lebens Mark ruͤhrt' ſchauernd an das meine, Wie ein geharn'ſchter Rieſe da erhoben. Kein ird'ſcher Laut mehr reichte durch die Luͤfte, Mir war's, als ſtaͤnde ich mit Gott alleine, So einſam, weit und ſternhell war's da oben. III. In Stein gehau'n, zwei Loͤwen ſtehen draußen, Bewachen ewig ſtumm die heil'ge Pforte. Wer ſich, die Bruſt voll Weltluſt, naht dem Orte, Den fuͤllt ihr ſteinern Blicken bald mit Grauſen. Dir waͤchſt Dein Herz noch bei der Waͤlder Sauſen, Dich ruͤhren noch die wilden Rieſenworte, Nur Gott vertrau'nd, dem hoͤchſten Schirm' und Horte — So magſt Du bei den alten Wundern hauſen. Ob auch die andern Deines Lieds nicht achten, Der Heldenluſt und zarten Liebesbluͤthe, Gedanken treulos wechſelnd mit der Mode: So felſenfeſter ſei Dein großes Trachten, Hau' klingend Luft Dir, ritterlich Gemuͤthe! Wir wollen bei Dir bleiben bis zum Tode. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg> <lg> <pb facs="#f0151" n="133"/> <lg type="poem"> <l>Durch Qualm dann klingend brach die Morgenſtunde,</l><lb/> <l>Da ſchweiften Ritter blank durch Nebelſtreifen,</l><lb/> <l>Durch Winde ſcharf, die auf der Haide pfeifen,</l><lb/> <l>Ein Harfner ſang, lobt' Gott aus Herzensgrunde.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Tiefathmend ſtand ich uͤber dieſen Kluͤften,</l><lb/> <l>Des Lebens Mark ruͤhrt' ſchauernd an das meine,</l><lb/> <l>Wie ein geharn'ſchter Rieſe da erhoben.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Kein ird'ſcher Laut mehr reichte durch die Luͤfte,</l><lb/> <l>Mir war's, als ſtaͤnde ich mit Gott alleine,</l><lb/> <l>So einſam, weit und ſternhell war's da oben.</l><lb/> </lg> </lg> <lg> <head><hi rendition="#aq">III</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>In Stein gehau'n, zwei Loͤwen ſtehen draußen,</l><lb/> <l>Bewachen ewig ſtumm die heil'ge Pforte.</l><lb/> <l>Wer ſich, die Bruſt voll Weltluſt, naht dem Orte,</l><lb/> <l>Den fuͤllt ihr ſteinern Blicken bald mit Grauſen.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Dir waͤchſt Dein Herz noch bei der Waͤlder Sauſen,</l><lb/> <l>Dich ruͤhren noch die wilden Rieſenworte,</l><lb/> <l>Nur Gott vertrau'nd, dem hoͤchſten Schirm' und</l><lb/> <l>Horte —</l><lb/> <l>So magſt Du bei den alten Wundern hauſen.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Ob auch die andern Deines Lieds nicht achten,</l><lb/> <l>Der Heldenluſt und zarten Liebesbluͤthe,</l><lb/> <l>Gedanken treulos wechſelnd mit der Mode:</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>So felſenfeſter ſei Dein großes Trachten,</l><lb/> <l>Hau' klingend Luft Dir, ritterlich Gemuͤthe!</l><lb/> <l>Wir wollen bei Dir bleiben bis zum Tode.</l><lb/> </lg> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [133/0151]
Durch Qualm dann klingend brach die Morgenſtunde,
Da ſchweiften Ritter blank durch Nebelſtreifen,
Durch Winde ſcharf, die auf der Haide pfeifen,
Ein Harfner ſang, lobt' Gott aus Herzensgrunde.
Tiefathmend ſtand ich uͤber dieſen Kluͤften,
Des Lebens Mark ruͤhrt' ſchauernd an das meine,
Wie ein geharn'ſchter Rieſe da erhoben.
Kein ird'ſcher Laut mehr reichte durch die Luͤfte,
Mir war's, als ſtaͤnde ich mit Gott alleine,
So einſam, weit und ſternhell war's da oben.
III.
In Stein gehau'n, zwei Loͤwen ſtehen draußen,
Bewachen ewig ſtumm die heil'ge Pforte.
Wer ſich, die Bruſt voll Weltluſt, naht dem Orte,
Den fuͤllt ihr ſteinern Blicken bald mit Grauſen.
Dir waͤchſt Dein Herz noch bei der Waͤlder Sauſen,
Dich ruͤhren noch die wilden Rieſenworte,
Nur Gott vertrau'nd, dem hoͤchſten Schirm' und
Horte —
So magſt Du bei den alten Wundern hauſen.
Ob auch die andern Deines Lieds nicht achten,
Der Heldenluſt und zarten Liebesbluͤthe,
Gedanken treulos wechſelnd mit der Mode:
So felſenfeſter ſei Dein großes Trachten,
Hau' klingend Luft Dir, ritterlich Gemuͤthe!
Wir wollen bei Dir bleiben bis zum Tode.
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Zitationshilfe: | Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/151>, abgerufen am 16.02.2025. |