Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

Bild:
<< vorherige Seite
Klage.
1809.
O könnt' ich mich niederlegen
Weit in den tiefsten Wald,
Zu Häupten den guten Degen,
Der noch von den Vätern alt,
Und dürft' von allem nichts spüren
In dieser dummen Zeit,
Was sie da unten handthieren,
Von Gott verlassen, zerstreut;
Von fürstlichen Thaten und Werken,
Von alter Ehre und Pracht,
Und was die Seele mag stärken,
Verträumend die lange Nacht.
Denn eine Zeit wird kommen,
Da macht der Herr ein End',
Da wird den Falschen genommen
Ihr unächtes Regiment.
Denn wie die Erze vom Hammer,
So wird das lockre Geschlecht
Gehau'n sein von Noth und Jammer
Zu festem Eisen recht.
Da wird Aurora tagen
Hoch über den Wald hinauf,
Da giebt's was zu singen und schlagen,
Da wacht, ihr Getreuen, auf.

10
Klage.
1809.
O koͤnnt' ich mich niederlegen
Weit in den tiefſten Wald,
Zu Haͤupten den guten Degen,
Der noch von den Vaͤtern alt,
Und duͤrft' von allem nichts ſpuͤren
In dieſer dummen Zeit,
Was ſie da unten handthieren,
Von Gott verlaſſen, zerſtreut;
Von fuͤrſtlichen Thaten und Werken,
Von alter Ehre und Pracht,
Und was die Seele mag ſtaͤrken,
Vertraͤumend die lange Nacht.
Denn eine Zeit wird kommen,
Da macht der Herr ein End',
Da wird den Falſchen genommen
Ihr unaͤchtes Regiment.
Denn wie die Erze vom Hammer,
So wird das lockre Geſchlecht
Gehau'n ſein von Noth und Jammer
Zu feſtem Eiſen recht.
Da wird Aurora tagen
Hoch uͤber den Wald hinauf,
Da giebt's was zu ſingen und ſchlagen,
Da wacht, ihr Getreuen, auf.

10
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0163" n="145"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b #g">Klage</hi><hi rendition="#b">.</hi><lb/>
1809.<lb/></head>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">O</hi> ko&#x0364;nnt' ich mich niederlegen</l><lb/>
            <l>Weit in den tief&#x017F;ten Wald,</l><lb/>
            <l>Zu Ha&#x0364;upten den guten Degen,</l><lb/>
            <l>Der noch von den Va&#x0364;tern alt,</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Und du&#x0364;rft' von allem nichts &#x017F;pu&#x0364;ren</l><lb/>
            <l>In die&#x017F;er dummen Zeit,</l><lb/>
            <l>Was &#x017F;ie da unten handthieren,</l><lb/>
            <l>Von Gott verla&#x017F;&#x017F;en, zer&#x017F;treut;</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Von fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Thaten und Werken,</l><lb/>
            <l>Von alter Ehre und Pracht,</l><lb/>
            <l>Und was die Seele mag &#x017F;ta&#x0364;rken,</l><lb/>
            <l>Vertra&#x0364;umend die lange Nacht.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Denn eine Zeit wird kommen,</l><lb/>
            <l>Da macht der Herr ein End',</l><lb/>
            <l>Da wird den Fal&#x017F;chen genommen</l><lb/>
            <l>Ihr una&#x0364;chtes Regiment.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Denn wie die Erze vom Hammer,</l><lb/>
            <l>So wird das lockre Ge&#x017F;chlecht</l><lb/>
            <l>Gehau'n &#x017F;ein von Noth und Jammer</l><lb/>
            <l>Zu fe&#x017F;tem Ei&#x017F;en recht.</l><lb/>
          </lg>
          <lg type="poem">
            <l>Da wird Aurora tagen</l><lb/>
            <l>Hoch u&#x0364;ber den Wald hinauf,</l><lb/>
            <l>Da giebt's was zu &#x017F;ingen und &#x017F;chlagen,</l><lb/>
            <l>Da wacht, ihr Getreuen, auf.</l><lb/>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
          <fw place="bottom" type="sig">10<lb/></fw>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[145/0163] Klage. 1809. O koͤnnt' ich mich niederlegen Weit in den tiefſten Wald, Zu Haͤupten den guten Degen, Der noch von den Vaͤtern alt, Und duͤrft' von allem nichts ſpuͤren In dieſer dummen Zeit, Was ſie da unten handthieren, Von Gott verlaſſen, zerſtreut; Von fuͤrſtlichen Thaten und Werken, Von alter Ehre und Pracht, Und was die Seele mag ſtaͤrken, Vertraͤumend die lange Nacht. Denn eine Zeit wird kommen, Da macht der Herr ein End', Da wird den Falſchen genommen Ihr unaͤchtes Regiment. Denn wie die Erze vom Hammer, So wird das lockre Geſchlecht Gehau'n ſein von Noth und Jammer Zu feſtem Eiſen recht. Da wird Aurora tagen Hoch uͤber den Wald hinauf, Da giebt's was zu ſingen und ſchlagen, Da wacht, ihr Getreuen, auf. 10

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/163
Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/163>, abgerufen am 11.12.2024.