Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.An meinen Bruder. 1815. Was Großes sich begeben, Der Kön'ge Herrlichkeit, Du sahst's mit freud'gem Beben, Dir war's vergönnt zu leben In dieser Wunderzeit. Und über diese Wogen Kam hoch ein himmlisch Bild Durch's stille Blau gezogen, Traf mit dem Zauberbogen Dein Herz so fest und mild. O wunderbares Grauen, Zur selben Stund den Herrn Im Wetterleuchten schauen, Und über den stummen Gauen Schuldloser Liebe Stern! Und hat nun ausgerungen Mein Deutschland siegeswund: Was damals Lieb' gesungen, Was Schwerdter Dir geklungen, Klingt fort im Herzensgrund. Laß' bilden die Gewalten!
Was davon himmlisch war, Kann nimmermehr veralten, Wird in der Brust gestalten Sich manches stille Jahr. An meinen Bruder. 1815. Was Großes ſich begeben, Der Koͤn'ge Herrlichkeit, Du ſahſt's mit freud'gem Beben, Dir war's vergoͤnnt zu leben In dieſer Wunderzeit. Und uͤber dieſe Wogen Kam hoch ein himmliſch Bild Durch's ſtille Blau gezogen, Traf mit dem Zauberbogen Dein Herz ſo feſt und mild. O wunderbares Grauen, Zur ſelben Stund den Herrn Im Wetterleuchten ſchauen, Und uͤber den ſtummen Gauen Schuldloſer Liebe Stern! Und hat nun ausgerungen Mein Deutſchland ſiegeswund: Was damals Lieb' geſungen, Was Schwerdter Dir geklungen, Klingt fort im Herzensgrund. Laß' bilden die Gewalten!
Was davon himmliſch war, Kann nimmermehr veralten, Wird in der Bruſt geſtalten Sich manches ſtille Jahr. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0202" n="184"/> </div> <div n="2"> <head><hi rendition="#b">An meinen Bruder.</hi><lb/> 1815.<lb/></head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">W</hi>as Großes ſich begeben,</l><lb/> <l>Der Koͤn'ge Herrlichkeit,</l><lb/> <l>Du ſahſt's mit freud'gem Beben,</l><lb/> <l>Dir war's vergoͤnnt zu leben</l><lb/> <l>In dieſer Wunderzeit.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Und uͤber dieſe Wogen</l><lb/> <l>Kam hoch ein himmliſch Bild</l><lb/> <l>Durch's ſtille Blau gezogen,</l><lb/> <l>Traf mit dem Zauberbogen</l><lb/> <l>Dein Herz ſo feſt und mild.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>O wunderbares Grauen,</l><lb/> <l>Zur ſelben Stund den Herrn</l><lb/> <l>Im Wetterleuchten ſchauen,</l><lb/> <l>Und uͤber den ſtummen Gauen</l><lb/> <l>Schuldloſer Liebe Stern!</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Und hat nun ausgerungen</l><lb/> <l>Mein Deutſchland ſiegeswund:</l><lb/> <l>Was damals Lieb' geſungen,</l><lb/> <l>Was Schwerdter Dir geklungen,</l><lb/> <l>Klingt fort im Herzensgrund.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Laß' bilden die Gewalten!</l><lb/> <l>Was davon himmliſch war,</l><lb/> <l>Kann nimmermehr veralten,</l><lb/> <l>Wird in der Bruſt geſtalten</l><lb/> <l>Sich manches ſtille Jahr.</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [184/0202]
An meinen Bruder.
1815.
Was Großes ſich begeben,
Der Koͤn'ge Herrlichkeit,
Du ſahſt's mit freud'gem Beben,
Dir war's vergoͤnnt zu leben
In dieſer Wunderzeit.
Und uͤber dieſe Wogen
Kam hoch ein himmliſch Bild
Durch's ſtille Blau gezogen,
Traf mit dem Zauberbogen
Dein Herz ſo feſt und mild.
O wunderbares Grauen,
Zur ſelben Stund den Herrn
Im Wetterleuchten ſchauen,
Und uͤber den ſtummen Gauen
Schuldloſer Liebe Stern!
Und hat nun ausgerungen
Mein Deutſchland ſiegeswund:
Was damals Lieb' geſungen,
Was Schwerdter Dir geklungen,
Klingt fort im Herzensgrund.
Laß' bilden die Gewalten!
Was davon himmliſch war,
Kann nimmermehr veralten,
Wird in der Bruſt geſtalten
Sich manches ſtille Jahr.
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