Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Der brave Schiffer. Der Sturm wollt' uns zerschmettern, Was morsch war, lag zerschellt, Es schrieb mit feur'gen Lettern Der Herr und sprach in Wettern Zu der erschrockenen Welt. Durch wilder Wogen Spritzen Vorüber manchem Riff, Wo auf Korallen-Spitzen Die finstern Nornen sitzen, Flog da das Preußen-Schiff. Das war von ächtem Kerne; Gedankenvoll die Wacht Schaut durch die wüste Ferne Zum königlichen Sterne, Der leuchtet aus der Nacht. Und, ob sie Nebel decken, Was groß und heilig war, Lenkten da aus den Schrecken Gewaltig die treuen Recken -- Du mitten in dieser Schaar. Da sah man wohl den schlanken
Wald kühner Masten sich Zum Himmel pfeilernd ranken! Du lehntest voll Gedanken Auf Deine Harfe Dich. Der brave Schiffer. Der Sturm wollt' uns zerſchmettern, Was morſch war, lag zerſchellt, Es ſchrieb mit feur'gen Lettern Der Herr und ſprach in Wettern Zu der erſchrockenen Welt. Durch wilder Wogen Spritzen Voruͤber manchem Riff, Wo auf Korallen-Spitzen Die finſtern Nornen ſitzen, Flog da das Preußen-Schiff. Das war von aͤchtem Kerne; Gedankenvoll die Wacht Schaut durch die wuͤſte Ferne Zum koͤniglichen Sterne, Der leuchtet aus der Nacht. Und, ob ſie Nebel decken, Was groß und heilig war, Lenkten da aus den Schrecken Gewaltig die treuen Recken — Du mitten in dieſer Schaar. Da ſah man wohl den ſchlanken
Wald kuͤhner Maſten ſich Zum Himmel pfeilernd ranken! Du lehnteſt voll Gedanken Auf Deine Harfe Dich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0223" n="205"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Der brave Schiffer</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">D</hi>er Sturm wollt' uns zerſchmettern,</l><lb/> <l>Was morſch war, lag zerſchellt,</l><lb/> <l>Es ſchrieb mit feur'gen Lettern</l><lb/> <l>Der Herr und ſprach in Wettern</l><lb/> <l>Zu der erſchrockenen Welt.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Durch wilder Wogen Spritzen</l><lb/> <l>Voruͤber manchem Riff,</l><lb/> <l>Wo auf Korallen-Spitzen</l><lb/> <l>Die finſtern Nornen ſitzen,</l><lb/> <l>Flog da das Preußen-Schiff.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Das war von aͤchtem Kerne;</l><lb/> <l>Gedankenvoll die Wacht</l><lb/> <l>Schaut durch die wuͤſte Ferne</l><lb/> <l>Zum koͤniglichen Sterne,</l><lb/> <l>Der leuchtet aus der Nacht.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Und, ob ſie Nebel decken,</l><lb/> <l>Was groß und heilig war,</l><lb/> <l>Lenkten da aus den Schrecken</l><lb/> <l>Gewaltig die treuen Recken —</l><lb/> <l>Du mitten in dieſer Schaar.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Da ſah man wohl den ſchlanken</l><lb/> <l>Wald kuͤhner Maſten ſich</l><lb/> <l>Zum Himmel pfeilernd ranken!</l><lb/> <l>Du lehnteſt voll Gedanken</l><lb/> <l>Auf Deine Harfe Dich.</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [205/0223]
Der brave Schiffer.
Der Sturm wollt' uns zerſchmettern,
Was morſch war, lag zerſchellt,
Es ſchrieb mit feur'gen Lettern
Der Herr und ſprach in Wettern
Zu der erſchrockenen Welt.
Durch wilder Wogen Spritzen
Voruͤber manchem Riff,
Wo auf Korallen-Spitzen
Die finſtern Nornen ſitzen,
Flog da das Preußen-Schiff.
Das war von aͤchtem Kerne;
Gedankenvoll die Wacht
Schaut durch die wuͤſte Ferne
Zum koͤniglichen Sterne,
Der leuchtet aus der Nacht.
Und, ob ſie Nebel decken,
Was groß und heilig war,
Lenkten da aus den Schrecken
Gewaltig die treuen Recken —
Du mitten in dieſer Schaar.
Da ſah man wohl den ſchlanken
Wald kuͤhner Maſten ſich
Zum Himmel pfeilernd ranken!
Du lehnteſt voll Gedanken
Auf Deine Harfe Dich.
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