Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Wie oft, wenn wir im Garten ruhig waren, Sagte mein Bruder mir vor vielen Jahren: "Dem schönen Lenz gleicht recht die erste Liebe. Wann draußen neu geschmückt die Frühlingsbühne, Die Reiter blitzend unten zieh'n durch's Grüne, In blauer Luft die Lerchen lustig schwirren, Läßt sie sich weit in's Land hinaus verführen. Fragt nicht wohin, und mag sich gern verirren, Den Stimmen folgend, die sie wirrend führen. Da wendet auf den Feldern sich der Wind, Die Vögel hoch durch Nebel zieh'n nach Haus; Es wird so still, das schöne Fest ist aus. Gar weit die Heimath liegt, das schöne Kind Find't nicht nach Hause mehr, nicht weiter fort -- Hüt' dich, such' früh dir einen sichern Port!" Wie oft, wenn wir im Garten ruhig waren, Sagte mein Bruder mir vor vielen Jahren: „Dem ſchoͤnen Lenz gleicht recht die erſte Liebe. Wann draußen neu geſchmuͤckt die Fruͤhlingsbuͤhne, Die Reiter blitzend unten zieh'n durch's Gruͤne, In blauer Luft die Lerchen luſtig ſchwirren, Laͤßt ſie ſich weit in's Land hinaus verfuͤhren. Fragt nicht wohin, und mag ſich gern verirren, Den Stimmen folgend, die ſie wirrend fuͤhren. Da wendet auf den Feldern ſich der Wind, Die Voͤgel hoch durch Nebel zieh'n nach Haus; Es wird ſo ſtill, das ſchoͤne Feſt iſt aus. Gar weit die Heimath liegt, das ſchoͤne Kind Find't nicht nach Hauſe mehr, nicht weiter fort — Huͤt' dich, ſuch' fruͤh dir einen ſichern Port!“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg> <pb facs="#f0308" n="290"/> <lg type="poem"> <l>Wie oft, wenn wir im Garten ruhig waren,</l><lb/> <l>Sagte mein Bruder mir vor vielen Jahren:</l><lb/> <l>„Dem ſchoͤnen Lenz gleicht recht die erſte Liebe.</l><lb/> <l>Wann draußen neu geſchmuͤckt die Fruͤhlingsbuͤhne,</l><lb/> <l>Die Reiter blitzend unten zieh'n durch's Gruͤne,</l><lb/> <l>In blauer Luft die Lerchen luſtig ſchwirren,</l><lb/> <l>Laͤßt ſie ſich weit in's Land hinaus verfuͤhren.</l><lb/> <l>Fragt nicht wohin, und mag ſich gern verirren,</l><lb/> <l>Den Stimmen folgend, die ſie wirrend fuͤhren.</l><lb/> <l>Da wendet auf den Feldern ſich der Wind,</l><lb/> <l>Die Voͤgel hoch durch Nebel zieh'n nach Haus;</l><lb/> <l>Es wird ſo ſtill, das ſchoͤne Feſt iſt aus.</l><lb/> <l>Gar weit die Heimath liegt, das ſchoͤne Kind</l><lb/> <l>Find't nicht nach Hauſe mehr, nicht weiter fort —</l><lb/> <l>Huͤt' dich, ſuch' fruͤh dir einen ſichern Port!“</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [290/0308]
Wie oft, wenn wir im Garten ruhig waren,
Sagte mein Bruder mir vor vielen Jahren:
„Dem ſchoͤnen Lenz gleicht recht die erſte Liebe.
Wann draußen neu geſchmuͤckt die Fruͤhlingsbuͤhne,
Die Reiter blitzend unten zieh'n durch's Gruͤne,
In blauer Luft die Lerchen luſtig ſchwirren,
Laͤßt ſie ſich weit in's Land hinaus verfuͤhren.
Fragt nicht wohin, und mag ſich gern verirren,
Den Stimmen folgend, die ſie wirrend fuͤhren.
Da wendet auf den Feldern ſich der Wind,
Die Voͤgel hoch durch Nebel zieh'n nach Haus;
Es wird ſo ſtill, das ſchoͤne Feſt iſt aus.
Gar weit die Heimath liegt, das ſchoͤne Kind
Find't nicht nach Hauſe mehr, nicht weiter fort —
Huͤt' dich, ſuch' fruͤh dir einen ſichern Port!“
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