Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Und nun wollt' wirklich sich das Bild bewegen, Das Mädchen athmet' auf, reicht aus dem Schweigen Die Hand mir, daß sie ewig meine bliebe. Da sah ich draußen auch das Land sich regen, Die Wälder rauschen und Aurora steigen -- Die alten Zeiten all' weckt' mir die Liebe. III. Wenn zwei geschieden sind von Herz und Munde, Da zieh'n Gedanken über Berg' und Schlüfte Wie Tauben säuselnd durch die blauen Lüfte, Und tragen hin und wieder süße Kunde. Ich schweif' umsonst, so weit der Erde Runde, Und stieg' ich hoch auch über alle Klüfte, Dein Haus ist höher noch als diese Lüfte, Da reicht kein Laut hin, noch zurück zum Grunde. Ja, seit Du todt -- mit seinen blüh'nden Borden Wich eingsumher das Leben mir zurücke, Ein weites Meer, wo keine Bahn zu finden. Doch ist Dein Bild zum Sterne mir geworden, Der nach der Heimath weist mit stillem Blicke, Daß fromm der Schiffer streite mit den Winden. Und nun wollt' wirklich ſich das Bild bewegen, Das Maͤdchen athmet' auf, reicht aus dem Schweigen Die Hand mir, daß ſie ewig meine bliebe. Da ſah ich draußen auch das Land ſich regen, Die Waͤlder rauſchen und Aurora ſteigen — Die alten Zeiten all' weckt' mir die Liebe. III. Wenn zwei geſchieden ſind von Herz und Munde, Da zieh'n Gedanken uͤber Berg' und Schluͤfte Wie Tauben ſaͤuſelnd durch die blauen Luͤfte, Und tragen hin und wieder ſuͤße Kunde. Ich ſchweif' umſonſt, ſo weit der Erde Runde, Und ſtieg' ich hoch auch uͤber alle Kluͤfte, Dein Haus iſt hoͤher noch als dieſe Luͤfte, Da reicht kein Laut hin, noch zuruͤck zum Grunde. Ja, ſeit Du todt — mit ſeinen bluͤh'nden Borden Wich eingsumher das Leben mir zuruͤcke, Ein weites Meer, wo keine Bahn zu finden. Doch iſt Dein Bild zum Sterne mir geworden, Der nach der Heimath weiſt mit ſtillem Blicke, Daß fromm der Schiffer ſtreite mit den Winden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg> <pb facs="#f0335" n="317"/> <lg type="poem"> <l>Und nun wollt' wirklich ſich das Bild bewegen,</l><lb/> <l>Das Maͤdchen athmet' auf, reicht aus dem Schweigen</l><lb/> <l>Die Hand mir, daß ſie ewig meine bliebe.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Da ſah ich draußen auch das Land ſich regen,</l><lb/> <l>Die Waͤlder rauſchen und Aurora ſteigen —</l><lb/> <l>Die alten Zeiten all' weckt' mir die Liebe.</l><lb/> </lg> </lg> <lg> <head><hi rendition="#aq">III</hi>.<lb/></head> <lg type="poem"> <l>Wenn zwei geſchieden ſind von Herz und Munde,</l><lb/> <l>Da zieh'n Gedanken uͤber Berg' und Schluͤfte</l><lb/> <l>Wie Tauben ſaͤuſelnd durch die blauen Luͤfte,</l><lb/> <l>Und tragen hin und wieder ſuͤße Kunde.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Ich ſchweif' umſonſt, ſo weit der Erde Runde,</l><lb/> <l>Und ſtieg' ich hoch auch uͤber alle Kluͤfte,</l><lb/> <l>Dein Haus iſt hoͤher noch als dieſe Luͤfte,</l><lb/> <l>Da reicht kein Laut hin, noch zuruͤck zum Grunde.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Ja, ſeit Du todt — mit ſeinen bluͤh'nden Borden</l><lb/> <l>Wich eingsumher das Leben mir zuruͤcke,</l><lb/> <l>Ein weites Meer, wo keine Bahn zu finden.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Doch iſt Dein Bild zum Sterne mir geworden,</l><lb/> <l>Der nach der Heimath weiſt mit ſtillem Blicke,</l><lb/> <l>Daß fromm der Schiffer ſtreite mit den Winden.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [317/0335]
Und nun wollt' wirklich ſich das Bild bewegen,
Das Maͤdchen athmet' auf, reicht aus dem Schweigen
Die Hand mir, daß ſie ewig meine bliebe.
Da ſah ich draußen auch das Land ſich regen,
Die Waͤlder rauſchen und Aurora ſteigen —
Die alten Zeiten all' weckt' mir die Liebe.
III.
Wenn zwei geſchieden ſind von Herz und Munde,
Da zieh'n Gedanken uͤber Berg' und Schluͤfte
Wie Tauben ſaͤuſelnd durch die blauen Luͤfte,
Und tragen hin und wieder ſuͤße Kunde.
Ich ſchweif' umſonſt, ſo weit der Erde Runde,
Und ſtieg' ich hoch auch uͤber alle Kluͤfte,
Dein Haus iſt hoͤher noch als dieſe Luͤfte,
Da reicht kein Laut hin, noch zuruͤck zum Grunde.
Ja, ſeit Du todt — mit ſeinen bluͤh'nden Borden
Wich eingsumher das Leben mir zuruͤcke,
Ein weites Meer, wo keine Bahn zu finden.
Doch iſt Dein Bild zum Sterne mir geworden,
Der nach der Heimath weiſt mit ſtillem Blicke,
Daß fromm der Schiffer ſtreite mit den Winden.
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