Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Herbst. Es ist nun der Herbst gekommen, Hat das schöne Sommerkleid Von den Feldern weggenommen Und die Blätter ausgestreut, Vor dem bösen Winterwinde Deckt er warm und sachte zu Mit dem bunten Laub die Gründe, Die schon müde geh'n zur Ruh. Durch die Felder sieht man fahren Eine wunderschöne Frau, Und von ihren langen Haaren Gold'ne Fäden auf der Au Spinnet sie und singt im Gehen: Eya, meine Blümelein, Nicht nach andern immer sehen, Eya, schlafet, schlafet ein. Und die Vöglein hoch in Lüften Ueber blaue Berg' und Seen Zieh'n zur Ferne nach den Klüften, Wo die hohen Cedern steh'n, Wo mit ihren gold'nen Schwingen Auf des Benedeiten Gruft Engel Hosiannah singen Nächtens durch die stille Luft. Herbſt. Es iſt nun der Herbſt gekommen, Hat das ſchoͤne Sommerkleid Von den Feldern weggenommen Und die Blaͤtter ausgeſtreut, Vor dem boͤſen Winterwinde Deckt er warm und ſachte zu Mit dem bunten Laub die Gruͤnde, Die ſchon muͤde geh'n zur Ruh. Durch die Felder ſieht man fahren Eine wunderſchoͤne Frau, Und von ihren langen Haaren Gold'ne Faͤden auf der Au Spinnet ſie und ſingt im Gehen: Eya, meine Bluͤmelein, Nicht nach andern immer ſehen, Eya, ſchlafet, ſchlafet ein. Und die Voͤglein hoch in Luͤften Ueber blaue Berg' und Seen Zieh'n zur Ferne nach den Kluͤften, Wo die hohen Cedern ſteh'n, Wo mit ihren gold'nen Schwingen Auf des Benedeiten Gruft Engel Hoſiannah ſingen Naͤchtens durch die ſtille Luft. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0380" n="362"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Herbſt</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">E</hi>s iſt nun der Herbſt gekommen,</l><lb/> <l>Hat das ſchoͤne Sommerkleid</l><lb/> <l>Von den Feldern weggenommen</l><lb/> <l>Und die Blaͤtter ausgeſtreut,</l><lb/> <l>Vor dem boͤſen Winterwinde</l><lb/> <l>Deckt er warm und ſachte zu</l><lb/> <l>Mit dem bunten Laub die Gruͤnde,</l><lb/> <l>Die ſchon muͤde geh'n zur Ruh.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Durch die Felder ſieht man fahren</l><lb/> <l>Eine wunderſchoͤne Frau,</l><lb/> <l>Und von ihren langen Haaren</l><lb/> <l>Gold'ne Faͤden auf der Au</l><lb/> <l>Spinnet ſie und ſingt im Gehen:</l><lb/> <l>Eya, meine Bluͤmelein,</l><lb/> <l>Nicht nach andern immer ſehen,</l><lb/> <l>Eya, ſchlafet, ſchlafet ein.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Und die Voͤglein hoch in Luͤften</l><lb/> <l>Ueber blaue Berg' und Seen</l><lb/> <l>Zieh'n zur Ferne nach den Kluͤften,</l><lb/> <l>Wo die hohen Cedern ſteh'n,</l><lb/> <l>Wo mit ihren gold'nen Schwingen</l><lb/> <l>Auf des Benedeiten Gruft</l><lb/> <l>Engel Hoſiannah ſingen</l><lb/> <l>Naͤchtens durch die ſtille Luft.</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [362/0380]
Herbſt.
Es iſt nun der Herbſt gekommen,
Hat das ſchoͤne Sommerkleid
Von den Feldern weggenommen
Und die Blaͤtter ausgeſtreut,
Vor dem boͤſen Winterwinde
Deckt er warm und ſachte zu
Mit dem bunten Laub die Gruͤnde,
Die ſchon muͤde geh'n zur Ruh.
Durch die Felder ſieht man fahren
Eine wunderſchoͤne Frau,
Und von ihren langen Haaren
Gold'ne Faͤden auf der Au
Spinnet ſie und ſingt im Gehen:
Eya, meine Bluͤmelein,
Nicht nach andern immer ſehen,
Eya, ſchlafet, ſchlafet ein.
Und die Voͤglein hoch in Luͤften
Ueber blaue Berg' und Seen
Zieh'n zur Ferne nach den Kluͤften,
Wo die hohen Cedern ſteh'n,
Wo mit ihren gold'nen Schwingen
Auf des Benedeiten Gruft
Engel Hoſiannah ſingen
Naͤchtens durch die ſtille Luft.
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