Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Der Schiffer. Die Lüfte linde fächeln, Aus stillen Meeres Schaum Syrenen tauchend lächeln, Der Schiffer liegt im Traum. Da faßt der Sturm die Wellen Durchwühlt die Einsamkeit: Wach't auf, ihr Traumgesellen, Nun ist's nicht Schlafens Zeit! -- In jenen stillen Tagen Wie war ich stolz und klug, In sichern Glück's Behagen Mir selber gut genug. Du hast das Glück zerschlagen. Nimm wieder, was du gabst, Ich schweig' und will nicht klagen, Jetzt weiß ich, wie du labst. Das sind die mächt'gen Stürme, Die wecken, was da ruht, Es sinken Land und Thürme Allmälig in die Flut. Kein Meerweib will sich zeigen,
Kein Laut mehr langt zu mir, Und in dem weiten Schweigen Steh' ich allein mit dir. Der Schiffer. Die Luͤfte linde faͤcheln, Aus ſtillen Meeres Schaum Syrenen tauchend laͤcheln, Der Schiffer liegt im Traum. Da faßt der Sturm die Wellen Durchwuͤhlt die Einſamkeit: Wach't auf, ihr Traumgeſellen, Nun iſt's nicht Schlafens Zeit! — In jenen ſtillen Tagen Wie war ich ſtolz und klug, In ſichern Gluͤck's Behagen Mir ſelber gut genug. Du haſt das Gluͤck zerſchlagen. Nimm wieder, was du gabſt, Ich ſchweig' und will nicht klagen, Jetzt weiß ich, wie du labſt. Das ſind die maͤcht'gen Stuͤrme, Die wecken, was da ruht, Es ſinken Land und Thuͤrme Allmaͤlig in die Flut. Kein Meerweib will ſich zeigen,
Kein Laut mehr langt zu mir, Und in dem weiten Schweigen Steh' ich allein mit dir. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0383" n="365"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Der Schiffer</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Luͤfte linde faͤcheln,</l><lb/> <l>Aus ſtillen Meeres Schaum</l><lb/> <l>Syrenen tauchend laͤcheln,</l><lb/> <l>Der Schiffer liegt im Traum.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Da faßt der Sturm die Wellen</l><lb/> <l>Durchwuͤhlt die Einſamkeit:</l><lb/> <l>Wach't auf, ihr Traumgeſellen,</l><lb/> <l>Nun iſt's nicht Schlafens Zeit! —</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>In jenen ſtillen Tagen</l><lb/> <l>Wie war ich ſtolz und klug,</l><lb/> <l>In ſichern Gluͤck's Behagen</l><lb/> <l>Mir ſelber gut genug.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Du haſt das Gluͤck zerſchlagen.</l><lb/> <l>Nimm wieder, was du gabſt,</l><lb/> <l>Ich ſchweig' und will nicht klagen,</l><lb/> <l>Jetzt weiß ich, wie du labſt.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Das ſind die maͤcht'gen Stuͤrme,</l><lb/> <l>Die wecken, was da ruht,</l><lb/> <l>Es ſinken Land und Thuͤrme</l><lb/> <l>Allmaͤlig in die Flut.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Kein Meerweib will ſich zeigen,</l><lb/> <l>Kein Laut mehr langt zu mir,</l><lb/> <l>Und in dem weiten Schweigen</l><lb/> <l>Steh' ich allein mit dir.</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [365/0383]
Der Schiffer.
Die Luͤfte linde faͤcheln,
Aus ſtillen Meeres Schaum
Syrenen tauchend laͤcheln,
Der Schiffer liegt im Traum.
Da faßt der Sturm die Wellen
Durchwuͤhlt die Einſamkeit:
Wach't auf, ihr Traumgeſellen,
Nun iſt's nicht Schlafens Zeit! —
In jenen ſtillen Tagen
Wie war ich ſtolz und klug,
In ſichern Gluͤck's Behagen
Mir ſelber gut genug.
Du haſt das Gluͤck zerſchlagen.
Nimm wieder, was du gabſt,
Ich ſchweig' und will nicht klagen,
Jetzt weiß ich, wie du labſt.
Das ſind die maͤcht'gen Stuͤrme,
Die wecken, was da ruht,
Es ſinken Land und Thuͤrme
Allmaͤlig in die Flut.
Kein Meerweib will ſich zeigen,
Kein Laut mehr langt zu mir,
Und in dem weiten Schweigen
Steh' ich allein mit dir.
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