Was ich wollte, liegt zerschlagen, Herr, ich lasse ja das Klagen, Und das Herz ist still. Nun aber gieb auch Kraft, zu tragen, Was ich nicht will!
IV.
Es wandelt, was wir schauen, Tag sinkt in's Abendroth, Die Lust hat eig'nes Grauen, Und alles hat den Tod.
In's Leben schleicht das Leiden Sich heimlich wie ein Dieb, Wir alle müssen scheiden Von allem, was uns lieb.
Was gäb' es doch auf Erden, Wer hielt' den Jammer aus, Wer möcht' geboren werden, Hielt'st Du nicht droben Haus!
Du bist's, der, was wir bauen, Mild über uns zerbricht, Daß wir den Himmel schauen -- Darum so klag' ich nicht.
III.
Was ich wollte, liegt zerſchlagen, Herr, ich laſſe ja das Klagen, Und das Herz iſt ſtill. Nun aber gieb auch Kraft, zu tragen, Was ich nicht will!
IV.
Es wandelt, was wir ſchauen, Tag ſinkt in's Abendroth, Die Luſt hat eig'nes Grauen, Und alles hat den Tod.
In's Leben ſchleicht das Leiden Sich heimlich wie ein Dieb, Wir alle muͤſſen ſcheiden Von allem, was uns lieb.
Was gaͤb' es doch auf Erden, Wer hielt' den Jammer aus, Wer moͤcht' geboren werden, Hielt'ſt Du nicht droben Haus!
Du biſt's, der, was wir bauen, Mild uͤber uns zerbricht, Daß wir den Himmel ſchauen — Darum ſo klag' ich nicht.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0388"n="370"/><lg><head><hirendition="#aq">III</hi>.<lb/></head><lgtype="poem"><l>Was ich wollte, liegt zerſchlagen,</l><lb/><l>Herr, ich laſſe ja das Klagen,</l><lb/><l>Und das Herz iſt ſtill.</l><lb/><l>Nun aber gieb auch Kraft, zu tragen,</l><lb/><l>Was ich <hirendition="#g">nicht</hi> will!</l><lb/></lg></lg><lg><head><hirendition="#aq">IV</hi>.<lb/></head><lgtype="poem"><l>Es wandelt, was wir ſchauen,</l><lb/><l>Tag ſinkt in's Abendroth,</l><lb/><l>Die Luſt hat eig'nes Grauen,</l><lb/><l>Und alles hat den Tod.</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>In's Leben ſchleicht das Leiden</l><lb/><l>Sich heimlich wie ein Dieb,</l><lb/><l>Wir alle muͤſſen ſcheiden</l><lb/><l>Von allem, was uns lieb.</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>Was gaͤb' es doch auf Erden,</l><lb/><l>Wer hielt' den Jammer aus,</l><lb/><l>Wer moͤcht' geboren werden,</l><lb/><l>Hielt'ſt Du nicht droben Haus!</l><lb/></lg><lgtype="poem"><l>Du biſt's, der, was wir bauen,</l><lb/><l>Mild uͤber uns zerbricht,</l><lb/><l>Daß wir den Himmel ſchauen —</l><lb/><l>Darum ſo klag' ich nicht.</l><lb/></lg></lg></div></div></body></text></TEI>
[370/0388]
III.
Was ich wollte, liegt zerſchlagen,
Herr, ich laſſe ja das Klagen,
Und das Herz iſt ſtill.
Nun aber gieb auch Kraft, zu tragen,
Was ich nicht will!
IV.
Es wandelt, was wir ſchauen,
Tag ſinkt in's Abendroth,
Die Luſt hat eig'nes Grauen,
Und alles hat den Tod.
In's Leben ſchleicht das Leiden
Sich heimlich wie ein Dieb,
Wir alle muͤſſen ſcheiden
Von allem, was uns lieb.
Was gaͤb' es doch auf Erden,
Wer hielt' den Jammer aus,
Wer moͤcht' geboren werden,
Hielt'ſt Du nicht droben Haus!
Du biſt's, der, was wir bauen,
Mild uͤber uns zerbricht,
Daß wir den Himmel ſchauen —
Darum ſo klag' ich nicht.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/388>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.