Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Seemann's Abschied. Ade, mein Schatz, du mocht'st mich nicht, Ich war dir zu geringe. Einst wandelst du bei Mondenlicht Und hörst ein süßes Klingen, Ein Meerweib singt, die Nacht ist lau, Die stillen Wolken wandern, Da denk' an mich, 's ist meine Frau, Nun such dir einen andern! Ade, ihr Landsknecht', Musketier'! Wir ziehn auf wildem Rosse, Das bäumt und überschlägt sich schier Vor manchem Felsenschlosse, Der Wassermann bei Blitzesschein Taucht auf in dunklen Nächten, Der Hayfisch schnappt, die Möwen schrein -- Das ist ein lust'ges Fechten! Streckt nur auf eurer Bärenhaut Daheim die faulen Glieder, Gott Vater aus dem Fenster schaut, Schickt seine Sündflut wieder, Feldwebel, Reiter, Musketier Sie müssen all' ersaufen, Derweil mit frischem Winde wir Im Paradies einlaufen. Seemann's Abſchied. Ade, mein Schatz, du mocht'ſt mich nicht, Ich war dir zu geringe. Einſt wandelſt du bei Mondenlicht Und hoͤrſt ein ſuͤßes Klingen, Ein Meerweib ſingt, die Nacht iſt lau, Die ſtillen Wolken wandern, Da denk' an mich, 's iſt meine Frau, Nun ſuch dir einen andern! Ade, ihr Landsknecht', Musketier'! Wir ziehn auf wildem Roſſe, Das baͤumt und uͤberſchlaͤgt ſich ſchier Vor manchem Felſenſchloſſe, Der Waſſermann bei Blitzesſchein Taucht auf in dunklen Naͤchten, Der Hayfiſch ſchnappt, die Moͤwen ſchrein — Das iſt ein luſt'ges Fechten! Streckt nur auf eurer Baͤrenhaut Daheim die faulen Glieder, Gott Vater aus dem Fenſter ſchaut, Schickt ſeine Suͤndflut wieder, Feldwebel, Reiter, Musketier Sie muͤſſen all' erſaufen, Derweil mit friſchem Winde wir Im Paradies einlaufen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0039" n="21"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Seemann's Abſchied</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">A</hi>de, mein Schatz, du mocht'ſt mich nicht,</l><lb/> <l>Ich war dir zu geringe.</l><lb/> <l>Einſt wandelſt du bei Mondenlicht</l><lb/> <l>Und hoͤrſt ein ſuͤßes Klingen,</l><lb/> <l>Ein Meerweib ſingt, die Nacht iſt lau,</l><lb/> <l>Die ſtillen Wolken wandern,</l><lb/> <l>Da denk' an mich, 's iſt meine Frau,</l><lb/> <l>Nun ſuch dir einen andern!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Ade, ihr Landsknecht', Musketier'!</l><lb/> <l>Wir ziehn auf wildem Roſſe,</l><lb/> <l>Das baͤumt und uͤberſchlaͤgt ſich ſchier</l><lb/> <l>Vor manchem Felſenſchloſſe,</l><lb/> <l>Der Waſſermann bei Blitzesſchein</l><lb/> <l>Taucht auf in dunklen Naͤchten,</l><lb/> <l>Der Hayfiſch ſchnappt, die Moͤwen ſchrein —</l><lb/> <l>Das iſt ein luſt'ges Fechten!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Streckt nur auf eurer Baͤrenhaut</l><lb/> <l>Daheim die faulen Glieder,</l><lb/> <l>Gott Vater aus dem Fenſter ſchaut,</l><lb/> <l>Schickt ſeine Suͤndflut wieder,</l><lb/> <l>Feldwebel, Reiter, Musketier</l><lb/> <l>Sie muͤſſen all' erſaufen,</l><lb/> <l>Derweil mit friſchem Winde wir</l><lb/> <l>Im Paradies einlaufen.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [21/0039]
Seemann's Abſchied.
Ade, mein Schatz, du mocht'ſt mich nicht,
Ich war dir zu geringe.
Einſt wandelſt du bei Mondenlicht
Und hoͤrſt ein ſuͤßes Klingen,
Ein Meerweib ſingt, die Nacht iſt lau,
Die ſtillen Wolken wandern,
Da denk' an mich, 's iſt meine Frau,
Nun ſuch dir einen andern!
Ade, ihr Landsknecht', Musketier'!
Wir ziehn auf wildem Roſſe,
Das baͤumt und uͤberſchlaͤgt ſich ſchier
Vor manchem Felſenſchloſſe,
Der Waſſermann bei Blitzesſchein
Taucht auf in dunklen Naͤchten,
Der Hayfiſch ſchnappt, die Moͤwen ſchrein —
Das iſt ein luſt'ges Fechten!
Streckt nur auf eurer Baͤrenhaut
Daheim die faulen Glieder,
Gott Vater aus dem Fenſter ſchaut,
Schickt ſeine Suͤndflut wieder,
Feldwebel, Reiter, Musketier
Sie muͤſſen all' erſaufen,
Derweil mit friſchem Winde wir
Im Paradies einlaufen.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |