Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Sonntag. Die Nacht war kaum verblühet, Nur eine Lerche sang Die stille Luft entlang. Wen grüßt sie schon so frühe? Und draußen in dem Garten Die Bäume über's Haus Sah'n weit in's Land hinaus, Als ob sie wen erwarten. In festlichen Gewanden Wie eine Kinderschaar, Thauperlen in dem Haar, Die Blumen alle standen. Ich dacht': ihr kleinen Bräute, Was schmückt ihr euch so sehr? -- Da blickt' die eine her: "Still, still, 's ist Sonntag heute." "Schon klingen Morgenglocken, Der liebe Gott nun bald Geht durch den stillen Wald." -- Da kniet' ich froherschrocken. Sonntag. Die Nacht war kaum verbluͤhet, Nur eine Lerche ſang Die ſtille Luft entlang. Wen gruͤßt ſie ſchon ſo fruͤhe? Und draußen in dem Garten Die Baͤume uͤber's Haus Sah'n weit in's Land hinaus, Als ob ſie wen erwarten. In feſtlichen Gewanden Wie eine Kinderſchaar, Thauperlen in dem Haar, Die Blumen alle ſtanden. Ich dacht': ihr kleinen Braͤute, Was ſchmuͤckt ihr euch ſo ſehr? — Da blickt' die eine her: „Still, ſtill, 's iſt Sonntag heute.“ „Schon klingen Morgenglocken, Der liebe Gott nun bald Geht durch den ſtillen Wald.“ — Da kniet' ich froherſchrocken. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0404" n="386"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Sonntag</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Nacht war kaum verbluͤhet,</l><lb/> <l>Nur eine Lerche ſang</l><lb/> <l>Die ſtille Luft entlang.</l><lb/> <l>Wen gruͤßt ſie ſchon ſo fruͤhe?</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Und draußen in dem Garten</l><lb/> <l>Die Baͤume uͤber's Haus</l><lb/> <l>Sah'n weit in's Land hinaus,</l><lb/> <l>Als ob ſie wen erwarten.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>In feſtlichen Gewanden</l><lb/> <l>Wie eine Kinderſchaar,</l><lb/> <l>Thauperlen in dem Haar,</l><lb/> <l>Die Blumen alle ſtanden.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Ich dacht': ihr kleinen Braͤute,</l><lb/> <l>Was ſchmuͤckt ihr euch ſo ſehr? —</l><lb/> <l>Da blickt' die eine her:</l><lb/> <l>„Still, ſtill, 's iſt Sonntag heute.“</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>„Schon klingen Morgenglocken,</l><lb/> <l>Der liebe Gott nun bald</l><lb/> <l>Geht durch den ſtillen Wald.“ —</l><lb/> <l>Da kniet' ich froherſchrocken.</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [386/0404]
Sonntag.
Die Nacht war kaum verbluͤhet,
Nur eine Lerche ſang
Die ſtille Luft entlang.
Wen gruͤßt ſie ſchon ſo fruͤhe?
Und draußen in dem Garten
Die Baͤume uͤber's Haus
Sah'n weit in's Land hinaus,
Als ob ſie wen erwarten.
In feſtlichen Gewanden
Wie eine Kinderſchaar,
Thauperlen in dem Haar,
Die Blumen alle ſtanden.
Ich dacht': ihr kleinen Braͤute,
Was ſchmuͤckt ihr euch ſo ſehr? —
Da blickt' die eine her:
„Still, ſtill, 's iſt Sonntag heute.“
„Schon klingen Morgenglocken,
Der liebe Gott nun bald
Geht durch den ſtillen Wald.“ —
Da kniet' ich froherſchrocken.
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