Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Waldmädchen. Bin ein Feuer hell, das lodert Von dem grünen Felsenkranz, Seewind ist mein Buhl' und fodert Mich zum lust'gen Wirbeltanz, Kommt und wechselt unbeständig. Steigend wild, Neigend mild, Meine schlanken Lohen wend' ich: Komm nicht nach mir, ich verbrenn' Dich! Wo die wilden Bäche rauschen Und die hohen Palmen steh'n, Wenn die Jäger heimlich lauschen, Viele Rehe einsam geh'n. Bin ein Reh, flieg' durch die Trümmer, Ueber die Höh', Wo im Schnee Still die letzten Gipfel schimmern, Folg' mir nicht, erjagst mich nimmer! Bin ein Vöglein in den Lüften, Schwing' mich über's blaue Meer, Durch die Wolken von den Klüften Fliegt kein Pfeil mehr bis hieher, Und die Au'n und Felsenbogen, Waldeseinsamkeit Weit, wie weit, Sind versunken in die Wogen -- Ach, ich habe mich verflogen! Waldmaͤdchen. Bin ein Feuer hell, das lodert Von dem gruͤnen Felſenkranz, Seewind iſt mein Buhl' und fodert Mich zum luſt'gen Wirbeltanz, Kommt und wechſelt unbeſtaͤndig. Steigend wild‚ Neigend mild, Meine ſchlanken Lohen wend' ich: Komm nicht nach mir, ich verbrenn' Dich! Wo die wilden Baͤche rauſchen Und die hohen Palmen ſteh'n, Wenn die Jaͤger heimlich lauſchen‚ Viele Rehe einſam geh'n. Bin ein Reh, flieg' durch die Truͤmmer, Ueber die Hoͤh', Wo im Schnee Still die letzten Gipfel ſchimmern‚ Folg' mir nicht, erjagſt mich nimmer! Bin ein Voͤglein in den Luͤften, Schwing' mich uͤber's blaue Meer, Durch die Wolken von den Kluͤften Fliegt kein Pfeil mehr bis hieher, Und die Au'n und Felſenbogen, Waldeseinſamkeit Weit, wie weit, Sind verſunken in die Wogen — Ach, ich habe mich verflogen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0441" n="423"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b #g">Waldmaͤdchen</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">B</hi>in ein Feuer hell, das lodert</l><lb/> <l>Von dem gruͤnen Felſenkranz,</l><lb/> <l>Seewind iſt mein Buhl' und fodert</l><lb/> <l>Mich zum luſt'gen Wirbeltanz,</l><lb/> <l>Kommt und wechſelt unbeſtaͤndig.</l><lb/> <l>Steigend wild‚</l><lb/> <l>Neigend mild,</l><lb/> <l>Meine ſchlanken Lohen wend' ich:</l><lb/> <l>Komm nicht nach mir, ich verbrenn' Dich!</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Wo die wilden Baͤche rauſchen</l><lb/> <l>Und die hohen Palmen ſteh'n,</l><lb/> <l>Wenn die Jaͤger heimlich lauſchen‚</l><lb/> <l>Viele Rehe einſam geh'n.</l><lb/> <l>Bin ein Reh, flieg' durch die Truͤmmer,</l><lb/> <l>Ueber die Hoͤh',</l><lb/> <l>Wo im Schnee</l><lb/> <l>Still die letzten Gipfel ſchimmern‚</l><lb/> <l>Folg' mir nicht, erjagſt mich nimmer!</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Bin ein Voͤglein in den Luͤften,</l><lb/> <l>Schwing' mich uͤber's blaue Meer,</l><lb/> <l>Durch die Wolken von den Kluͤften</l><lb/> <l>Fliegt kein Pfeil mehr bis hieher,</l><lb/> <l>Und die Au'n und Felſenbogen,</l><lb/> <l>Waldeseinſamkeit</l><lb/> <l>Weit, wie weit,</l><lb/> <l>Sind verſunken in die Wogen —</l><lb/> <l>Ach, ich habe mich verflogen!</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [423/0441]
Waldmaͤdchen.
Bin ein Feuer hell, das lodert
Von dem gruͤnen Felſenkranz,
Seewind iſt mein Buhl' und fodert
Mich zum luſt'gen Wirbeltanz,
Kommt und wechſelt unbeſtaͤndig.
Steigend wild‚
Neigend mild,
Meine ſchlanken Lohen wend' ich:
Komm nicht nach mir, ich verbrenn' Dich!
Wo die wilden Baͤche rauſchen
Und die hohen Palmen ſteh'n,
Wenn die Jaͤger heimlich lauſchen‚
Viele Rehe einſam geh'n.
Bin ein Reh, flieg' durch die Truͤmmer,
Ueber die Hoͤh',
Wo im Schnee
Still die letzten Gipfel ſchimmern‚
Folg' mir nicht, erjagſt mich nimmer!
Bin ein Voͤglein in den Luͤften,
Schwing' mich uͤber's blaue Meer,
Durch die Wolken von den Kluͤften
Fliegt kein Pfeil mehr bis hieher,
Und die Au'n und Felſenbogen,
Waldeseinſamkeit
Weit, wie weit,
Sind verſunken in die Wogen —
Ach, ich habe mich verflogen!
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