Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Oft wenn ich bläuliche Streifen Seh' über die Dächer fliehn, Sonnenschein draußen schweifen, Wolken am Himmel ziehn: Da treten mitten im Scherze Die Thränen ins Auge mir, Denn die mich lieben von Herzen Sind alle so weit von hier. III. Lied, mit Thränen halb geschrieben, Dorthin über Berg und Kluft, Wo die Liebste mein geblieben, Schwing' dich durch die blaue Luft! Ist sie roth und lustig, sage: Ich sey krank von Herzensgrund; Weint sie Nachts, sinnt still bei Tage, Ja dann sag: ich sey gesund! Ist vorbei ihr treues Lieben, Nun, so end' auch Lust und Noth, Und zu allen, die mich lieben, Fliege, sage: ich sey todt! IV. Ach Liebchen, dich ließ ich zurücke,
Mein liebes, herziges Kind, Da lauern viel Menschen voll Tücke, Die sind dir so feindlich gesinnt. Oft wenn ich blaͤuliche Streifen Seh' uͤber die Daͤcher fliehn, Sonnenſchein draußen ſchweifen, Wolken am Himmel ziehn: Da treten mitten im Scherze Die Thraͤnen ins Auge mir, Denn die mich lieben von Herzen Sind alle ſo weit von hier. III. Lied, mit Thraͤnen halb geſchrieben, Dorthin uͤber Berg und Kluft, Wo die Liebſte mein geblieben, Schwing' dich durch die blaue Luft! Iſt ſie roth und luſtig, ſage: Ich ſey krank von Herzensgrund; Weint ſie Nachts, ſinnt ſtill bei Tage, Ja dann ſag: ich ſey geſund! Iſt vorbei ihr treues Lieben, Nun, ſo end' auch Luſt und Noth, Und zu allen, die mich lieben, Fliege, ſage: ich ſey todt! IV. Ach Liebchen, dich ließ ich zuruͤcke,
Mein liebes, herziges Kind, Da lauern viel Menſchen voll Tuͤcke, Die ſind dir ſo feindlich geſinnt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0045" n="27"/> <lg n="3"> <l>Oft wenn ich blaͤuliche Streifen</l><lb/> <l>Seh' uͤber die Daͤcher fliehn,</l><lb/> <l>Sonnenſchein draußen ſchweifen,</l><lb/> <l>Wolken am Himmel ziehn:</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Da treten mitten im Scherze</l><lb/> <l>Die Thraͤnen ins Auge mir,</l><lb/> <l>Denn die mich lieben von Herzen</l><lb/> <l>Sind alle ſo weit von hier.</l><lb/> </lg> </lg> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">III.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Lied, mit Thraͤnen halb geſchrieben,</l><lb/> <l>Dorthin uͤber Berg und Kluft,</l><lb/> <l>Wo die Liebſte mein geblieben,</l><lb/> <l>Schwing' dich durch die blaue Luft!</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Iſt ſie roth und luſtig, ſage:</l><lb/> <l>Ich ſey krank von Herzensgrund;</l><lb/> <l>Weint ſie Nachts, ſinnt ſtill bei Tage,</l><lb/> <l>Ja dann ſag: ich ſey geſund!</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Iſt vorbei ihr treues Lieben,</l><lb/> <l>Nun, ſo end' auch Luſt und Noth,</l><lb/> <l>Und zu allen, die mich lieben,</l><lb/> <l>Fliege, ſage: ich ſey todt!</l><lb/> </lg> </lg> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq">IV.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ach Liebchen, dich ließ ich zuruͤcke,</l><lb/> <l>Mein liebes, herziges Kind,</l><lb/> <l>Da lauern viel Menſchen voll Tuͤcke,</l><lb/> <l>Die ſind dir ſo feindlich geſinnt.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [27/0045]
Oft wenn ich blaͤuliche Streifen
Seh' uͤber die Daͤcher fliehn,
Sonnenſchein draußen ſchweifen,
Wolken am Himmel ziehn:
Da treten mitten im Scherze
Die Thraͤnen ins Auge mir,
Denn die mich lieben von Herzen
Sind alle ſo weit von hier.
III.
Lied, mit Thraͤnen halb geſchrieben,
Dorthin uͤber Berg und Kluft,
Wo die Liebſte mein geblieben,
Schwing' dich durch die blaue Luft!
Iſt ſie roth und luſtig, ſage:
Ich ſey krank von Herzensgrund;
Weint ſie Nachts, ſinnt ſtill bei Tage,
Ja dann ſag: ich ſey geſund!
Iſt vorbei ihr treues Lieben,
Nun, ſo end' auch Luſt und Noth,
Und zu allen, die mich lieben,
Fliege, ſage: ich ſey todt!
IV.
Ach Liebchen, dich ließ ich zuruͤcke,
Mein liebes, herziges Kind,
Da lauern viel Menſchen voll Tuͤcke,
Die ſind dir ſo feindlich geſinnt.
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