Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Find' ich's wieder jetzt voll Bangen: Werd' ich wunderbar gerührt, Denn so lang ist das vergangen, Was mich zu dem Lied verführt. Diese Wolken ziehen weiter, Alle Vögel sind erweckt, Und die Gegend glänzet heiter, Weit und fröhlich aufgedeckt. Regen flüchtig abwärts gehen, Scheint die Sonne zwischendrein, Und dein Haus, dein Garten stehen Ueber'm Wald im stillen Schein. Doch du harrst nicht mehr mit Schmerzen, Wo so lang' dein Liebster sey -- Und mich tödtet noch im Herzen Dieser Schmerzen Zauberei. VII. Mit meinem Saitenspiele, Das schön geklungen hat, Komm' ich durch Länder viele Zurück in diese Stadt. Ich ziehe durch die Gassen,
So finster ist die Nacht, Und alles so verlassen, Hatt's anders mir gedacht. Find' ich's wieder jetzt voll Bangen: Werd' ich wunderbar geruͤhrt, Denn ſo lang iſt das vergangen, Was mich zu dem Lied verfuͤhrt. Dieſe Wolken ziehen weiter, Alle Voͤgel ſind erweckt, Und die Gegend glaͤnzet heiter, Weit und froͤhlich aufgedeckt. Regen fluͤchtig abwaͤrts gehen, Scheint die Sonne zwiſchendrein, Und dein Haus, dein Garten ſtehen Ueber'm Wald im ſtillen Schein. Doch du harrſt nicht mehr mit Schmerzen, Wo ſo lang' dein Liebſter ſey — Und mich toͤdtet noch im Herzen Dieſer Schmerzen Zauberei. VII. Mit meinem Saitenſpiele, Das ſchoͤn geklungen hat, Komm' ich durch Laͤnder viele Zuruͤck in dieſe Stadt. Ich ziehe durch die Gaſſen,
So finſter iſt die Nacht, Und alles ſo verlaſſen, Hatt's anders mir gedacht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0048" n="30"/> <lg n="5"> <l>Find' ich's wieder jetzt voll Bangen:</l><lb/> <l>Werd' ich wunderbar geruͤhrt,</l><lb/> <l>Denn ſo lang iſt das vergangen,</l><lb/> <l>Was mich zu dem Lied verfuͤhrt.</l><lb/> </lg> <lg n="6"> <l>Dieſe Wolken ziehen weiter,</l><lb/> <l>Alle Voͤgel ſind erweckt,</l><lb/> <l>Und die Gegend glaͤnzet heiter,</l><lb/> <l>Weit und froͤhlich aufgedeckt.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Regen fluͤchtig abwaͤrts gehen,</l><lb/> <l>Scheint die Sonne zwiſchendrein,</l><lb/> <l>Und dein Haus, dein Garten ſtehen</l><lb/> <l>Ueber'm Wald im ſtillen Schein.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Doch du harrſt nicht mehr mit Schmerzen,</l><lb/> <l>Wo ſo lang' dein Liebſter ſey —</l><lb/> <l>Und mich toͤdtet noch im Herzen</l><lb/> <l>Dieſer Schmerzen Zauberei.</l><lb/> </lg> </lg> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#aq #b">VII</hi> <hi rendition="#b">.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Mit meinem Saitenſpiele,</l><lb/> <l>Das ſchoͤn geklungen hat,</l><lb/> <l>Komm' ich durch Laͤnder viele</l><lb/> <l>Zuruͤck in dieſe Stadt.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Ich ziehe durch die Gaſſen,</l><lb/> <l>So finſter iſt die Nacht,</l><lb/> <l>Und alles ſo verlaſſen,</l><lb/> <l>Hatt's anders mir gedacht.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [30/0048]
Find' ich's wieder jetzt voll Bangen:
Werd' ich wunderbar geruͤhrt,
Denn ſo lang iſt das vergangen,
Was mich zu dem Lied verfuͤhrt.
Dieſe Wolken ziehen weiter,
Alle Voͤgel ſind erweckt,
Und die Gegend glaͤnzet heiter,
Weit und froͤhlich aufgedeckt.
Regen fluͤchtig abwaͤrts gehen,
Scheint die Sonne zwiſchendrein,
Und dein Haus, dein Garten ſtehen
Ueber'm Wald im ſtillen Schein.
Doch du harrſt nicht mehr mit Schmerzen,
Wo ſo lang' dein Liebſter ſey —
Und mich toͤdtet noch im Herzen
Dieſer Schmerzen Zauberei.
VII.
Mit meinem Saitenſpiele,
Das ſchoͤn geklungen hat,
Komm' ich durch Laͤnder viele
Zuruͤck in dieſe Stadt.
Ich ziehe durch die Gaſſen,
So finſter iſt die Nacht,
Und alles ſo verlaſſen,
Hatt's anders mir gedacht.
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