Und die Nächte von Guitarren Und Gesängen weich erschallen, Daß der wunderliche Alte Wie verrückt beginnt zu tanzen. Die Prinzessin schmückt mit Kränzen Wieder sich die schönen Haare, Und die vollen Kränze glänzen Und sie blickt verlangend nieder.
Doch die alten Helden alle, Draußen vor der Burg gelagert, Saßen dort im Morgenglanze, Die das schöne Kind bewachten. An das Thor die Freier kamen Nun gesprengt, gehüpft, gelaufen, Ritter, Jäger, Provenzalen, Bunte, helle, lichte Haufen. Und vor allen junge Recken Stolzen Blicks den Berg berannten, Die die alten Helden weckten, Sie vertraulich Brüder nannten. Doch wie diese uralt blicken, An die Eisenbrust geschlossen, Brüderlich die Jungen drücken, Fallen die erdrückt zu Boden. Andre lagern sich zum Alten, Graust ihn'n gleich bei seinen Mienen, Ordnen sein verworr'nes Walten, Daß es jedem wohlgefiele; Doch sie fühlen schauernd balde,
Und die Naͤchte von Guitarren Und Geſaͤngen weich erſchallen, Daß der wunderliche Alte Wie verruͤckt beginnt zu tanzen. Die Prinzeſſin ſchmuͤckt mit Kraͤnzen Wieder ſich die ſchoͤnen Haare, Und die vollen Kraͤnze glaͤnzen Und ſie blickt verlangend nieder.
Doch die alten Helden alle, Draußen vor der Burg gelagert, Saßen dort im Morgenglanze, Die das ſchoͤne Kind bewachten. An das Thor die Freier kamen Nun geſprengt, gehuͤpft, gelaufen, Ritter, Jaͤger, Provenzalen, Bunte, helle, lichte Haufen. Und vor allen junge Recken Stolzen Blicks den Berg berannten, Die die alten Helden weckten, Sie vertraulich Bruͤder nannten. Doch wie dieſe uralt blicken, An die Eiſenbruſt geſchloſſen, Bruͤderlich die Jungen druͤcken, Fallen die erdruͤckt zu Boden. Andre lagern ſich zum Alten, Grauſt ihn'n gleich bei ſeinen Mienen, Ordnen ſein verworr'nes Walten, Daß es jedem wohlgefiele; Doch ſie fuͤhlen ſchauernd balde,
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Und die Naͤchte von Guitarren
Und Geſaͤngen weich erſchallen,
Daß der wunderliche Alte
Wie verruͤckt beginnt zu tanzen.
Die Prinzeſſin ſchmuͤckt mit Kraͤnzen
Wieder ſich die ſchoͤnen Haare,
Und die vollen Kraͤnze glaͤnzen
Und ſie blickt verlangend nieder.
Doch die alten Helden alle,
Draußen vor der Burg gelagert,
Saßen dort im Morgenglanze,
Die das ſchoͤne Kind bewachten.
An das Thor die Freier kamen
Nun geſprengt, gehuͤpft, gelaufen,
Ritter, Jaͤger, Provenzalen,
Bunte, helle, lichte Haufen.
Und vor allen junge Recken
Stolzen Blicks den Berg berannten,
Die die alten Helden weckten,
Sie vertraulich Bruͤder nannten.
Doch wie dieſe uralt blicken,
An die Eiſenbruſt geſchloſſen,
Bruͤderlich die Jungen druͤcken,
Fallen die erdruͤckt zu Boden.
Andre lagern ſich zum Alten,
Grauſt ihn'n gleich bei ſeinen Mienen,
Ordnen ſein verworr'nes Walten,
Daß es jedem wohlgefiele;
Doch ſie fuͤhlen ſchauernd balde,
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Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/484>, abgerufen am 18.06.2024.
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