Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.Die Spielleut' musizirten, Sie sann gar mancherlei, Die Töne sie so rührten, Als müßt' das Herz entzwei. Da trat ihr Bräut'gam süße Zu ihr aus stiller Nacht, So freundlich er sie grüßte, Daß ihr das Herze lacht. Er sprach: "Was willst Du weinen, Weil alle fröhlich sein? Die Stern' so helle scheinen, So lustig geht der Rhein. Das Kränzlein in den Haaren Steht Dir so wunderfein, Wir wollen etwas fahren Hinunter auf dem Rhein." Zum Kahn folgt' sie behende, Setzt sich ganz vorne hin, Er setzt' sich an das Ende Und ließ das Schifflein zieh'n. Sie sprach: "Die Töne kommen
Verworren durch den Wind, Die Fenster sind verglommen, Wir fahren so geschwind. Die Spielleut' muſizirten, Sie ſann gar mancherlei, Die Toͤne ſie ſo ruͤhrten, Als muͤßt' das Herz entzwei. Da trat ihr Braͤut'gam ſuͤße Zu ihr aus ſtiller Nacht, So freundlich er ſie gruͤßte, Daß ihr das Herze lacht. Er ſprach: „Was willſt Du weinen, Weil alle froͤhlich ſein? Die Stern' ſo helle ſcheinen, So luſtig geht der Rhein. Das Kraͤnzlein in den Haaren Steht Dir ſo wunderfein, Wir wollen etwas fahren Hinunter auf dem Rhein.“ Zum Kahn folgt' ſie behende, Setzt ſich ganz vorne hin, Er ſetzt' ſich an das Ende Und ließ das Schifflein zieh'n. Sie ſprach: „Die Toͤne kommen
Verworren durch den Wind, Die Fenſter ſind verglommen, Wir fahren ſo geſchwind. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0494" n="476"/> <lg type="poem"> <l>Die Spielleut' muſizirten,</l><lb/> <l>Sie ſann gar mancherlei,</l><lb/> <l>Die Toͤne ſie ſo ruͤhrten,</l><lb/> <l>Als muͤßt' das Herz entzwei.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Da trat ihr Braͤut'gam ſuͤße</l><lb/> <l>Zu ihr aus ſtiller Nacht,</l><lb/> <l>So freundlich er ſie gruͤßte,</l><lb/> <l>Daß ihr das Herze lacht.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Er ſprach: „Was willſt Du weinen,</l><lb/> <l>Weil alle froͤhlich ſein?</l><lb/> <l>Die Stern' ſo helle ſcheinen,</l><lb/> <l>So luſtig geht der Rhein.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Das Kraͤnzlein in den Haaren</l><lb/> <l>Steht Dir ſo wunderfein,</l><lb/> <l>Wir wollen etwas fahren</l><lb/> <l>Hinunter auf dem Rhein.“</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Zum Kahn folgt' ſie behende,</l><lb/> <l>Setzt ſich ganz vorne hin,</l><lb/> <l>Er ſetzt' ſich an das Ende</l><lb/> <l>Und ließ das Schifflein zieh'n.</l><lb/> </lg> <lg type="poem"> <l>Sie ſprach: „Die Toͤne kommen</l><lb/> <l>Verworren durch den Wind,</l><lb/> <l>Die Fenſter ſind verglommen,</l><lb/> <l>Wir fahren ſo geſchwind.</l><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [476/0494]
Die Spielleut' muſizirten,
Sie ſann gar mancherlei,
Die Toͤne ſie ſo ruͤhrten,
Als muͤßt' das Herz entzwei.
Da trat ihr Braͤut'gam ſuͤße
Zu ihr aus ſtiller Nacht,
So freundlich er ſie gruͤßte,
Daß ihr das Herze lacht.
Er ſprach: „Was willſt Du weinen,
Weil alle froͤhlich ſein?
Die Stern' ſo helle ſcheinen,
So luſtig geht der Rhein.
Das Kraͤnzlein in den Haaren
Steht Dir ſo wunderfein,
Wir wollen etwas fahren
Hinunter auf dem Rhein.“
Zum Kahn folgt' ſie behende,
Setzt ſich ganz vorne hin,
Er ſetzt' ſich an das Ende
Und ließ das Schifflein zieh'n.
Sie ſprach: „Die Toͤne kommen
Verworren durch den Wind,
Die Fenſter ſind verglommen,
Wir fahren ſo geſchwind.
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