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Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.

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Einer doch muß tief erblassen,
Goldne Träume, Sternenlust
Wollten ewig ihn nicht lassen --
Sehnt sich einsam nun die Brust.
Und aus solcher Schmerzen Schwellen,
Was so lange dürstend rang,
Will an's Licht nun rastlos quellen,
Stürzend mit den Wasserfällen,
Himmelstäubend, jubelnd, bang,
Nach der Ferne sanft zu ziehen,
Wo so himmlisch Rufen sang,
Ach! nach tiefern Melodieen.
Blüthen licht' nun Blüthen drängen,
Daß er möcht' vor Glanz erblinden;
In den dunklen Zaubergängen,
Von den eigenen Gesängen
Hold gelockt, kann er nicht finden
Aus dem Labyrinth der Brust.
Alles, alles will's verkünden
In den Wogen süßer Lust.
Doch durch dieses Rauschen wieder
Hört er heimlich Stimmen ziehen,
Wie ein Fall verlorner Lieder
Und er schaut betroffen nieder:
"Wenn die Klänge nah'n und fliehen
In den Wogen süßer Lust,
Ach! nach tiefern Melodieen
Sehnt sich einsam oft die Brust!"

Einer doch muß tief erblaſſen,
Goldne Traͤume, Sternenluſt
Wollten ewig ihn nicht laſſen —
Sehnt ſich einſam nun die Bruſt.
Und aus ſolcher Schmerzen Schwellen,
Was ſo lange duͤrſtend rang,
Will an's Licht nun raſtlos quellen,
Stuͤrzend mit den Waſſerfaͤllen,
Himmelſtaͤubend, jubelnd, bang,
Nach der Ferne ſanft zu ziehen,
Wo ſo himmliſch Rufen ſang,
Ach! nach tiefern Melodieen.
Bluͤthen licht' nun Bluͤthen draͤngen,
Daß er moͤcht' vor Glanz erblinden;
In den dunklen Zaubergaͤngen,
Von den eigenen Geſaͤngen
Hold gelockt, kann er nicht finden
Aus dem Labyrinth der Bruſt.
Alles, alles will's verkuͤnden
In den Wogen ſuͤßer Luſt.
Doch durch dieſes Rauſchen wieder
Hoͤrt er heimlich Stimmen ziehen,
Wie ein Fall verlorner Lieder
Und er ſchaut betroffen nieder:
Wenn die Klaͤnge nah'n und fliehen
In den Wogen ſuͤßer Luſt,
Ach! nach tiefern Melodieen
Sehnt ſich einſam oft die Bruſt!“

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[63/0081] Einer doch muß tief erblaſſen, Goldne Traͤume, Sternenluſt Wollten ewig ihn nicht laſſen — Sehnt ſich einſam nun die Bruſt. Und aus ſolcher Schmerzen Schwellen, Was ſo lange duͤrſtend rang, Will an's Licht nun raſtlos quellen, Stuͤrzend mit den Waſſerfaͤllen, Himmelſtaͤubend, jubelnd, bang, Nach der Ferne ſanft zu ziehen, Wo ſo himmliſch Rufen ſang, Ach! nach tiefern Melodieen. Bluͤthen licht' nun Bluͤthen draͤngen, Daß er moͤcht' vor Glanz erblinden; In den dunklen Zaubergaͤngen, Von den eigenen Geſaͤngen Hold gelockt, kann er nicht finden Aus dem Labyrinth der Bruſt. Alles, alles will's verkuͤnden In den Wogen ſuͤßer Luſt. Doch durch dieſes Rauſchen wieder Hoͤrt er heimlich Stimmen ziehen, Wie ein Fall verlorner Lieder Und er ſchaut betroffen nieder: „Wenn die Klaͤnge nah'n und fliehen In den Wogen ſuͤßer Luſt, Ach! nach tiefern Melodieen Sehnt ſich einſam oft die Bruſt!“

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Zitationshilfe: Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eichendorff_gedichte_1837/81>, abgerufen am 24.11.2024.