Eichendorff, Joseph von: Gedichte. Berlin, 1837.O Herr! gib Demuth denen, die da irren, Daß, wenn ihr' Künste all' zu Schanden werden, Sie thöricht nicht den Gott in sich verfluchen! Begeisterung, was falsch ist, zu entwirren, Und Freudigkeit, wo's öde wird auf Erden, Verleihe denen, die dich redlich suchen! III. Ein Wunderland ist oben aufgeschlagen, Wo gold'ne Ströme geh'n und dunkel schallen, Gesänge durch das Rauschen tief verhallen, Die möchten gern ein hohes Wort dir sagen.Viel goldne Brücken sind dort kühn geschlagen, Darüber alte Brüder sinnend wallen -- Wenn Töne wie im Frühlingsregen fallen, Befreite Sehnsucht will dorthin dich tragen.Wie bald läg' unten alles Bange, Trübe, Du strebtest lauschend, blicktest nicht mehr nieder, Und höher winket stets der Brüder Liebe: Wen einmal so berührt die heil'gen Lieder, Sein Leben taucht in die Musik der Sterne, Ein ewig Zieh'n in wunderbare Ferne! 5 *
O Herr! gib Demuth denen, die da irren, Daß, wenn ihr' Kuͤnſte all' zu Schanden werden, Sie thoͤricht nicht den Gott in ſich verfluchen! Begeiſterung, was falſch iſt, zu entwirren, Und Freudigkeit, wo's oͤde wird auf Erden, Verleihe denen, die dich redlich ſuchen! III. Ein Wunderland iſt oben aufgeſchlagen, Wo gold'ne Stroͤme geh'n und dunkel ſchallen, Geſaͤnge durch das Rauſchen tief verhallen, Die moͤchten gern ein hohes Wort dir ſagen.Viel goldne Bruͤcken ſind dort kuͤhn geſchlagen, Daruͤber alte Bruͤder ſinnend wallen — Wenn Toͤne wie im Fruͤhlingsregen fallen, Befreite Sehnſucht will dorthin dich tragen.Wie bald laͤg' unten alles Bange, Truͤbe, Du ſtrebteſt lauſchend, blickteſt nicht mehr nieder, Und hoͤher winket ſtets der Bruͤder Liebe: Wen einmal ſo beruͤhrt die heil'gen Lieder, Sein Leben taucht in die Muſik der Sterne, Ein ewig Zieh'n in wunderbare Ferne! 5 *
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O Herr! gib Demuth denen, die da irren,
Daß, wenn ihr' Kuͤnſte all' zu Schanden werden,
Sie thoͤricht nicht den Gott in ſich verfluchen!
Begeiſterung, was falſch iſt, zu entwirren,
Und Freudigkeit, wo's oͤde wird auf Erden,
Verleihe denen, die dich redlich ſuchen!
III.
Ein Wunderland iſt oben aufgeſchlagen,
Wo gold'ne Stroͤme geh'n und dunkel ſchallen,
Geſaͤnge durch das Rauſchen tief verhallen,
Die moͤchten gern ein hohes Wort dir ſagen.
Viel goldne Bruͤcken ſind dort kuͤhn geſchlagen,
Daruͤber alte Bruͤder ſinnend wallen —
Wenn Toͤne wie im Fruͤhlingsregen fallen,
Befreite Sehnſucht will dorthin dich tragen.
Wie bald laͤg' unten alles Bange, Truͤbe,
Du ſtrebteſt lauſchend, blickteſt nicht mehr nieder,
Und hoͤher winket ſtets der Bruͤder Liebe:
Wen einmal ſo beruͤhrt die heil'gen Lieder,
Sein Leben taucht in die Muſik der Sterne,
Ein ewig Zieh'n in wunderbare Ferne!
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